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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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aus dem Feuer, schlüpften durch Löcher und Spalten im Boden und stellten sich um die Piraten herum auf.
    »Das war’s mit dem einen!«, kommentierte Talleyrand nüchtern. »Und gleich sind es tausend und es werden noch mehr. Sie kommen aus allen Vulkanen der Welt und sie schwimmen durch die Lava direkt zu uns her.«
    Will schluckte beeindruckt. Er suchte nach Hannah und Nat und fand beide an seiner Seite. Genauso wie Moses, Nats Indianer, Feuerkopf Finn, den Windschiefen Cutter, Ratten-Eis-Fuß und den alten O’Brian. Dahinter standen die Damen mit Jo und den Kindern und zu denen zog sich jetzt auch die kleine Rachel zurück.
    »Und ich hab wirklich gedacht, dass sie so sind wie wir«, stammelte sie und zitterte dabei am ganzen Körper.
    »Wie sollten sie das!«, spottete Honky Tonk Hannah. »Alles Leben kommt aus dem Meer. Wie kann da etwas lebendig sein, das bei der ersten Berührung mit Wasser krepiert.«
    »Weil das Leben Licht benötigt!«, antwortete der Schwarze Baron, und seine Stimme klang noch immer freundlich. Freundlich und friedlich. »Und sie sind das Licht, das ihr braucht. Die Wärme, das Feuer. Ich hab’s dir erklärt.«
    Er ging auf Will zu und der blickte in seine Augen. Das waren wieder die hellbraunen Augen des Jungen, der seine Träume und Eltern und Geschwister noch hat.
    »Ich hab’s dir erklärt und du hast es verstanden, Will. Wenn du es deinen Freunden erklärst, verstehen sie es auch …«
    »… und dann müssen wir uns nicht an ihrem Feuer verbrennen!«, beendete Will Talleyrands Satz. »Das meinst du doch, oder?«
    »Weißt du, das Licht ist stärker als Wasser. Die Sonne kann Meere austrocknen lassen. Sie erschafft Wüsten, und jeder, der stirbt, schickt seine Seele in ihr Licht zurück. In ihr Licht und ihr Feuer.«
    Talleyrand stand jetzt direkt vor Will, Hannah und Nat und fixierte die drei: »Es soll ein Zeichen von Weisheit sein, wenn man seine Grenzen erkennt. Ja, erkennt und sie achtet.«
    »Du meinst!«, blaffte Hannah, »wenn man seine Neugier verliert und aufhört, Horizonte zu jagen.«
    Sie sah sich dabei in der Höhle um. Hunderte der geflügelten Wesen tummelten sich inzwischen auf dem gläsernen Boden und immer noch sprangen weitere in der Tiefe des Bergs aus der Lava heraus. Sie flogen nach oben, drängten sich zwischen die anderen und begannen mit ihnen immer lauter mit den Krallen über den Boden zu schaben.
    »Ein Horizont muss der letzte sein«, antwortete Talleyrand. »Das nennt man Erwachsenwerden, Will. Das braucht man, um Wurzeln schlagen zu können. Das wollt ihr doch alle. Das willst du doch auch, Moses Kahiki?« Er wandte sich an den Franzosen. »Du willst doch, dass die da erwachsen werden!« Er deutete mit dem Kinn auf die über vierhundert Kinder. »Sie sollen nicht ewig Kinder bleiben und vor allem davonlaufen. Vor jeder Verantwortung und jedem Gefühl.« Er stand jetzt vor Hannah und schaute ihr in die dunklen Augen. »Und die sich mit Notlügen aus der Affäre ziehen, nur weil sie hoffen, dass man sie deshalb nicht erwischt. Nennt ihr so etwas vielleicht Leben?«
    Er machte eine Pause. Er genoss die Sprachlosigkeit seiner Gegner und selbst die Fledermauskrieger hörten mit ihrem Schaben auf.
    »Uh, hört ihr die Stille?«, fragte er lächelnd. »Die geht einer Erkenntnis immer voraus. Deshalb sag ich es noch mal. Kommt zu uns, wechselt die Seite. Tauscht Verrat und Lüge gegen Loyalität und Vertrauen und baut mit uns auf dem Grundstein auf, der das alles ermöglicht: Gehorsam und Disziplin. Dann werdet ihr leben …«
    »… leben, und was?«, fragte Will spöttisch. »Oh ja, ich war beeindruckt von dem, was du mir erzählt hast. In deinem Zimmer auf dem Meeresgrund in der schrecklichen Milbe. Doch ich war voller Hass. Auf Hannah und Nat. Und Hass ist das Gegenteil von dem, was deine geflügelten Freunde suchen. Sie suchen die Liebe, und Liebe, hörst du …«
    Er ging jetzt auf den Krieger zu, auf dessen Rücken der Schwarze Baron geflogen war. Den Krieger mit den schiefen Ohren und der Nase von Hannah.
    »Und Liebe, hörst du, hat nichts, rein gar nichts mit blindem und dummem Gehorsam zu tun. Genauso wie Treue und Loyalität. Das macht man nicht blind oder weil man muss. Das macht man freiwillig, Fledermaus, und freiwillig heißt aus freiem Willen. Kannst du mir folgen? Und dann noch ein kleiner Tipp zum Schluss. Vertrauen kann man nur wirklich, wenn man zuerst sich selber vertraut. Liebe dich selbst, dann lieben dich vielleicht auch andere.

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