Honeymoon
Gegenwart gab. Es war ein so auffallender Kontrast zu seinem öffentlichen Auftreten als schwerreicher, knallharter Investmentbanker mit eigener, höchst erfolgreicher Firma in Greenwich und einem zweiten Büro in London. Seine treuen Hundeaugen konnten leicht darüber hinwegtäuschen, dass in ihm in Wirklichkeit ein Löwe steckte. Mächtig, stark und stolz. Tatsächlich war Connor im relativ zarten Alter von vierzig Jahren schon der uneingeschränkte Herrscher in seinem Reich. In der dreiunddreißigjährigen Nora hatte er seine Königin gefunden, die perfekte Partnerin fürs Leben.
»Weißt du, ich könnte dich ja ganz einfach fesseln; dann müsstest du hier bleiben«, scherzte er.
»Klingt interessant«, erwiderte Nora, die das Spiel mitspielte. Sie hob den Deckel ihres Koffers an, der offen auf dem Bett lag. Offenbar suchte sie irgendetwas. »Aber vielleicht könntest du mir zuerst noch helfen, meine grüne Strickjacke zu finden.«
Jetzt musste Connor lachen. Er hatte immer solchen Spaß mit ihr. Gute Witze, schlechte Witze, das spielte anscheinend gar keine Rolle. »Meinst du die mit den Perlenknöpfen? Die ist im Wandschrank.«
Jetzt war es Nora, die lachte. »Hast wohl wieder heimlich meine Kleider angezogen, wie?«
Sie ging auf den geräumigen Wandschrank zu. Als sie mit dem grünen Jäckchen in der Hand zurückkam, stand Connor am Fußende des Bettes. Er sah sie grinsend an, und seine Augen blitzten provozierend.
»Oho«, sagte sie. »Den Blick kenne ich.«
»Welchen Blick?«, fragte er unschuldig.
»Den, der übersetzt heißt: Ich will ein Abschiedsgeschenk«
Nora dachte einen Augenblick lang nach, ehe sie ihn anlächelte. Dann warf sie die Strickjacke in den Koffer und ging langsam auf Connor zu. Wenige Zentimeter vor ihm blieb sie stehen. Sie trug nichts als BH und Slip.
»Pack's aus – es gehört alles dir.«
Es gab nicht allzu viel auszupacken, aber Connor ließ sich Zeit. Zärtlich küsste er Noras Hals, dann ihre Schultern, er folgte mit den Lippen einer imaginären Linie, die in den geschwungenen Kurven ihrer kleinen, kecken Brüste mündete. Hier verweilte er. Eine Hand streichelte ihren Arm, die andere stahl sich hinter ihren Rücken, um sie von ihrem BH zu befreien. Nora erschauerte. Ein wohliges Prickeln überlief sie. Clever, witzig und sehr gut im Bett. Was will frau mehr?
Connor kniete sich hin und küsste Noras Bauch. Mit der Zungenspitze zog er zarte Kreise um ihren kleinen Nabel, der einem zwinkernden Äuglein glich. Dann legte er die Daumen links und rechts an ihre Hüften und begann, ihren Slip herunterzurollen, nicht ohne den Weg mit Dutzenden von Küssen zu markieren.
»Das ... das ist gut ... so gut«, flüsterte Nora.
Jetzt war die Reihe an ihr. Connor richtete seinen großen, muskulösen Körper vor ihr auf, und sie begann ihn auszuziehen. Ihre Bewegungen waren rasch und geschickt, aber zugleich sinnlich.
Einige Sekunden lang standen sie sich reglos gegenüber.
Sie waren jetzt völlig nackt. Sie sahen einander an, ließen die Blicke über jeden Zoll ihrer Körper wandern. Mein Gott, was kann man sich Besseres wünschen?
Plötzlich lachte Nora auf. Sie gab Connor einen raschen, spielerischen Schubs, sodass er hinterrücks aufs Bett fiel. Es war nicht zu übersehen, wie erregt er war. Wie eine überdimensionale menschliche Sonnenuhr lag er da auf der Bettdecke.
Nora nahm einen schwarzen Ferragamogürtel aus ihrem Koffer und zog ihn mit beiden Händen so stramm, dass es knallte.
»Wer hat da was von Fesseln gesagt?«, fragte sie.
2
Dreißig Minuten später schlüpfte Nora in einen flauschigen, pinkfarbenen Frotteebademantel und ging durch das gewaltige Treppenhaus von Connors dreistöckiger Tausend-Quadratmeter-Villa im neoklassizistischen Stil nach unten. Ein beeindruckendes Domizil, selbst nach den Maßstäben von Briarcliff Manor und den umliegenden Städten im vornehmen Westchester County, dem noblen Hinterland von New York.
Es war natürlich auch tadellos eingerichtet – jedes einzelne Zimmer eine exzellente Synthese von Form und Funktion, von Eleganz und Wohnlichkeit. Hier traf die Elite der New Yorker Antiquitätengeschäfte auf das Beste, was Connecticut zu bieten hatte – Eleish van Breems, New Canaan Antiques, The Silk Purse, The Cellar. An den Wänden signierte Werke von Monet, Magritte und dem Star der Hudson River School, Thomas Cole. In der Bibliothek ein Sekretär aus der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts, der einmal dem Finanzmagnaten J.
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