Die deutsche Götterlehre
Vorrede.
Durch dies Buch möchte ich unserm Alterthum und in demselben vorerst unserer Götterlehre Freunde gewinnen, die es noch sehr entbehrt, ich möchte dadurch Freude am Vaterländischen in die Herzen der reifern Jugend, so wie aller tragen, die sich der Bildung rühmen.
Ich würde scheuer mit demselben hervortreten, wenn ich nur Eigenes zu bieten hätte, auch jetzt, wo das nicht der Fall ist, würde ich vielleicht damit gezögert haben, weil nichts Vollständiges, Ganzes zu bieten war, wenn mich nicht das tiefe und feste Vertrauen auf die innere Kraft und Tüchtigkeit der Gabe gestärkt hätte, die auch in Fragmenten und in unscheinbarem Gewand sich nicht verleugnet, und wenn mich die ruhige Gewissheit nicht gehoben hätte, dass das Vaterländische als solches sich einmal Bahn brechen wird und muss.
Die deutsche Götterlehre hatte bisher zwei Gegner. Die einen sind fast überwunden, die classisch-heidnischen Schwärmer, die einst ihr selbst die Existenz ableugneten, die sich die Mühe nie gaben, sie zu prüfen, denen sie keinesfalls Anspruch auf einigen Werth haben konnte, weil sie eben nicht classisch war. Die andern stehn ihr noch gerüstet gegenüber, weil sie eine heidnische Lehre ist, sie fürchten, wenn die Studien des classischen Alterthums endlich auf das rechte Maas zurückgeführt werden sollten, werde man die deutsche Götterlehre an die Stelle schieben, welche bis jetzt die griechische einnahm, und damit sei wenig oder gar nichts gewonnen, Heidenthum sei und bleibe Heidenthum, unsere Jugend werde nach wie vor vergiftet. Diese Befürchtung beruht jedoch auf irrigen Voraussetzungen, welche nur aus Unkenntnis der Sache hervorgehn können, sie wird fallen, wenn eine bessere Einsicht sich Bahn bricht, und diese möchte dies Buch in weitern Kreisen vermitteln helfen.
Ich habe in demselben die Resultate der Forschungen Jacob Grimms und weniger Mitstrebenden zusammengefasst. In der Eintheilung konnte ich ihm nicht immer folgen, es mussten einzelne Capitel seiner »deutschen Mythologie« zusammengezogen und verschmolzen, anderer Inhalt vertheilt werden, das schien mir der ganz andere Zweck meiner Arbeit zu fordern. Bei der Ausarbeitung hielt ich mich, wo dies anging, gern am Text Grimms; in wie weit dies geschah, davon kann sich jeder überzeugen, der nach Anleitung der Anmerkungen zu Ende des Buchs 1 meine Abschnitte mit denen Grimms vergleicht. Diese Nachweisungen sollen zugleich denen dienen, welche die folgenden Blätter mehr als einfach und flüchtig lesen wollen. Sie machen keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit, nur auf das Nöthigste und Nächstliegende soll in ihnen hingewiesen werden.
Ingenheim a. d. Bergstrasse
am Tag Aposteltheilung 1852.
Gottesdienst. 11
Der als allwaltend und machtvoll erkannten Gottheit sucht der Mensch seine Verehrung zu beweisen, er trachtet sie sich geneigt zu machen. Diese Verbindung zwischen ihr und ihm geschieht durch das einfache oder das mit Gaben begleitete Gebet. Es ist dem Menschen Bedürfnis, bei dem Gebete die Stimmung seines Innern auch durch äusserliche Zeichen kund zu geben. Der zu der Gottheit erhobene Sinn führt fast unwillkührlich auch das Auge, die Arme und Hände zu ihr empor, das vor ihr sich wahrhaft demüthigende Herz lässt ihn nicht stolz aufrecht vor ihr stehen, sondern drückt ihn nieder auf die Kniee das Gefühl ihrer heiligen Nähe gibt seinen Zügen einen ernstern Ausdruck und duldet nicht, dass das Haupt bedeckt bleibe; so finden wir ihn wie innerlich, so auch äusserlich sich ganz und gar in ihre Gewalt hingebend. Fast allen Völkern sind diese Ausdrücke der Ehrfurcht und Unterwürfigkeit beim Gebete eigen und wir dürfen sie mit Sicherheit auch für unsere Vorzeit annehmen.
Das von einer Gabe begleitete Gebet nennen wir mit einem durch das Christenthum erst eingeführten Namen Opfer, von offerre , darbringen, der ältere Ausdruck dafür ist goth. blôtan , althochd. pluozan , opfern; pluostar ist Opfer, jedoch machte er gleich mehren andern frühe dem christlichen Platz. Der Anlass zum Opfer konnte ein doppelter sein, man wollte entweder den Göttern für ihre Wohlthaten danken und ihnen einen Theil des von ihnen gespendeten zum Zeichen des Dankes weihen, oder man glaubte sie erzürnt und suchte sie durch eine, mit der Abbitte der Vergehung, durch die man ihren Zorn erregt meinte, verbundene Gabe zu versöhnen. Bei dem Mahle hielt das fromme Alterthum schon es für Unrecht, ohne Dank gegen die Gottheit zu geniessen, bei der Ernte
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