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Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition)

Titel: Honky Tonk Pirates - Der letzte Horizont: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Talleyrand! Der Mistkerl ist ein Verräter!« Gagga sprang auf und verließ das Zelt.
    Und Will spürte tatsächlich, wie sich seine Muskeln entspannten. Es war, als stünde er neben sich: Er fiel auf die Knie, ja, vor Nat, dem Verräter, fiel er auf die Knie und neigte sein Haupt.
    »Ich bitte dich, Nat, nein, ich bitte euch alle, dass ihr mir verzeiht. So wie ich dir verzeihe.«
    Er hob seinen Blick und sah Nat in die Augen.
    »Kannst du das, Nat?«
    Er nahm seinen Säbel und reichte ihn Nat. Doch der war verwirrt, verwundert, erschrocken.
    »Ich bitte dich, Nat!«, wiederholte Will seine Bitte. »Denn wir haben nicht eine Sekunde Zeit. Hier bricht gleich die Hölle los und da sollten wir nicht mehr so vor uns knien. So verdattert und sprachlos. Dann sollten wir kämpfen.«
    Er wischte sich Blut und Tränen aus dem Gesicht.
    »Hey, willst du das, Nat? Kämpfst du mit mir zusammen einen allerletzten Kampf?«
    Da nahm der Amerikaner endlich die Waffe. Er wirkte erleichtert.
    »Und jetzt geht es los.« Nat sprang auf, packte Hannah und Jo und lief in den Krater. »Doch zuerst müssen wir außer Sichtweite sein. Los, lauft schon. Los, lauft!«

Krieg

    ulenfels sackte zurück auf den Thron, der unter seinem Gewicht bedenklich ächzte. »Talleyrand! Ich dachte, Ihr habt den Jungen im Griff.«
    Doch der Schwarze Baron gab keine Antwort. Sein Gesicht war leichenblass. Die Lippen bebten und in den Augen entstand ein feuchter Glanz.
    »Oh!«, seufzte Gagga. »Gleich wird hier geweint. Der Papa hat seinen Sohn verloren.« Er sprang auf die Lehne von Eulenfels’ Thron. »Ich hab es gewusst, ich hab nur nichts gesagt. Wills Rücken hätte dran glauben müssen. Da weiß ich Bescheid. Ein Rücken, der heil ist, der krümmt sich nicht leicht. Der macht keinen Buckel. Nein, der richtet sich auf!«
    »Dann brechen wir ihn!«, brauste Eulenfels auf. »Brecht ihm das Rückgrat und das Genick. Gagga, Ihr befehligt meine Soldaten, und Talleyrand, Ihr holt Eure Höllenkrieger! Tötet sie alle. Lasst keinen am Leben!«
    »W orauf Ihr Euch verlassen könnt!« Gagga hopste vom Thron , packte den Hauptmann der zwanzig Soldaten und befahl ihm, die Signale an die dreihundertachzig anderen Männer an Bord des Fliegenden Rochens zu geben:
    »Eröffnet das Feuer. Lasst Chens Drachenkanonen auf die Mistkerle los. Zerschießt ihren Krater! Und alle restlichen Männer, die man an den Kanonen nicht braucht, kommen gefälligst hierher und sammeln mit mir danach die Reste ein.«
    Er warf einen Blick auf den scheinbar noch immer aus Enttäuschung über Will gelähmten Baron.
    »Und Ihr, Baron, könnt dann auf die Party kommen, die wir im Anschluss feiern. Ich brauche Euch nicht und erst recht nicht diese fliegenden mexikanischen Viecher.«
    In nächsten Moment übertönten die Kanonen jedes Geräusch und in ihrem tödlichen Rhythmus tanzte Gagga ums Zelt.
    »Das ist die Musik, die ich liebe, und das ist Krieg, wie ich ihn mag. Nicht Auge in Auge oder Mann gegen Mann, nein, allmächtig wie Gott aus heiterem Himmel. Ich bin das Unglück, das Unheil, die Naturkatastrophe … unberechenbar, schrecklich. Nein. Hört bitte nicht auf. Dabahm und Dabuhm! Dabauz und Karacho! Hört bitte nicht auf!«
    Er fiel auf die Knie und verfolgte verklärt den Flug der Kanonenkugeln, die über ihn hinwegsausten, hinter dem Rand des Kraters verschwanden, um dort Baum und Felsen zerberstend zu detonieren.
    »Oh, wir sind die Macht. Talleyrand, ich hab es verstanden. Da, wo wir sind, gibt es keinen Verrat. Da gibt es Vertrauen. Blindes Vertrauen, das nicht hinterfragt wird, weil man uns einfach blind gehorcht.«
    Er kicherte irre. Dann verfiel er in Schweigen. Er hörte und sah den Kanonen zu, bis alle Kugeln verschossen waren. Dann stand er auf, und ohne einen Blick auf die vierzig Boote zu werfen, die die Soldaten von den Schiffen brachten, marschierte Gagga den Hang hinauf. Er wusste, dass die Männer ihm folgen würden. Sie fächerten sich beim Aufstieg auf und erreichten den Kraterrand in einer Linie, die dessen Rund zur Hälfte einschloss. Der einzige Fluchtweg, der den Piraten noch blieb, führte jetzt zum Gipfel der Insel. Doch dieser Weg war für sie nichts anderes als der Weg über das Silbertablett, auf dem sie die Musketen der Preußen spielerisch leicht treffen würden.
    Gagga betrachtete triumphierend das Ergebnis des Bombardements. Der Boden war aufgerissen, als hätte ein Riese den Fels gepflügt. Von den Bäumen standen nur noch geborstene Stümpfe, die

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