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Honecker privat

Honecker privat

Titel: Honecker privat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Herzog
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Moritz. Das Erholungsheim »Rennsteig« bot Platz für rund 300 Personen und 160 Kinder; für zwei Wochen mit Vollverpflegung zahlte ein Erwachsener etwa 120, je Kind 29 Mark. Wie anderenorts eben auch.
    Und fortan hielt Ulbricht seine Neujahrsansprache in Oberhof.
    Die ersten weiten Reisen machten wir im Sonderzug, das heißt mit Waggons, die noch aus der Kaiserzeit stammten. Das bedeutete, wir mussten nicht nur die Lebensmittel und Getränke aus Wandlitz mitnehmen, sondern auch die Kohle zum Heizen des Küchenherdes und Eisstangen zum Kühlen der Lebensmittel. Der Sonderzug bestand aus mehreren Salonwagen, aus Schlaf- und Speisewaggons sowie Spezialwagen für die Sicherheit und den Funkverkehr. Dazu gab es noch einen Vor- und einen Nachzug, außerdem wurden alle Brücken und Eisenbahnüberquerungen durch Volkspolizisten und MfS-Angehörige gesichert. Ziemlich viel Aufwand für einige Politbüromitglieder, die Angst vorm Fliegen hatten. Meist jedoch, wenn nur einer allein mit seinen Mitarbeitern reiste, wurde lediglich ein Salonwagen an einen normalen Zug gehängt und dieser normal abgesichert.
    Einmal endete meine Fahrt an der sowjetischen Grenze in Brest, wo üblicherweise umgespurt wurde.
    Matern und die Delegation stiegen in einen sowjetischen Salonwagen um, und unser Waggon wurde kurzerhand an einen nach Berlin fahrenden Zug angehängt.
    1965 besuchte das jugoslawische Staatsoberhaupt mit einem Regierungszug die DDR. Unsere Leute schauten sich Titos modernes Gefährt aufmerksam an und bauten es nach. Der Zug bestand aus bequemen Salonwagen, kombinierten Schlafwagen mit Bad und Toiletten, einem Speisewagen ohne Küche und einem eigenständigen Küchenwagen mit Kühlschränken und Herden auf Ölbasis sowie einen Transportwagen und einen Waggon mit modernen Kommunikationsmitteln. Allzuoft wurde dieser Zug nicht eingesetzt, denn Reisen mit der Bahn kostet Zeit. Und die wurde auch bei DDR-Politikern immer knapper und damit kostbarer.
    Deshalb ging das Politbüro bald in die Luft.
    Im Mai 1962 war meine Flugverträglichkeit getestet worden. Den Probeflug überstand ich ohne Probleme. Den nächsten Test absolvierte ich, als die erste IL 62 in die Regierungsfliegerstaffel, das Transportfliegergeschwader 44 (»TG 44«), übernommen wurde. An eine Stationierung in Marxwalde war zunächst nicht gedacht, doch nachdem die Entscheidung über den Ausbau von Schönefeld aus Kostengründen in den 70er Jahren zurückgestellt worden war, musste Marxwalde erweitert werden. Für Baumaßnahmen wurden dort 94 Millionen Mark bewilligt. In Schönefeld mussten dennoch weitere 30 Millionen für den neuen Vogel investiert werden, allein die Anlage eines Abstellplatzes verschlang ein Viertel davon.
    Wir flogen elf Stunden bis nach Chabarowsk, das liegt im Fernen Osten, wo der Grenzfluss Ussuri in den Amur mündet. Dort hatten sich vor wenigen Jahren, 1969, sowjetische und chinesische Grenztruppen schwere Gefechte geliefert. Äußerer Anlass war der Streit um die Insel Damanski im Grenzfluss, die nicht einmal so groß war wie die Insel Vilm. Der Streit sollte erst 2005 enden, nachdem die Parlamente in Peking und Moskau den 1995 ausgehandelten Vertrag ratifizierten, in welchem Russland den Anspruch Chinas auf die Damanski-Insel akzeptiert hatte.
    Ich war, wenn man so will, der einzige Passagier, denn außer den Besatzungen, die das neue Flugzeug testeten, war sonst niemand an Bord der IL 62. Meine Aufgabe bestand darin, die Gegebenheiten zu studieren. Ich untersuchte die für den Steward relavante Technik und die Stauräume, testete alle möglichen Kücheneinbauten in der Pantry und haute mich dann aufs Ohr. Das gleichmäßige Dröhnen der Triebwerke am Himmel über Sibirien machte verdammt schläfrig.
    Im Vergleich zur kleinen, rumpligen IL 14, in die maximal 26 Personen passten, und zur viermotorigen IL 18, in die immerhin 20 bis 50 Personen gingen, war das schon ein riesiger Fortschritt nicht nur an Größe, sondern auch an Komfort. Ich erinnerte mich meines ersten Dienstfluges mit der IL 14. Das war noch 1962, und wir brauchten etwa fünf Stunden bis Moskau, zurück waren es anderthalb Stunden mehr. An Bord befand sich eine Delegation mit Politbüromitglieder, wer ihr angehörte, vermag ich mich nicht mehr zu erinnern, wohl aber des Aufwandes, den ich zu betreiben hatte. Ich musste vorher minutiös planen, was ich an Speisen und Getränken, an Geschirr, Besteck, Tischtüchern etc. aus Wandlitz mitnahm, denn Nachordern in Moskau oder

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