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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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weitertrieb. Das bedeutete abermals fünfzig tote Franzosen zugunsten Bushs, dachte Hornblower feindselig, während das Rollen der Lafetten verebbte und die Leute - nunmehr schweigend - neben den Geschützen standen, denn jetzt kam der Dreidecker heran, über dem die hochgetürmten Segel ragten. Unheimlich sahen die aus den Stückpforten hervorlugenden Kanonen aus. Selbst in diesem Augenblick aber beobachtete Hornblower mit dem Interesse des Fachmannes die Bordwände des Feindes, die viel stärker eingezogen waren, als es die englischen Konstrukteure jemals zuließen.
    »Lassen Sie das Schiff langsam abfallen, Mr. Bush«, sagte er.
    Er gedachte, die Zähne in den Dreidecker zu schlagen wie eine wütende Bulldogge.
    Herum kam die Sutherland; langsam... langsam. Hornblower sah, daß sein letztes mit der Sutherland durchgeführtes Manöver so pünktlich erfolgte, wie er es sich wünschen konnte. In genau dem Augenblick, da der Dreidecker querab von ihr stand, lag sie auf gleichem Kurs. Die Breitseiten beider Schiffe krachten auf hundert Meter Entfernung zu gleicher Zeit. Mündungsfeuer, Donner und Rauch. Während der früheren Gefechte schien die Zeit träge verstrichen zu sein, jetzt aber verging sie offenbar blitzschnell. Der Höllenlärm der feuernden Artillerie tobte fast ununterbrochen, und die Gestalten, die im Pulverqualm umherliefen, bewegten sich mit unwirklicher Hast.
    »Halten Sie näher heran«, sagte Hornblower zum Rudergänger, und nun er den Befehl erteilt hatte, konnte er sich den Gedanken über die ganze Unsinnigkeit des Geschehens überlassen. Überall wurden die Decksplanken von feindlichen Geschossen aufgerissen. Zackige Löcher klafften. Mit der seltsam klaren Traumhaftigkeit eines Alpdrucks sah er Bush zusammenbrechen. Aus dem Stumpf des einen Beines strömte Blut hervor. Zwei Krankenträger beugten sich über ihn, um ihn zum Verbandsplatz zu bringen.
    »Laßt mich an Deck«, schrie der Erste Offizier. »Laßt mich los, ihr Halunken!«
    »Wegtragen«, befahl Hornblower. Der rauhe Klang seiner Stimme entsprach dem Wahnsinn dieses ungleichen Kampfes, denn Hornblower war froh, Bush in Deckung bringen zu können und ihm möglicherweise das Leben zu erhalten. Die Kreuzmarsstenge kam mit allem stehenden und laufenden Gut, mit Rahen und Blöcken von oben. Der Tod stürzte vom Himmel herab, wie er vom Feind herüberwirbelte, aber noch lebte der Kommandant. Die Vormarsrah wurde im Rack zerschossen.
    Durch den Rauch sah Hornblower den Leutnant Hooker an der Spitze mehrerer Leute aufentern, um die Stelle auszubessern.
    Und dann gewahrte er etwas Neues und Seltsames aus Qualm und Dunst aufragen... es war das vierte feindliche Linienschiff, das sich auf die bisher in Feuerlee verbliebene Seite der Sutherland schob. Hornblower ertappte sich dabei, daß er den Hut schwenkte und seinen Leuten irgend etwas Unsinniges zuschrie, das sie, während sie die Steuerbordgeschütze herumschwenkten, mit lautem Hurra beantworteten. Dichter wurde der Rauch, furchtbarer noch das Getöse. Das Schiff erbebte unter den zahllosen Abschüssen. Mit einmal war da der bleiche kleine Longley an seines Kommandanten Seite. Wie durch ein Wunder hatte er den Zusammenbruch des Kreuztopps überlebt.
    »Ich habe keine Angst... ich habe keine Angst!« stammelte der Kadett. Sein Jackett war zerfetzt. Er suchte, es zusammenzuhalten, während er tapfer die aufquellenden Tränen herunterwürgte.
    »Nein, Kerlchen, natürlich hast du keine Angst«, sagte Hornblower.
    Und dann war Longley tot; Brust und Hände zu einer unkenntlichen Masse zermahnt. Von dem Gefallenen fortsehend, bemerkte Hornblower, daß eins der Deckgeschütze nicht ausgerannt worden war. Schon wollte er grob werden, als sein Blick auf die umherliegenden Toten fiel. Die gesamte Geschützbedienung war ausgefallen und Reservemannschaften nicht mehr verfügbar. Bald würden noch mehr Geschütze außer Gefecht gesetzt werden. Die Hornblower zunächst stehende Karronade wurde noch von drei Mann bedient; das gleiche galt von den nächsten beiden. Drunten auf dem Hauptdeck schleppten Seesoldaten Pulver und Kugeln zu den Kanonen.
    Gerard mußte sie wohl dazu eingeteilt haben, weil die Mehrzahl der Schiffsjungen gefallen war. Wenn doch nur dieser Höllenlärm aufhören würde, damit man nachdenken konnte.
    Aber Hornblower war es, als verdopple sich das Getöse.
    Vortopp und Großtopp brachen mit einem selbst den Kanonendonner übertönenden, splitternden Krachen zusammen, und das ganze

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