Holly greift nach den Sternen
Starr Family in einem gewesen.
»Haben die Sushi?«
»Keine Ahnung, aber vielleicht können wir englisches Essen kriegen, ähm, na ja, Fish und Chips oder Yorkshirepudding.« Candy hörte sich schon nicht mehr so begeistert an, was den Supermarkt betraf. »Egal, erst mal auspacken.«
Holly nickte. Auspacken würde sie wenigstens beschäftigen, auch wenn sie nicht gerade viel einzuräumen hatte. Doch Candy schwebte bereits zu ihrem Zimmer hinüber.
»He, ich hab das von deinem Dad gehört. Tut mir leid für dich«, rief sie noch. »Das war echt voll fies!«
Da waren Candy und sie sich zu guter Letzt doch noch in einer Sache einig.
2
D er gestrige Tag war irgendwie vorbeigehuscht - wie eine zeitweilige Funktionsstörung auf Hollys Radarschirm.
Nach dem Ausflug zum Sainsbury-Supermarkt (und jawohl, es gab Sushi, wenn auch ziemlich ungenießbar) waren sie zu dem Apartment zurückgeschlendert, zu der Wohnung, wie Lauren/Laura/Lara - wie auch immer sie hieß - es nannte.
Sie hatten dort Irina angetroffen, die wirklich sehr merkwürdig aussah: wirklich viel zu dürr und mit riesengroßen Sommersprossen, die sie sich schon vor Jahren hätte weglasern lassen sollen. Sie sprach auch kein richtiges Amerikanisch oder Englisch, sondern eine Art russischen Rap. Und sie hatte Holly angegafft wie ein Tier in einem Zoo.
Holly hatte sich gezwungenermaßen in ihr Zimmer zurückziehen und ihre Atemübungen machen müssen, um die aufsteigende Hysterie zu bekämpfen. Das hatte aber nicht so richtig geklappt, denn diese Laura hatte stundenlang am Telefon gehangen und in ihrem seltsam monotonen Dialekt gequasselt, und jetzt wusste Holly über einen gewissen Tom viel mehr, als sie wissen wollte, und war bestens darüber informiert, was er und Laura hinter einem Kricket-Pavillon, oder wie sie das genannt hatte, miteinander getrieben hatten.
Sie hatte das Gefühl gehabt, als würden die Wände sie erdrücken. Und obwohl sie eigentlich hundemüde hätte sein sollen, hatte sie sogar mit Augenmaske und Ohrenstöpsel nicht einschlafen können.
Jedes Mal wenn sie ihr Kopfkissen in Form geboxt oder die unangenehm raue Bettdecke wieder über sich gezerrt hatte, wurde sie von etwas anderem gestört. Ihr Verstand hatte gesummt wie eine wütende Biene und wollte sie zum Nachdenken über Dinge zwingen, die im Moment über ihre Kräfte gingen.
Sie hatte ein paar Stunden gedöst, aber um sieben Uhr früh hatte sie es aufgegeben und war ins Bad gegangen. Obwohl ihr England in vielerlei Hinsicht wie ein Entwicklungsland vorkam, gab es reichlich warmes Wasser. Ein erstklassiges Haar- und Hautpflegeprogramm war jetzt genau das, was sie brauchte, um sich völlig zu regenerieren, die bösen Geister zu verbannen und der Welt die Stirn zu bieten.
Nicht mal von der wild an die Tür klopfenden Laura ließ Holly sich aus der Ruhe bringen, da sie gerade mit einer äußerst heiklen Operation mit einer Pinzette beschäftigt war.
Mithilfe einiger Augentropfen und zwei Diätcoladosen strahlten ihre Augen dann wieder in dem üblichen klaren Blau. Sie zwängte sich in ihren weißen Armani -Hosenanzug, der die Botschaft vermittelte: »Ich bin sexy und scharf, aber ich bin auch die Herrin über mein eigenes Schicksal«. Die Leutchen bei Fierce würden so schnell nicht raffen, was sie da vom Hocker gerissen hatte.
Hollys kleines Team für die Operation Stardust, wie sie ihren Plan getauft hatte, wartete schon auf sie, als sie in den Konferenzraum von Fierce geführt wurde.
»Hallo, Leute«, zwitscherte sie beim Hereinkommen, entschlossen, alle zu bezaubern. »Ich freue mich echt, dass ich euch alle kennenlerne.«
Sie ging um den Tisch herum, schüttelte lächelnd Hände und zeigte ihre teure Zahnregulierung.
Da war Derek, der Direktor der Abteilung Talentsuche, mit dem sie telefoniert hatte. Er war fast eins neunzig und von ebenholzschwarzer Schönheit. Ein nervöses kleines Mädchen war die Assistentin von irgendjemandem - Holly versuchte sich krampfhaft an den Namen zu erinnern. Tegan, genau, Tegan. Schließlich noch dieser ungepflegte Typ in seinem zerknitterten Anzug: Das musste Mervyn sein, der Werbefritze, den sie engagiert hatte. Holly hoffte nur, dass er sich um die Pressearbeit besser kümmerte als um seine Klamotten, sonst würden sie Ärger bekommen.
Holly hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Sie kannte die Namen, verteilte kleine Komplimente - wie sehr sie ein Outfit, eine Frisur oder die letzte Kampagne mochte -, und als sie sich setzte, beugten
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