Holly greift nach den Sternen

sich alle eifrig vor.
    Mit Höflichkeit und Charme erzielte man bessere Ergebnisse als mit einem Wutausbruch.
    »Tegan, hattest du schon die Möglichkeit, meinen Lebenslauf vorzubereiten?«, fragte sie und zwang sich, einen Schluck von dem Mineralwasser zu trinken, das Derek ihr eingegossen hatte. Hoffentlich war es gefiltert, sonst würde sie noch vor dem Mittagessen einen Ausschlag kriegen.
    Ihr Lebenslauf wurde wunschgemäß an alle verteilt, aber bevor ihn jemand lesen konnte, klatschte Holly in die Hände. »Vielleicht wäre es besser, wenn ich euch selbst über die wichtigsten Einzelheiten informiere. Okay, Leute?«
    Bevor jemand widersprechen konnte - und Widerspruch war nicht Teil der Abmachung -, legte Holly los.
    »Schon mit achtzehn Monaten habe ich im Licht der Öffentlichkeit gestanden. Damals erschien der erste Werbespot mit mir. Mit drei Jahren bekam ich die Rolle der Judy, der jüngsten Tochter der Starr Family . Das war fünf Jahre lang die quotenstärkste Sitcom in den USA. Als sie eingestellt wurde, spielte ich in den folgenden vier Jahren die Hauptrolle in meiner eigenen Show: Hollys Haus . Ich bin die jüngste Emmy-Gewinnerin aller Zeiten, die Show lief in fünfundvierzig Ländern; die Holly-Modepuppe war 1998 das meistverkaufte Spielzeug. Außerdem hatte ich die Hauptrolle in Little Girl Lost. Der zweite Teil von Little Girl Lost spielte in London und war 1997 der finanziell erfolgreichste Spielfilm der USA. Und wisst ihr, was dann passiert ist?«
    Derek hüstelte. »Na ja, Hollys Haus wurde abgesetzt...«
    Keine gute Bemerkung. Holly verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte dünn. »Ich wurde älter. Ich kam in die Pubertät und die war nicht nett zu mir. Als ich damit durch war, gab es O. C., California und die Olsen-Zwillinge. Und dann gab es da noch die... hm, unerfreulichen Ereignisse in meiner Familie und jetzt bekomme ich in den Szenelokalen keinen guten Tisch mehr. Daher: London, hier bin ich, macht das Beste draus!«
    Derek lächelte ermunternd; für einen Engländer hatte er erstklassige Zähne. »Es ist immer besser, diese Sachen persönlich zu hören, statt nur eine Handvoll trockener Fakten zu lesen. Also, warum sagst du uns nicht, was Fierce für dich tun kann?«
    »Zwei Dinge.« Holly musterte jeden Einzelnen im Raum eindringlich. »Wir müssen mich wieder berühmt machen und wir müssen mit mir viel Geld verdienen. Und zwar wirklich schnell. Oder sind das dann schon drei Dinge?«
    »Hm. Wir haben bereits über eine dreigleisige Strategie gesprochen, wie wir dich dem Publikum als ein neues, aufregend erwachsenes Talent vorstellen können«, antwortete Derek ruhig. »Schauspielern, modeln und ein paar Auftritte als Gastmoderatorin im Fernsehen...«
    »Ich will keine Krümel. Ich bin eine Marke. Ich bin eine Künstlerin. Ich werde auf keinen Fall in irgendeiner mitternächtlichen Show auftreten und das Video von einer Band vorstellen, von der noch nie jemand gehört hat«, knurrte Holly, aber sie lächelte dabei. Das hatte sie sich bei Amber abgeschaut, wenn die mit irgendwelchen hohen Tieren von den Filmstudios etwas aushandelte. »Ich kann singen, also verschafft mir eine Aufnahme mit ein paar echt angesagten Hip-Hop-Typen. Das hat bei Paris Hilton auch geklappt. Tegan, meine Liebe, vielleicht solltest du dir mal ein paar Notizen machen?«
    Gehorsam krakelte Tegan etwas auf ihren Schreibblock, während Derek Holly nachdenklich musterte. »Wir checken gerade die Möglichkeiten, wie wir die Unterstützung von ein paar Promis kriegen können.«
    »Die Möglichkeiten checken reicht nicht, wir müssen dafür sorgen, dass es klappt «, sagte Holly bestimmt. Also wirklich, wofür wollten diese Typen hier eigentlich bezahlt werden? »Ich möchte eine richtig fette japanische Fernsehwerbekampagne mit Riesenhonoraren. Tegan, Gwyneth Paltrow und Nicole Kidman haben so was gemacht. Kannst du uns mal rasch die Infos besorgen?«
    Derek machte den Mund auf, aber Holly hob die Hand, da sie noch lange nicht fertig war.
    »Denkt dran, Leute, ich hab diese olle Kamelle von dem ehemaligen Kinderstar so satt. Also keine Reportagen im Stil von ›Was macht sie heute?‹.«
    Jetzt durfte Derek von ihr aus reden.
    »Okay, wir wollen eine neue Fotoserie von dir machen. Die schicken wir dann an die Castingdirektoren und an die Presse. Vielleicht sollten wir mal einen Terminplan machen?«
    Das hörte sich schon besser an. Holly scrollte auf ihrem Sidekick mehrere leere Tage durch. »Ich bin mir