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Honeymoon

Titel: Honeymoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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atmete tief durch. »Okay, was ist passiert?«
    »Wenn du drüber nachdenkst, müsstest du eigentlich selbst drauf kommen.«
    Wieder einmal hatte sie Recht. Man mochte es Realitätsleugnung nennen oder Wunschdenken, aber im Hinterkopf war mir immer bewusst gewesen, dass ein Verfahren gegen Nora für die »Guten« ein ernsthaftes Problem darstellen würde. Im Prozess würde mein Verhalten ans Licht kommen, und die Mächtigen des FBI waren nicht allzu erpicht auf die damit verbundene Blamage. Aber auch die hätten sie auf sich genommen, wenn das nur das einzige Problem gewesen wäre.
    Doch ich wusste, dass das längst nicht alles war.
    Ich war doch selbst in die Geschichte verwickelt gewesen, als ich undercover als »der Tourist« ermittelt hatte.
    Der
Koffer
war ein Teil davon. Die
Liste
der Namen und Konten war ein Teil davon.
    Meine Tändelei mit der Angeklagten verblasste vor dem Hintergrund einer viel bedeutenderen Sorge. Einer weitaus heikleren und potenziell noch blamableren Angelegenheit. Das heißt, wenn sie je ans Licht der Öffentlichkeit käme.
    Frank Walsh hatte während meiner Anhörung vor dem Disziplinarausschuss darauf angespielt – die Überwachung von verdächtigen Geldtransfers über die Landesgrenzen hinweg. Es versteht sich, dass so etwas nicht in Form von freiwilligen Überprüfungen bei der Bank um die Ecke vonstatten ging. Sondern vielmehr auf dem Wege privater Absprachen zwischen dem Ministerium für Innere Sicherheit, dem FBI und diversen multinationalen Banken. Die Begründung? Das Einzige, was noch gefährlicher ist als eine terroristische Vereinigung, ist eine terroristische Vereinigung mit einer soliden Finanzierung. Die Logik war anscheinend simpel. Dreh ihnen den Geldhahn ab, und schon hast du ihnen das Handwerk gelegt. Oder noch besser, finde ihr Geld.
    Dann findest du
sie
.
    Die einzige Regel war, dass es keine Regeln gab. Mit anderen Worten, vieles davon war – nun ja – illegal. Niemand durfte sich in Sicherheit wiegen oder glauben, über jeden Vorwurf erhaben zu sein. Von Spielcasinos bis hin zu Wohltätigkeitsorganisationen, von Großunternehmen bis hin zu Börsenspekulanten. Überall auf der Welt. Wir hackten uns in ihre Computer. Wo immer Geld floss, wir schauten zu. Wo Geld scheinbar im Geheimen floss, schauten wir ganz besonders genau hin. Private Nummernkonten waren plötzlich alles andere als privat.
    Hallo, Connor Brown.
    Und hallo, Nora.
    »Das ist also der Grund, hm?«, sagte ich zu Susan.
    »Was soll ich dir anderes sagen? Nora stellte in ihren Augen das kleinere von zwei Übeln dar.« Sie grinste hämisch. »Ich meine, was sind schon ein paar tote reiche Männer, wenn es darum geht, die Welt im Namen der Demokratie oder was auch immer sicherer zu machen? Sie werden sie laufen lassen, O'Hara. Würde mich nicht wundern, wenn sie schon auf freiem Fuß wäre.«
114
    Nora kurvte mit dem Benz durch Lower Manhattan – schnell –, bis sie sicher war, dass niemand ihr folgte. Keine Presse, keine Polizei. Niemand. Schließlich jagte sie das Cabrio auf jene baufällige Achterbahn, die auch als West Side Highway bekannt ist, und raste Richtung Norden nach Westchester. Sie musste eine Weile allein sein.
    Bald flog sie mit knapp hundertvierzig Sachen über den Highway. Wow, sie war frei! Es war ein geiles Gefühl. Das Beste, was ihr je passiert war. Sie würde es sich ein paar Tage in Connors Haus gemütlich machen, endlich die ganzen Möbel verkaufen und dann ihre nächsten Schritte planen.
    Komisch, dachte sie, vielleicht wird es ja tatsächlich Zeit, ein bisschen zur Ruhe zu kommen und ein geregelteres Leben zu führen. Zu heiraten, aber diesmal im Ernst, und ein oder zwei Kinder zu bekommen. Sie musste über den Gedanken lachen, aber sie verwarf ihn nicht. Es waren schon seltsamere Dinge passiert – wie zum Beispiel ihre Entlassung aus dem Gefängnis.
    Ehe sie sichs versah, stand sie mit dem Benz schon vor Connors Haus – dem Tatort sozusagen. Was für ein sonderbares Gefühl ... es war einfach köstlich. Sie war frei wie ein Vogel; sie hatte gemordet und war ungestraft davongekommen. Die paar Tage, die sie hinter Gittern verbracht hatte – im berüchtigten Gefängnis von Riker's Island in der Nähe des Flughafens LaGuardia –, machten es irgendwie noch spezieller. Wirklich einmalig.
    Nora stieg aus, sie glaubte ein Geräusch zu hören – es erinnerte sie an Craig, an O'Hara. Was war das eigentlich für eine Geschichte gewesen? Sie wusste es immer noch nicht – sie

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