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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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der Pluto und der Caligula war weit und breit nichts zu sehen. Nur die Cassandra , deren Mastspitzen über die Kimm emporragten, beobachtete aus der Ferne einen Kampf, in den sie nicht eingreifen konnte. Die beiden schwer beschädigten Franzosen, die infolge des Zusammenbruchs ihrer Takelage fast ebenso hilflos waren wie die Sutherland , lagen in einiger Entfernung träge auf dem Wasser. Aus den Speigatten des Dreideckers hervor zogen sich dunkle Streifen über dessen Seiten; Hornblower erriet, daß es Blut war, was er dort sah.
    Der Zweidecker schwang noch weiter herum. Seine zerschmetterte Seite war, da er dem Beschauer sein Heck zeigte, nicht zu sehen. Dafür war der Sutherland nunmehr die andere zugekehrt. Stumpf blickte Hornblower hinüber. Und dann... ein brüllender Donner, und die Breitseite krachte in das englische Linienschiff. Vom Stumpf des Fockmastes wirbelten Splitter empor, und die von einer Kugel getroffene, neben Hornblower stehende Kanone tönte wie eine erzene Glocke.
    »Hört doch auf!« murmelte Hornblower. »Um Gottes Barmherzigkeit willen, hört auf!«
    Eine Breitseite fetzte durchs Schiff. Hornblower vernahm Laute, die wie aus dem Unterbewußtsein heraus zu ihm drangen: das Jammern der in allen Winkeln des Schiffes herumliegenden Verwundeten.
    Behutsam arbeiteten sich die Kanonenboote an die Sutherland heran, um unter ihr Heck zu gelangen. Bald würden sie ihre zweiundvierzigpfündigen Kugeln dem wehrlosen Briten in die Wasserlinie jagen... Sonne und blaues Meer und blauer Himmel... die graugrünen Berge Spaniens... der helle Strand und die weißen Häuser von Rosas... Verzweiflung im Herzen, ließ Hornblower den Blick darüber hinschweifen.
    Abermals eine Breitseite. Dicht an Hookers Seite wurden zwei Matrosen zu blutigen Massen zermalmt.
    »Streichen«, murmelte Hornblower. »Wir müssen die Flagge streichen.«
    Aber die Sutherland besaß keine Flagge mehr, die sie hätte niederholen können, und während Hornblower nach achtern schritt, suchte sein halb gelähmtes Hirn nach einem Ausweg.
    Der Zweiundvierzigpfünder des einen Kanonenboots feuerte mit dröhnendem Donnerkrachen, und die Sutherland erzitterte unter der Wucht des Einschlags. Plötzlich stand Hooker auf der Kampanje. Crystal und der Zimmermann waren bei ihm.
    »Vier Fuß Wasser im Raum, Sir«, meldete Howell »Sämtliche Pumpen ausgefallen.«
    »Ja«, sagte Hornblower tonlos. »Ich werde kapitulieren.«
    Er las die Zustimmung in den grauen Gesichtern, die ihn ansahen, aber die Offiziere sagten nichts. Wenn doch die Sutherland unter ihren Füßen weggesackt wäre, so hätte kein weiterer Entschluß gefaßt zu werden brauchen, aber darauf durfte man nicht hoffen. Zum mindesten würde sich der Vorgang mit unerträglicher Langsamkeit abspielen, während die erbarmungslose Beschießung andauerte. Vierundzwanzig Stunden lang konnte möglicherweise das Schiff noch schwimmen, ehe es vollends unterging, und bis dahin würde es selbst von der schwachen Brise bis unter die Kanonen von Rosas getrieben werden und festkommen. Nein, es blieb nur noch übrig, sich zu ergeben.
    Drüben von dem französischen Dreidecker erfolgte ein Anruf.
    Hornblower verstand die Worte nicht, doch handelte es sich offenbar um die Aufforderung zur Übergabe.
    »Oui!« brüllte er zurück. »Oui!«
    Die Antwort bestand in einer neuen Breitseite. In das Zerkrachen splitternden Holzes mischte sich das aus dem Schiffsinnern herauftönende Wehgeschrei.
    Hornblower erkannte, daß man ihn mißverstanden hatte, und mit der Erkenntnis fiel ihm auch das Mittel ein, dem aussichtslosen Kampf ein Ende zu machen. So schnell es seine steifgewordenen Beine zuließen, eilte er zu dem unbeschreiblichen Chaos hinunter, das den Rest seiner Kajüte verkörperte. Hastig wühlte er in dem Trümmerhaufen herum, während ihn die an den Geschützen stehenden Leute mit den ausdruckslosen Augen von Tieren anstarrten, und als er das, was er suchte, endlich fand belud er sich damit und stieg wieder zur Kampanje empor.
    »Hier«, sagte er zu Crystal und Howell, »hängt das über die Seite.«
    Es war die Trikolore, die er zur Täuschung der Batterie von Llanza hatte anfertigen lassen. Bei ihrem Anblick legten sich die Mannschaften der Kanonenboote in die Riemen, um längsseits zu scheren. Barhäuptig wartend stand Hornblower im Sonnenschein.
    Sie würden ihm den Ehrensäbel wegnehmen. Und der andere Ehrensäbel befand sich noch immer als Pfand beim Kaufmann Duddingstone, und nun, da seine

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