Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Winter (German Edition)
Winteranfang - Der Schneeprinz hält Einzug
Vorwort
So richtig Winter wird es erst, wenn der Schneeprinz mit seinem Gefolge bei uns Einzug hält. Dann, wenn Dächer, Straßen, Wiesen und Felder tief verschneit und die Seen zugefroren sind, wenn Eiszapfen silbrig von Dachrinnen und Felsen herunter wachsen und die Bäume von Schnee und Reif weiß gepudert sind, fühlt man sich so richtig winterfröhlich. Ein sehr schönes Gefühl ist das!
Ringsherum draußen ist es glitzerweiß wie im schönsten Traum. Klar, da macht es großen Spaß, durch die Schneewelt zu toben, Schlitten zu fahren oder einen Schneemann zu bauen. Selbst wenn die Luft klirrig kalt ist und der Atem wie eine kleine Dampfwolke aus Nasen und Mündern weht, stört das dann nicht. Es ist auch nicht schlimm, wenn Nase und Finger rasch steif gefroren sind. Dann nämlich ist es um so schöner, wenn man aus der Kälte ins warme Zimmer kommt und eine heiße Schokolade, einen dampfenden Tee oder einen duftenden Bratapfel genießen kann. Hmmm! Das schmeckt! So richtig nach Winter!
Daran denken die Kinder oft, und wenn im Herbst die ersten Nebel aufsteigen und die Bäume ihre Blätter verlieren, sagen sie mit einem tiefen Seufzer: "Ach, wenn doch bald Winter wäre, ja, schön wäre das...!“
Wenn der Schneeprinz dies hört, freut er sich wie ein Schneekönig.
"Die Kinder!“, ruft er. "Hört ihr? Sie warten auf uns!"
Schnell weckt er seine Schwestern, die Schneeprinzessinnen, die Reiffürstin, den Eisgrafen, und die vielen kleinen Eis- und Schneegeister, und alle freuen sich. "Hoho! Juchhu! Jippieh! Bald wird Winter sein, und die Kinder warten auf uns. Juchhuuu...!"
Dann feiern die Wintergeister im Winterwolkenschloss erst einmal ein fröhliches Familienfest. Alle treffen sich nach dem langen Sommerschlaf. Es wird getanzt, gelacht, und Pläne werden gemacht für die Winterzeit. Am Ende des Festes dann brechen sie auf zu ihrer weiten Reise auf die Erde. Ja, und dann dauert es nicht mehr lange, und die ersten Schneeflocken wirbeln durch die Luft.
Wie glücklich sind da die Kinder! Juchhuuu! Der Winter ist da! Und alle freuen sich. Klar, wie die Schneekönige!
Es war einmal?
Es war ein kalter, nasser, dunkler Frühwintertag und Opa tröstete Pia mit heißem Kakao, Rosinenbrötchen und einer neuen Geschichte.
"Es war einmal, so fangen alle Märchen an...", begann er. "Und so beginnt auch ..."
"Es war einmal? Ist dieses 'war' auch 'wahr'?", unterbrach ihn Pia, die heute wieder einmal alles ganz genau wissen wollte.
Opa sah Pia an. Er lächelte. Dann ging er zum Fenster und deutete hinaus. "Was siehst du, wenn du nach draußen schaust?", fragte er.
"Ich sehe Dächer, den Kirchturm und den Himmel", antwortete Pia.
"Und ich sehe das Taubenpärchen“, sagte Opa. „Es sitzt auf dem Kirchendach und unterhält sich gurrend über den alten Mann, der jeden Tag pünktlich um elf Uhr mit leckerem Taubenfutter kommt. Und dann ist da eine Frau. Sie steht am Dachfenster im siebten Haus unten links und muss eine wichtige Entscheidung treffen. Sie möchte gerade ..."
Wieder unterbrach ihn Pia. "Du schwindelst!", rief sie. "Tauben reden nicht. Ich sehe auch keine Frau. Und wenn sie da wäre, wüsstest du ganz bestimmt nicht, worüber sie gerade nachdenkt. Oder bist du ein Hellseher?"
"Vielleicht." Opa lächelte. "Mein Kopf verrät mir gerade jetzt eine Geschichte über das Taubenpärchen und über diese Frau."
Pia sah wieder Pia aus dem Fenster. "Ich sehe nur Dächer und keine sprechenden Tauben und auch keine Frauen, die nachdenken und überhaupt, ich ..."
Sie hielt inne, grinste und sagte dann: "Aber ich sehe einen Jungen. Er sitzt auf einem Drachen, der ein Glücksdrache ist, und reitet mit ihm um den Kirchturm."
Opa blickte zum Kirchturm hinüber. "Stimmt", sagte er. "Jetzt sehe ich ihn auch. Wohin die beiden wohl reisen mögen?"
"Ist doch klar", meinte Pia. "Sie sind auf dem Weg ins Tal der verlorenen Buchstaben. Der Junge hat nämlich das 'h' verloren und das möchte er gerne wiederhaben. Der Glücksdrache hilft ihm dabei."
"Das 'h'?", staunte Opa.
Pia nickte. "Ja! Das 'h'. Es fehlt in dem Satz "'Das Märchen war wa*r', und ohne das 'h' wäre es eine Lügengeschichte, oder?"
Vom festlichen Monat Dezember
"Ich bin der Letzte!"
Der Dezember betrachtete sich in der spiegelnden Fläche des großen Meeres. "Und irgendwie sehe ich auch danach aus: alt und faltig." Er runzelte die Stirn, dann klatschte er in die Hände und weckte seine Monatskollegen aus
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