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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Endres
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Vollmond.«
    Woran sonst?
    Ich blicke zur Bar.
    Die tanzenden Leiber versperren mir die Sicht.
    Kurz blitzt etwas Cremefarbenes auf.
    Ansonsten sehe ich nur Marcy hinter der Bar.
    Ich seufze und folge Ricks farbenfroh tätowiertem Ex-Gangmitglied-Nacken zum Eingang.
    Als ich fast zwanzig Minuten später nach viel zu viel Stress genervt an die Bar zurückkehre, ist Sierra fort.
    Kann’s ihr nicht verübeln.
    Hat sich bestimmt in Luft aufgelöst.
    Wie eine Engelserscheinung.
    »Wo ist sie hin?«, frage ich Marcy, die bloß mit den nackten Schultern zuckt, erleichtert, dass sie nun wieder einer der unangefochtenen Hingucker im Club ist und ihr übliches Trinkgeld einstreichen kann.
    Und dass ich nicht gekriegt habe, was ich will.
    »Du fragst die falsche Person, Kid«, sagt Dead Crow, der an der Bar sitzt und einen Tequila runterstürzt. »Hab ich dir denn gar nix beigebracht? Man fragt keine Ex nach einer Lady, auf die man so offensichtlich scharf ist wie du gerade.«
    »Scheiße«, knurre ich, zwänge mich mit angehaltenem Atem durch die transpirierenden Leiber auf der Tanzfläche und eile in Richtung des Hinterausgangs, der in eine schmale Gasse führt.
*
    Dead Crow mag mir beigebracht haben, den Wolf abseits des Vollmonds auch nach einer Verwandlung an der Kandare zu halten.
    Ganz ungefährlich ist das trotzdem nicht.
    Erst recht nicht nach der letzten Nacht.
    Aber Sierras Duft geht mir einfach nicht aus dem Sinn.
    Zum Glück ist ihr Duft alles, was der Wolf braucht, um sie zu finden.
    Also überlasse ich ihm das Ruder.
    Hab ich lange nicht mehr gemacht.
    Meine Klamotten?
    Kümmern mich nicht.
    Ich will nur Sierra.
    Der Wolf ist ziemlich überrascht, als ich mich freiwillig in die Finsternis zurückziehe.
    Und doch ergreift er die Chance ohne zu zögern.
*
    Auf vier kräftigen Läufen trabt er durch die Dunkelheit, die schwer nach Regen riecht. Er genießt den feuchten Asphalt und die Erde und das Gras und die Steine unter seinen breiten Pfoten. Er rennt schnell durch die Nacht, die voller Geräusche ist. In den Schatten abseits des falschen Glanzes und des verräterischen grellen Leuchtens, durch die er sich seinen Weg sucht, erschreckt er einen Obdachlosen, der sich in die Hosen macht, jedoch schon vorher nach Urin gestunken hat. Kurz darauf huscht er am parkenden Streifenwagen zweier übermüdeter Cops vorbei, die lustlos auf ihren durchgeweichten Sandwiches herumkauen, wenig begeistert einem Funkspruch über ein paar randalierende Kids im Zentrum lauschen und sich plötzlich gar nicht mehr sicher fühlen in ihrem Wagen, trotz ihrer Waffen und ihrer Dienstmarken. Ähnlich geht es dem Taxifahrer, der an den Knackarsch der Tochter seines Bruders denkt, sich im Schritt kratzt und einen Schluck aus der Flasche in seiner Hand trinkt, die er sogleich jedoch vor Schreck fallen lässt, als ein massiger Schatten mit glühenden Augen über seine Motorhaube hinwegsetzt. Von all diesen peripheren Begegnungen unbeeindruckt, hetzt er weiter durch die Nacht. Unermüdlich folgt er der Spur des süßen, köstlichen Dufts, der sein ganzes Denken beherrscht. Über ihm verschieben sich die Regenwolken und geben den Blick frei auf den leuchtenden Mond, der voller aussieht, als er tatsächlich ist. Er fragt sich, ob seine Chance gekommen sein mag, und …
*
    Mit einiger Mühe zwinge ich den Wolf in die Schwärze zurück.
    Gefällt dem Mistviech gar nicht.
    Fühlt sich an, als würde es nach meinem Geist schnappen.
    Ich knurre wölfischer, als mir lieb ist, und winde mich gepeinigt hin und her.
    Es ist nicht so schlimm wie im Käfig, aber schlimm genug.
    Außerdem ist Marlowe nicht da.
    Bin wie ein Schiff im Sturm ohne Leuchtturm.
    Nackt und zuckend liege ich ein paar Sekunden auf dem nassen Asphalt einer weiteren namenlosen Gasse zwischen zwei Gebäuden.
    Warte darauf, dass die Schmerzen und das Brennen nachlassen, während mir die spitzen kleinen Steine in den empfindlichen Rücken und den blanken Arsch stechen.
    Kann nur hoffen, dass der Regen vorhin den größten Teil des Siffs fortgespült hat.
    Ich stöhne leise und versuche, mich aufzurichten.
    »Argh!«
    Scheiße.
    Zwei Mal in zwei Nächten, das ist einmal zu viel.
    Ich muss völlig bekloppt sein.
    Dann denke ich an Sierra.
    Ihren Duft.
    Und schon stehe ich.
    In jederlei Hinsicht.
    Schwer atmend lehne ich mich gegen die nächste Hauswand und spähe mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Nacht.
    Erkenne noch immer jeden verdammten abgerissenen Dosenring, der feucht im Mondlicht

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