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Horror Factory - Glutherz

Horror Factory - Glutherz

Titel: Horror Factory - Glutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ich da unten kauerte, dann hob er wieder den Kopf und sah sich um, als interessiere ihn plötzlich diese Kammer, in der wir waren.
    »Mein Gott«, entfuhr es ihm. »Mein Gott – wo bin ich?«
    Wieder sah er mich an. »Du musst Olympia sein. Oder täusche ich mich?«
    Ich verstand, dass er auf keinen Fall der Mann war, den ich gehört, der mir meinen Namen verraten hatte. Denn sonst hätte er das ja nicht gefragt. Und die Stimme klang ganz anders. Höher.
    »Ja«, sagte ich.
    Er ist auch ein Wesen, das so orientierungslos wie ich in dieser Dachkammer auftauchte, dachte ich. Allerdings besaß er kein Herz. In ihm flackerte und pulsierte nichts. Er war ein kompakter Mensch, eingehüllt in einen dunklen, dicken Rock oder Mantel, einen Schal um den Hals gebunden. Und von ihm ging ein stechender, unangenehmer Geruch aus. Ein Gestank von Unsauberkeit. Wie ich heute weiß, war das ein weiteres Zeichen seiner Krankheit.
    Sein Körper war eine dunkle Masse, nur sein Gesicht war hell und schien darüber zu schweben. Als ich mich aufrichten wollte, fiel mein Blick auf seine Beine, und mir wurde klar, dass ich durch ihn hindurchsehen konnte. Er verschwamm mit der Luft um ihn herum. Hinter ihm schimmerte der Spiegel, der mein rötliches Licht zurückwarf.
    Er war also doch kein Mensch.
    Diese Kammer musste die Geburtsstätte von seltsamen Wesen sein, die sich alle nach und nach einfanden.
    »Wie kommst du hierher?«, fragte er und begann wieder herumzutappen. Und dann fügte er leiser hinzu: »Und ich? Wie komme ich hierher?«
    Er blickte gegen das Fenster, als ahne er, dass von dort Gefahr ausging. »Natürlich …«, murmelte er. »Natürlich. Ich bin in der Dachkammer.«
    Mit einer erstaunlich schnellen Bewegung war er bei den Regalen, streckte seine Hand aus. Seine Finger, die er bis jetzt verborgen gehalten hatte, waren so hell wie sein Gesicht. Und sie waren dünn. Vorsichtig, fast liebevoll strich er über die Buchrücken, nahm sich auch eines der Bücher vor, in denen ich vorher geblättert hatte, und betrachtete es.
    »Es ist unglaublich«, murmelte er. »Ganz und gar unglaublich. Aber trotzdem ist es wahr …«
    Dann wandte er sich wieder mir zu. Ich war mittlerweile aufgestanden.
    »Du lebst.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich lebe. Aber ich weiß nicht, wo und warum.«
    Der verkrampfte Mund zog sich zu einem Lächeln auseinander. Dann nickte der Mann wohlwollend. »Natürlich, natürlich. Das weißt du nicht. Vielleicht ist es meine Aufgabe, es dir zu erklären.«
    Er verzog das Gesicht, ein Anfall von Schmerzen schien ihn zu überwältigen. Für einen kurzen Moment, der nicht länger währte als ein Schlag meines Herzens, wurde seine Gestalt sehr undeutlich, drohte zu verschwinden. Ich konnte hinter ihm den Sessel und das Regal sehen. Doch dann war es überwunden, und er war wieder da.
    »Ich habe nicht viel Zeit«, ächzte er. »Aber ich versuche es.«
    »Sind Sie es, der mich geschaffen hat?«, fragte ich schnell.
    »Ja, Olympia, ja – so ist es. Ich habe dich geschaffen. Ich kenne den, der dich geschaffen hat …« Wieder zog er eine Grimasse, wieder löste sich seine Gestalt für einen Moment auf.
    »Aber das ist doch ein Widerspruch«, sagte ich. »Wie meinen Sie das?«
    »Ja, ja«, keuchte er. »Ich erkläre es dir, so schnell ich kann … Schau, dich hat ein Wissenschaftler namens Spalanzani geschaffen.«
    »Spa – lan – za – ni«, sprach ich die Silben nach. Es fiel mir nicht leicht, sie auszusprechen. Meine Kiefer gehorchten mir noch nicht so ganz, aber ich lernte schnell.
    »Ja«, sagte er ungeduldig. »Spalanzani. Ich weiß nicht, wo er ist, aber da du hier bist, muss es ihn wirklich geben. Dich gibt es, also gibt es auch ihn. Mein Gott, es ist ein Wunder.«
    »Es gibt mich, also gibt es auch ihn«, sprach ich nach, aber ich merkte, dass es dem Mann nicht gefiel, wenn ich das tat, denn er wirkte immer ungeduldiger.
    »Ich bin sicher, Spalanzani hat seine Gründe dafür, dass er dich hierhergebracht hat. Olympia, du musst hierbleiben, verstehst du?«
    »Hierbleiben. Ja, das sagte er auch.«
    »Er hat mit dir gesprochen?«
    »Ich glaube schon. Es sind meine ersten Erinnerungen als Mensch. Bei meinem Erwachen. Ich hörte seine Stimme, aber ich sah ihn nicht. Er sagte, dass mein Name Olympia sei, und dass ich hierbleiben sollte.«
    »Als Mensch …« Nun wirkte er traurig, und er schüttelte den Kopf. »Olympia, du bist kein Mensch. Spalanzani hat es sicher gut gemeint, aber … Ein Mensch bist du

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