Holly greift nach den Sternen
ist schon unterschrieben.« Will knabberte unsicher an seinen Nägeln. »Wenigstens hab ich gedacht, er wäre unterschrieben. Mein Agent hat gesagt, sie würden es noch mal überschlafen wollen. Warum? Was hast du gehört?«
Brrr. Paranoide Schauspieler waren nicht auszuhalten und sie musste es ja wissen.
Holly tätschelte Wills Arm. »Nichts. Ein Freund von mir war auch scharf auf die Rolle, und das war der Grund, weshalb ich die Probeaufnahmen gekriegt hab. Reed hat mich gesehen, wie ich mit ihm das Skript durchgegangen bin.«
»Also, ich hoffe, du kriegst die Rolle. Die anderen beiden, die es bis in die engere Auswahl geschafft haben, kann ich nicht ausstehen«, gestand Will und zog eine Packung Zigaretten aus der Tasche. »Eine hat meinen besten Freund betrogen und die andere hat schrecklichen Mundgeruch. Weil sie sich irgendwie zu gut ist, um zum Zahnarzt zu gehen.«
Schon seltsam. Holly war kaum sechs Monate fort von L. A. und hatte fast vergessen, wie boshaft dort alle waren. Irgendwie hatte ihr das gefehlt.
»Tja, es war toll, dich wiederzusehen.« Sie hob den Kopf für das obligatorische Bussi. »Entschuldige, dass ich dich nicht gleich erkannt hab.«
»Das macht doch nichts, Baby. Und ich leg ein gutes Wort für dich ein. Schließlich hängt das ganze Projekt an meinem Namen - da hab ich auch was mitzureden. Bis dann, Holly.«
31
H olly hatte ja gar nicht erwartet, dass Reed anrufen und ihr seine Liebe gestehen oder die Rolle anbieten würde. Oder, ähm, beides.
Doch, sie hatte es erwartet und er hatte es nicht getan.
Eine Woche verging.
Dann noch eine.
Sie hing mit Irina ab und wurde in aller Förmlichkeit Javier vorgestellt, was hieß, dass sie auf dem Sofa saß, während sich die beiden eine Stunde lang zankten und angifteten.
Laura kam für drei Stunden angejettet. Das wäre lang genug gewesen, um ihr von der Küsserei mit Reed zu erzählen, aber Laura hätte es Candy weitergesagt. Dann hätte es zu einer Art Romeo-und-Julia-Nummer werden können, aber Holly verzichtete lieber darauf. Es wäre nur wahnsinnig nervtötend. Vor allem weil Candy wie eine kleine schwarze Wolke herumhing, was gewöhnlich bedeutete, dass Reed vorbeikam, aber offensichtlich hatten weder Hollys Küsse noch ihre Probeaufnahmen sein Interesse auf Dauer geweckt. Kein Wunder, dass sich die ganze Welt grau und feucht anfühlte.
Aber es war tatsächlich grau und feucht. Der Sommer in London war viel zu kurz gewesen und jetzt regnete es unaufhörlich. Holly blickte an einem Samstagmorgen aus den Wohnzimmerfenstern und wartete auf Tegan, die ihr die wöchentlichen Lebensmittelvorräte vorbeibringen sollte. Sie seufzte. Der Regen war eine Metapher für ihre Seele, oder so.
Hollys Träumerei wurde durch ihr Handy unterbrochen. Tegan hustete krächzend und verkündete: »Ich kann heute nicht für dich einkaufen.« Sie hustete wieder. »Ich hab eine Wahnsinnserkältung.«
»Du Ärmste«, gurrte Holly, weil sie in Sympathiebezeugungen echt gut war. »Ich hoffe, du liegst im warmen Bett.«
»Ich fühl mich beschissen«, klagte Tegan, und Holly verzog den Mund. Tegan war nett, aber sie war etwas zu mitteilsam.
»Kann vielleicht sonst jemand von Fierce meinen Einkauf machen?«, fragte Holly und betrachtete voller Abneigung die unaufhörlichen Regenströme. »Oder sie mir im Internet bestellen? Es wär schön, wenn sie innerhalb der nächsten Stunde geliefert würden, weil ich fast kein Soja- und Leinsamenbrot mehr dahabe.«
Es gab eine Pause, weil Tegan einen Hustenanfall bekam. Holly hoffte nur, dass die Viren nicht durch die Telefonleitung zu ihr krabbelten.
»Derek sagt, du könntest jetzt wieder selbst einkaufen«, teilte Tegan ihr mit. »Er sagt, du musst dem englischen Publikum ins Gesicht blicken, und er will dich um vier Uhr im Büro sehen.«
»Ich kann nicht raus, es regnet!« Holly musste ihre Empörung nicht spielen. »Und warum muss ich dem englischen Publikum ins Gesicht blicken, wenn es mich hasst? Und was will Derek mit mir an einem Samstagnachmittag?«
»Holly, vom Reden krieg ich Halsschmerzen«, krächzte Tegan. »Setz eine Mütze auf oder irgendwas.«
Und mit diesem patzigen Ratschlag wagte sie es aufzuhängen. Holly musste mit Derek mal dringend ein Wörtchen über sie reden.
Aber erst zog sie ihren Miu-Miu -Mantel an, weil es für Mr Chow Chow kein Tartar mehr gab, und öffnete vorsichtig die Haustür.
Mr Chow Chow war auch nicht besonders gut drauf. Er warf einen Blick auf das nasse Pflaster und
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