Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Winter (German Edition)
neben ihr an der Wand hing. "Ich freue mich, wenn man über mich lacht."
"Ha!", fauchte die Fratze, "und ich freue mich, wenn sich alle fürchten."
"Warum?", fragte das Clownsgesicht.
"Weil es mein Job ist, böse Geister zu vertreiben", antwortete die Fratzenmaske.
"Böse Geister? Kinder sind doch keine bösen Geister! Außerdem habe ich noch nie böse Geister gesehen. Du etwa?"
Die Fratze zögerte.
"Nein", sagte sie dann, "eigentlich nicht." Sie begann zu stottern. "E-es ist nur, weil sie schon wegrennen, b-b-bevor sie mir in die Quere kommen. Wozu sonst feiert man Fasching, wenn nicht zum Geister vertreiben?"
"Zum Spaß haben", antwortete das Clownsgesicht, "zum 'Verrückte-Sachen-machen, zum Fröhlichsein. Aber das verstehst du nicht."
"Vielleicht", sagte die Fratzenmaske gar nicht mehr so böse, "will ich auch einmal fröhlich sein. Oder glaubst du, es macht Freude, wenn die Kinder meinetwegen weinen?"
"Das hast du aber vorhin gesagt", erinnerte das Clownsgesicht.
Die Fratze wurde verlegen. "Man sagt manches, was man nicht so meint. Doch sieh mich an! Wie kann ich mit diesem Gesicht fröhlich sein?"
Tja, das ist eine schwierige Frage. Das Clownsgesicht dachte nach.
"Ich habe eine Idee", sagte es schließlich. "Wir tauschen. Ich leihe dir meinen lachenden Mund, und du gibst mir dein Miesepetergrinsen. Du wirst sehen, wie lustig das ist."
Gesagt, getan. Ohne weiter nachzudenken, tauschten die beiden Masken ihre unteren Gesichtshälften aus.
Beim Faschingszug dann mischten sich zwei komische Figuren unter das Narrenvolk. Ein Clown, der tränentraurig in die Welt blickte und eine grausige Fratzenmaske, die aufgesetzt fröhlich vor sich hin grinste und ganz schön dämlich dabei aussah.
Stundenlang liefen diese beiden Gestalten durch die Straßen und wunderten sich. Niemand sah sich nach ihnen um, keiner lachte, keiner lief erschreckt davon. Immer wieder versuchte die lieb grinsende Fratze, jemanden zum Lachen zu bringen. Immer wieder bemühte sich das Clownsgesicht, grausig auszusehen. Nichts. Ein grausiger Clown und eine liebe Fratze passten nicht zum Fasching. Da gab es nur liebe, lustige Clownsgesichter und grausig hässliche Fratzen.
"Gib mir mein Lachen wieder!“, sagte der Clown zur Fratze.
"Ich will mein Fratzengrinsen zurückhaben!“, heulte die Fratzenmaske.
Schnell tauschten sie und dann war Fasching wieder richtig Fasching für die beiden Maskenköpfe. Das Clownsgesicht hatte einen Riesenspaß, wenn Kinder über seine Faxen lachten, und die Fratzenmaske genoss es, Grauen zu verbreiten. Außerdem, wer weiß, vielleicht waren ja doch auch ein paar böse Geister unterwegs?
Die Fastnachtswette
Papa hatte keine Lust auf Fasching. Auch mochte er nicht mit zum Faschingsumzug gehen.
„Komm doch mit!", bettelten Anna und Mara. "Bitte, bitte!"
Aber immer wieder brummelte Papa: "Nein, meine Süßen. Ich bin müde.“
Anna und Mara bettelten und schmeichelten, Papa aber tat, als höre er es nicht.
"Ich wette", sagte Anna auf einmal, "dass du doch mitkommst."
"Schon verloren", grinste Papa. "Mich legt ihr nicht herein."
"Und wenn wir es doch schaffen?", fragte Mara.
"Hoho! Keine zehn Pferde bringen mich heute aus dem Haus. Ihr könnt es ruhig probieren", antwortete Papa.
"Mit allen Tricks?", fragte Anna.
"Ja doch!“, sagte Papa ungeduldig. "Mit allen Tricks der Welt."
Hm. Die Schwestern dachten nach. Wie könnten sie Papa übertölpeln? Wenn es nicht mal zehn Pferde schafften, ihn zum Fasching zu überreden?
"Zehn Pferde nicht!“, sagte Anna. "Aber Großtante Ida!"
„Wieso Großtante Ida?", wunderte sich Mara. Die nämlich mochte Papa auf den Tod nicht leiden, weil sie immer alles besser wusste.
"Ganz einfach", grinste Anna, und sie tuschelte Mara ihren Plan ins Ohr. Dann ging sie ins Wohnzimmer und baute sich vor Papa auf.
"Ich gehe schon mal los“, sagte sie laut. „Meine Freunde warten.“
"Na, dann tschüs, meine Süße", rief ihr Papa hinterher. "Und amüsiere dich gut!" Dann legte er sich faul mit seiner Zeitung aufs Sofa.
Wenig später, als Mara und Mama auch gehen wollte, läutete das Telefon. Mara nahm den Hörer ab. Es war Anna.
„Hallo Tante Ida!", flötete Mara ins Telefon. "Guten Tag... Ja, mir geht es gut. Ich gehe jetzt gleich mit Mama und Anna zum Faschingsumzug. ... Oh, du willst uns besuchen? Schade... Papa? Ja, der ist da... Ich sage ihm Bescheid, dass du kommst. Tschüs, Tante Ida."
Puh! Mara wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nur schwer konnte
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