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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wie es nun weitergehen sollte, zeigte der Steuermann zum erstenmal, daß er doch auch etwas Mumm in den Knochen hatte. Sie konnten jetzt das lecke Wrack allzumal verlassen und mit dem Fischerboot nach Puerto Rico weitersegeln, er aber lehnte dies entschieden ab. Offenbar wußte er mit den gesetzlichen Bestimmungen Bescheid, die die Bergung eines Schiffes aus Seenot betrafen, und es war anzunehmen, daß das arme, zerschundene Wrack auch in seinem gegenwärtigen Zustand noch einigen Wert besaß. Sicherlich aber galt das von seiner Ladung. Er wollte die Pretty Jane morgen selbst in den Hafen bringen und bestand darauf, mit seinen Leuten an Bord zu bleiben.
    Hornblower stand jetzt vor einer Entscheidung, die er in seiner langen und gewiß nicht eintönigen Laufbahn noch nie zu treffen hatte. Jetzt von Bord zu gehen, das Schiff zu verlassen, roch verdammt nach feiger Fahnenflucht, aber er hatte schließlich auch an Barbara zu denken. Seine erste Regung, daß es ihm nicht im Traum einfallen könnte, seine Leute im Stich zu lassen, endete mit der Überlegung, daß diese Leute ja gar nicht die ›seinen‹ waren. »Sie sind nur Passagier, Mylord«, sagte der Steuermann - seltsam, wie ihm das ›Mylord‹ jetzt, da sie wieder mit der Zivilisation in Berührung waren, auf einmal ganz natürlich über die Lippen kam.
    »Das stimmt«, gab Hornblower zu. Er konnte Barbara ja auch unmöglich zumuten, noch eine Nacht an Deck dieses lecken Rumpfes zu verbringen. So liefen sie also mit einem Fischerboot nach San Juan de Puerto Rico ein, zwei Jahre nachdem Hornblower diesen Hafen unter ganz anderen Umständen besucht hatte. Wie zu erwarten war, brachte ihre Ankunft die ganze Stadt in Aufruhr. Boten eilten sofort zur Fortaleza, und schon nach wenigen Minuten tauchte eine lange, hagere Gestalt mit einem dünnen Bärtchen am Kai auf. Hornblower erkannte den Mann trotz seiner entzündeten Augen alsbald wieder.
    »Mendez-Castillo«, stellte er sich vor und ersparte Hornblower damit die Mühe, sich seines Namens zu entsinnen. »Es ist mir besonders schmerzlich, Eure Exzellenz in einer so mißlichen Lage zu sehen. Andererseits bereitet es mir eine besondere Freude, Eure Exzellenz wieder auf Puerto Rico begrüßen zu dürfen.«
    Selbst unter den gegebenen Umständen durften die guten Formen nicht außer acht gelassen werden. »Liebe Barbara, erlaube mir, daß ich dir Señor - Major - Mendez-Castillo vorstelle. Er ist Adjutant Seiner Exzellenz des Herrn Generalkapitäns.« Dann fuhr er auf spanisch fort: »Meine Frau, la Baronesa Hornblower.« Mendez-Castillo bedankte sich mit einer tiefen Verbeugung, derweil seine Augen eifrig hin- und herwanderten, um den körperlichen Zustand der beiden Ankömmlinge abzuschätzen. Endlich gelangte er zu einer höchst wichtigen Entscheidung:
    »Wenn es Euren Exzellenzen genehm ist, würde ich vorschlagen, daß die offizielle Begrüßung durch Seine Exzellenz aufgeschoben wird, bis Eure Exzellenzen besser für den Empfang gerüstet sind.«
    »Ja, das ist uns genehm«, sagte Hornblower. In seiner Entrüstung war er eben im Begriff, heftige Worte zu gebrauchen, weil doch Barbara so offensichtlich der Ruhe und Pflege bedurfte. Aber jetzt, da die Frage der Etikette ihre Lösung gefunden hatte, war Mendez-Castillo plötzlich ganz Rücksicht und Aufmerksamkeit. »Wenn sich Eure Exzellenzen in mein Boot bemühen wollten, so würde ich mir die Ehre geben, Sie zum inoffiziellen Eingang des Palais von Santa Catalina zu geleiten. Dort werden Sie Ihre Exzellenzen zwar empfangen, aber dabei bleibt die offizielle Etikette außer acht, und Eure Exzellenzen haben Gelegenheit, sich von den grauenhaften Erlebnissen zu erholen, die Euren Exzellenzen, wie ich fürchte, beschieden waren. Würden Eure Exzellenzen also die Güte haben, mir zu folgen?«
    »Halt, auf ein Wort noch, Señor. Es ist mir um die Männer zu tun, die noch draußen an Bord des Schiffes sind. Sie brauchen Nahrung und Wasser, und vielleicht brauchen sie Hilfe.«
    »Ich werde der Hafenbehörde Anweisung geben, alles Nötige hinauszuschaffen.«
    »Besten Dank.«
    Sie stiegen zu der kurzen Fahrt quer über den Hafen in das wartende Boot, und Hornblower stellte trotz seiner furchtbaren Müdigkeit fest, daß soeben jedes Fischerboot und jedes Küstenfahrzeug in größter Eile auslief. Diesen Burschen lag wahrscheinlich nur daran, festzustellen, was sich mit einer Bergung oder schlimmstenfalls einer Plünderung der Pretty Jane verdienen ließ. Der Steuermann hatte

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