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Holy Shit

Holy Shit

Titel: Holy Shit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf-Bernhard Essig
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könnte, aber auch mit angelsächsischen Einflüssen. Dass Verwandtenflüche sich außerdem in vielen Gebieten Afrikas großer Beliebtheit erfreuen, sollte den Blick in Richtung Süden erweitern. So sagt man in Afrikaans: »Jou ma naai vir viskoppe daar by die docks.« (»Deine Mutter fickt für Fischköpfe im Hafenviertel.«) Böser schimpft man noch in arabischen Ländern, wo sehr wütende Menschen schon mal äußern können: »Eyreh be afass seder emmak!« (»Mein Schwanz im Brustkasten deiner Mutter.«) Dafür finden sich auch in den slawischen Sprachen vielerlei fäkale Fluchausdrücke und Verwünschungen. Zu den sehr häufig verwendeten gehören im Tschechischen »Do prdele – !« oder im Slowakischen »Do riti!«, beide wörtlich »In den Arsch – !«, was wie unser »Verdammt!« oder »Scheiße!« verwendet wird.
    Statt zu behaupten, bestimmte Kulturen fluchten hauptsächlich fäkal, sexuell, religiös, verwandtschaftlich, lässt sich eher beobachten, dass bestimmte Fluchvorlieben in bestimmten Kulturen weniger oder gar nicht vorkommen. So fehlt im hochdeutschen Fluchalltag das Religiöse, sieht man von Stoßseufzern wie »Mein lieber Gott!« mal ab. Schon für das katholisch geprägte Bayern trifft das freilich nicht mehr zu. Je strikter ein Tabu, umso lebendiger und vielfältiger die Flüche, die mit ihm zu tun haben. Und die Religion gehört in Bayern zum Alltag vieler Menschen dazu. International gilt das Gleiche: Wo man stolz die Traditionen pflegt, können sich altehrwürdige Schimpfwörter und Flüche besser halten. Der Dialekt bewahrt sie viel eher als Hoch- und Standardsprache, die starkvon Pop, Medien, Politik oder Kunst beeinflusst sind, auch im Fluchen und Schimpfen.
    Folgende Grundkonstanten des Fluchens trifft man praktisch überall auf der Welt: die Verwendung von Tabuwörtern, die mit Religion zu tun haben, mit Herkunft und Verwandtschaft (lebend oder tot), mit Sex, mit Exkrementen, mit verachteten Tieren und verachtetem Tun, mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oder Makeln, mit Ehrverletzungen.

    Ganz ehrlich muss ich allerdings zugeben, dass es im Bereich der vergleichenden Schimpfkulturforschung fast vollkommen an verlässlichen, aussagekräftigen empirischen Untersuchungen fehlt. Umso lieber zitiere ich hier die Ergebnisse einer solch seltenen Studie. Abgebildet werden hier die Beschimpfungsvorlieben von Jugendlichen aus drei Ländern:
    Deutschland
Island
Schweden
Sexualität
(34%)
Sexualität
(16%)
Behinderung/Schwächen
(25%)
Körperteile
(20%)
Behinderung/Schwächen
(14%)
Religion
(21%)
Verwandtschaftsbeziehungen
19%
Erscheinungsbild
11%
Sexualität
17%
Behinderung/Schwächen
15%
Tierbezeichnungen
8%
Körperteile
15%
Tierbezeichnungen
12%
Körperteile
8%
Verwandtschaftsbeziehungen
13%
Erscheinungsbild
11%
Charakteristika
8%
Spezielle Aufforderungen/Tätigkeiten
12%
Spezielle Aufforderungen/Tätigkeiten
10%
Spezielle Aufforderungen/Tätigkeiten
7%
Personen/Gruppierungen
11%
    (Quelle: http://www2.gender.hu-berlin.de/pejo/umfrage/merkmale.htm )
    Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass bei den seit den 60ern sexuell liberaleren Schweden die entsprechende Kategorie erst an dritter Stelle kommt, wohingegen dort schon seit Jahrzehnten die Diskriminierung von Behinderten/Schwachen extrem tabu ist, weswegen sich dieser Bereich besonders zum Schimpfen eignet. Eine fachliche Auswertung findet sich auf der oben angegebenen Seite, die zu der sehr schätzbaren »Pejo«-Homepage gehört. Sie wurde von Antje Hornscheidt, Gisa Marehn, Hanna Acke, Ines Jana, Jana Eder, Tim Tigges extra für Jugendliche eingerichtet, doch auch Erwachsene können auf http://www2.gender.hu-berlin.de/pejo/ sehr viel über pejorative, also abträgliche Sprache, ihre Stärken und Folgen lernen.

Tödliche Ratgeber oder Die Tücken des Nachplapperns
    »Nyeon! Nom! Shibal/Ssibal!« So hört man Anfänger im Koreanischunterricht tuscheln und kichern. Jeder kennt die Tendenz junger Menschen, sich beim Fremdsprachenlernen gleich für die Schimpfwörter zu begeistern.

    Ein wichtiges Vokabular,ohne Frage. Dutzende Bücher auf dem Markt, die mal mehr, mal weniger kommentierte, mal mehr, mal weniger verlässliche internationale Schimpfwörterlisten enthalten, belegen den Reiz des Themas.
    Manche dieser Ratgeber scheinen durchaus gefährlich, sogar lebensgefährlich, da sie viel zu wenig darüber aufklären, wie die Ausdrücke korrekt verwendet werden, wie beleidigend oder verletzend sie sind, wann sie wer

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