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Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Hornblower 10 - Hornblower in Westindien

Titel: Hornblower 10 - Hornblower in Westindien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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beteiligt.
    Steuermann, kommen Sie mit nach vorn, wir wollen doch irgendwie Segel setzen, und zwar so schnell wie möglich.«
    Damit begann eine Reise, über die nachträglich die unglaublichsten Geschichten kursierten, genau wie über den Hurrikan, der eben abgezogen war. Man nannte ihn allgemein Hornblowers Hurrikan, und er nahm einen besonderen Platz in der Erinnerung ein, nicht nur weil Hornblower persönlich davon betroffen worden war, sondern auch weil sein unerwarteter Ausbruch allerorts schwere Schäden verursacht hatte.
    Hornblower selbst dachte nie daran, daß diese Reise besonderer Erwähnung wert sein könnte, obwohl ihm nur noch ein vollgelaufenes Wrack zur Verfügung stand, das durch den Kokosbast der Ladung notdürftig über Wasser gehalten wurde.
    Im Augenblick kam es nur darauf an, den schwer in Mitleidenschaft gezogenen Rumpf vor den Wind zu bekommen.
    Ein Reserve-Klüverbaum, die einzige Reservespier, die den Sturm überstanden hatte, wurde an den Stumpf des Fockmastes gelascht und gab so einen Notmast; die Umhüllungen einiger Ballen Kokosbast mußten als Segel dienen. Sie wurden an dem Notfockmast gesetzt und ermöglichten es, die Pretty Jane platt vor den Passat zu drehen und ihr wenigstens eine Meile Fahrt in der Stunde zu geben, während die Besatzung sofort an die Arbeit ging, um Achtersegel zu improvisieren, unter deren Wirkung sich später die Fahrt verdoppelte.
    Es gab keinerlei nautische Instrumente mehr - selbst der Kompaß war während des Sturms aus seinen kardanischen Ringen geflogen - darum hatten sie während der ersten beiden Tage ihrer Fahrt auch keine Ahnung, wo sie sich befanden, sie wußten nur, daß irgendwo in Lee die Kette der Antillen lag. Der dritte Tag war dann besonders schön und klar, und der Morgen war noch kaum angebrochen, als ein Mann im Großtopp voraus einen hauchdünnen dunkleren Schleier am Horizont ausmachte.
    Das mochten die hohen Berge von Santo Domingo sein, das noch in weiter Ferne lag, oder aber, ein gutes Stück näher, die flachen Hohen Puerto Ricos. Im Augenblick war es unmöglich zu entscheiden, welche Insel sie da vor sich hatten. Sie wußten es auch noch nicht, als die Sonne wieder unterging - sie litten alle wieder unter verzehrendem Durst und hatten darum wenig Appetit auf das Corned Beef, das Hornblower aus dem geretteten Vorrat unter ihnen verteilte. Trotz Hunger und Durst und Erschöpfung fanden sie in dieser Nacht Schlaf auf ihren Matratzen aus Kokosbast, obwohl das Deck, auf dem sie lagen, immer noch gelegentlich von einer See überspült wurde. Am nächsten Morgen war ihnen das Land doch wesentlich nähergerückt, man unterschied jetzt deutlich einen flachen Höhenzug, der die Vermutung nahe legte, daß es sich um Puerto Rico handelte. Am Nachmittag dieses Tages entdeckten sie dann in der Kimm ein Fischerboot. Es hielt auf sie zu, die Leute wurden offenbar aus dem seltsamen Fahrzeug nicht klug, das augenscheinlich Kurs auf sie genommen hatte. So dauerte es nicht lange, bis das Boot längsseit kam. Die Fischer waren Mulatten, sie starrten verwundert auf die seltsamen Gestalten, die ihnen von Bord aus zuwinkten, und Hornblower mußte alles mobil machen, was ihm vor Schlaflosigkeit, Müdigkeit und Hunger noch an Verstand und Gedächtnis geblieben war, um sich wenigstens auf die paar spanischen Worte zu besinnen, die er zu einem Anruf von Schiff zu Schiff brauchte. Die Fischer hatten ein Faß Wasser an Bord und außerdem kalte Garbanzos, - um das Festmahl abzurunden, gab es dazu eine Dose Corned Beef. Obwohl Barbara kein Spanisch verstand, erhaschte sie doch zwei Worte, die in der aufgeregten Unterhaltung immer wiederkehrten. »Puerto Rico?« fragte sie.
    »Ja, mein Schatz«, sagte Hornblower. »Das ist keine große Überraschung für uns, und vor allem paßt es uns viel besser als Santo Domingo. Ich wollte, ich könnte mich an den Namen des Generalkapitäns dort erinnern. Ich hatte im Fall der Estrella del Sur mit ihm zu tun. Er war ein Marquis, der Marquis von... von... aber Schatz, warum legst du dich denn nicht hin und machst deine Augen zu? Du bist ja ganz erschöpft.«
    Ihre bleiche Gesichtsfarbe und ihr verstörter Ausdruck erschreckten ihn immer aufs neue.
    »Danke, mein Lieber, ich fühle mich ganz wohl«, gab ihm Barbara zur Antwort, obwohl der müde Tonfall ihrer Stimme ihre Worte Lügen strafte. Ihre Antwort war ihm ein neuer Beweis für ihren unbändigen inneren Auftrieb und ihre Selbstbeherrschung.
    Als sie miteinander besprachen,

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