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Honecker privat

Honecker privat

Titel: Honecker privat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Herzog
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ein runder war, erforderte auch dieser Tag entsprechende politische Begleitung.
    Mit Leerlauf also begann das neue Jahr nie.

Der Dollar fällt
    Bei den Auslandsreisen gab es bisweilen ein Taschengeld, was wirklich diese Bezeichnung verdiente: so wenig war es. Mitunter hatten wir nicht einmal Gelegenheit, es auszugeben. Den ersten Dollar bekam ich 1967, da stand er bei 3,70 DM, und das englische Pfund war 14 DM wert. Ich legte die bunten Scheine übereinander und sparte. Wofür, wusste ich nicht. Irgendwann jedoch keimte der Wunsch, mir in Japan einen Farbfernseher zu kaufen, denn erstens war damals dieses Land der Inbegriff der Elektronik, und zweitens ich der festen Überzeugung, mit Erich Honecker gewiss auch einmal ins Land der aufgehenden Sonne zu reisen. Doch ehe wir dorthin kamen, schmolz das vom Munde Abgesparte wie Schnee in der Sonne. Die Leitwährung der Welt verlor stetig an Wert.
    Als wir vom dritten ins vierte Lebensjahrzehnt der DDR wechselten, verdichteten sich die Gerüchte, dass mein Chef ins fernöstliche Kaiserreich reisen würde.
    Zunächst aber ging es erneut nach Kuba und danach nach Österreich.
    Fidel Castro hatte ihn, wieder einmal, eingeladen, mit ihm in der Karibik zu angeln. Ende Mai 1980 flogen wir hinüber. Diesmal schipperten wir mit zwei Schnellbooten der kubanischen Marine auf ein Eiland in der Schweinebucht. Die Insel, so groß wie Vilm, solle, wie es hieß, dem gestürzten Diktator Batista gehört haben. Nun nutzte sie der Maximo lider. Auf der Insel, etwa fünf Kilometer vor der großen gelegen, befanden sich ein luxuriöses Gästehaus mit einigen Appartements und auch kleineren Zimmern sowie ein Speisesaal mit Küchentrakt.
    Castro und Honecker kehrten mit gutem Fang von See zurück, die Personenschützer trugen die Fische in die Köche. Daraus zauberten die kubanischen Köche ein köstliches Mal, besonders erinnerlich ist mir die Schildkrötensuppe. Honecker, der Fisch verschmähte, beugte sich Fidels Speisekarte und knabberte ein wenig an den von ihm gefangenen Fischen. Mir und allen anderen schmeckten sie, wir waren begeistert.
    Während die beiden Chefs draußen ihre Angeln auswarfen, wollten wir vom Bootssteg in das Wasser springen. Es war so klar, dass wir auch die Haie sahen, die dort ihre Runden zogen. Obgleich sie klein waren, verspürten wir wenig Neigung, mit ihnen die Wellen zu teilen. Die Kubaner amüsierten sich über unsere Feigheit.
    Noch in der Nacht fuhren wir weiter zu einer anderen Insel, auf der sich eine internationale Universität befand, welche zu großen Teilen von der DDR finanziert worden war. Castro schenkte »der DDR« die ganze Insel als Dank für die Unterstützung beim wirtschaftlichen Aufbau Kubas. Erich Honecker lächelte freundlich, denn mehr als eine Geste war es nicht: Was sollte die DDR mit einer Exklave in der Karibik?
    Im November 1980 flogen wir mit zwei IL 62 nach Wien. Der Staatsbesuch in der Alpenrepublik war der bis dato bedeutendste, er war der erste in einem westlichen Land. In der ersten Maschine saßen Honecker,Mittag, Außenminister Fischer, Protokollchef Jahsnowski und der Botschafter. Hinzu kamen Honeckers engste Mitarbeiter wie etwa Frank-Joachim Herrmann, Elli Kelm. Prof. Helga Wittbrodt und die Personenschützer, angeführt von Generalmajor Günter Wolf, dem PS-Chef.
    Unsere Maschinen wurden auf dem Flughafen mit Zustimmung der österreichischen Behörden rund um die Uhr von einem Spezialkommando des MfS bewacht, was gewiss ungewöhnlich war.
    Die Entourage wurde mit der Delegation in einem Regierungshotel in der Wiener Innenstadt untergebracht.
    Das war gediegener Luxus, wie ich bei der Inspektion von Honeckers Suite, wozu ich aufgefordert war, sofort merkte. Auch die Küche war allererste Sahne, wie ich nicht nur an den frischen Erdbeeren auf Vanilleeis schmeckte. Erdbeeren im November! Unvorstellbar für uns aus der DDR. Am Abend hatte ich Gelegenheit zu einem ersten Spaziergang durch die Altstadt. Das war ein Kulturschock trotz der vielen Reisen, die ich bisher mit Honecker gemacht hatte. Es roch in den Gassen vor jedem Geschäft anders, die Auslagen quollen über, es war alles so bunt und lebendig. Das war eine andere Welt. Und ich fragte mich: Wer soll das alles kaufen? Brauchte man das wirklich, was dort angeboten wurde? Da war es daheim einfach: Man fragte lediglich nach dem, was man suchte und: Haben Sie oder haben Sie nicht? Einkaufen konnte so einfach sein. Aber auch besser?
    Von Wien reisten wir weiter nach

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