Holly greift nach den Sternen
behaupten würden - kompromittierenden Situation.
»Du...«, stieß sie entsetzt hervor.
»Du hast wie eine Tote geschlafen, deshalb hab ich dich hierhergetragen, aber du bist sehr anhänglich, wenn du schläfst«, sagte Reed schnell. Zu schnell für Hollys Geschmack. Und sie war überhaupt nicht anhänglich. »Ich konnte mich nicht befreien, deshalb hab ich auf der Decke geschlafen.«
Holly sah an sich runter. Sie trug nicht nur alle ihre Kleider, sondern jemand hatte sie auch noch in die Kaschmirdecke gewickelt, die immer am Fußende ihres Bettes lag. »Ja, aber...«
»Ich war der vollkommene Gentleman. Sogar als du mir beim Umdrehen den Ellenbogen ins Auge gehauen hast.«
Holly blinzelte verschlafen, während sie diese Information verdaute und erkannte, dass ihr wahrscheinlich nichts Böses zugestoßen war. Solange es keine fotografischen Beweise gab. Mit einem leisen Seufzer fiel ihr Kopf wieder auf das Kissen und plötzlich waren zwischen ihren und Reeds Augen nur noch fünf Zentimeter.
So nahe waren sie sich noch nie gekommen. Weder körperlich noch emotional oder wie auch immer. Trotz der dunklen Bartstoppeln hatte Reed eine makellose Haut, keine einzige vergrößerte Pore oder Mitesser weit und breit. Und sie beneidete ihn um diese langen schwarzen Wimpern, die seine Augen noch blauer erscheinen ließen. Holly nahm sich vor, mal zu googeln, ob es einen Hinweis darauf gab, dass er Kontaktlinsen trug.
Offensichtlich litt sie immer noch unter einem posttraumatischen Stresssyndrom, denn sie konnte gar nicht aufhören, Reed anzustarren. Und er starrte einfach zurück.
»Weißt du, eigentlich bist du wirklich hübsch. Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.«
Das war nett von ihm, aber es stimmte nicht. »Das ist nicht wahr«, flüsterte Holly. »Ich hab mich gehen lassen.«
So eine Unterhaltung konnte man nur im Flüsterton führen.
Beide sahen zu, wie Reed seine Hand hob, um ihr Gesicht zu berühren.
»Deine Sommersprossen sind echt süß«, bemerkte er ernst. Dann rollte er ein Stück weg. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
Wieder geschah etwas zwischen ihnen.
Zweifellos.
Wann hatte sie das erste Mal den Verdacht gehabt, dass er sie küssen wollte? Und er hatte recht, es gab mindestens 547 Gründe, weshalb das eine saublöde Idee war. Aber es gab auch zwei Gründe, weshalb das die beste Idee aller Zeiten war.
Sie wollte endlich einmal jemanden küssen und von jemandem geküsst werden, weil beide es wollten, und nicht weil jemand hinter der Kamera es ihnen befahl oder Fotografen auf einen endlosen, Schlagzeilen bringenden Clinch warteten.
Und der zweite Grund?
Holly stellte sich Candys Reaktion vor, wenn sie es herausfand, und mehr Motivation brauchte sie nicht, um den Abstand zu überbrücken und sanft mit ihren Lippen Reeds zu berühren.
Holly wusste, wie man küsste.
Oder vielmehr wusste sie, wie man küssen musste, damit es so aussah, als ob man küsste, aber eigentlich rieb man nur die Münder aneinander und achtete darauf, dass es keine hässlichen Doppelkinne oder eingedrückte Nasen oder - iiiih! - Spucke zu sehen gab.
Aber Reed zu küssen, war ganz anders. Es war feucht und glitschig, und er erkannte schnell, dass Holly nach dem ersten Schmetterlingsflattern der Lippen keine Ahnung hatte, was sie da tat.
Er lächelte an ihrem Mund und sogar das fühlte sich sexy an. »Ich zeig dir mal, was man tun kann.«
Und das tat er dann und alles andere war total egal. In diesem Augenblick war sich Holly ganz sicher, dass Ruhm flüchtig und ihre Karriere nur noch ein Fragezeichen war, aber es war ihr gleichgültig. Denn wenn er sie noch ein bisschen länger küssen konnte, wäre das Leben herrlich.
Sie küssten, bis ihre Lippen wund waren, und als sie die Augen schloss, hatte sie dieses halb ohnmächtige Gefühl, das sie nur einmal gehabt hatte, damals, als sie den Emmy gewann.
»Hübsches Mädchen«, murmelte Reed, bevor er seinen Zaubermund wegnahm. Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Hm. Das hab ich nicht vorausgesehen.«
Holly war vielleicht betrunken von seinen Küssen, aber sie besaß genug klaren Verstand, um das Kleingedruckte zu erkennen. »Ist das gut oder schlecht?«
Reed streichelte ihren Handrücken. »Gut. Jedenfalls überwiegend. Du bist fest entschlossen, mich zu überraschen, was?«
»Ich? Du! Du bist derjenige, der überrascht, mit deinem...« Holly presste die Hand an die Lippen, die immer noch so kribbelten wie damals, als sie die Kollagenspritze
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