Hotel in Flammen
es ein hartes Gesicht war — mit schmalen Lippen und Eisaugen.
Offenbar ging der Goldgelockte dem
Empfangschef auf den Geist. Glattfeldts Miene war zu beherrscht, als daß er
innerlich gelassen sein konnte.
„...es ist wichtig! Verdammt wichtig!
Deshalb will ich es so!“
Goldlöckchen hielt beide Hände über ein
Päckchen, das vor ihm auf dem Tresen lag. Es war ein großes, gefülltes Kuvert
aus rißfestem Papier.
Grimp brauchte keinen Röntgenblick, um
den Inhalt an der Form zu erkennen: gebündeltes Geld.
„Selbstverständlich, Herr Plöckl!“
nickte Glattfeldt.
„Sie quittieren mir den Empfang“, sagte
Plöckl.
„Wie Sie wünschen.“
„Ja, das wünsche ich. Dann legen Sie’s
in den Tresor.“
„Selbstverständlich.“
„Morgen vormittag, 10 Uhr, hole ich’s
ab. Wie ist Ihr Name?“
Plöckl zog einen Quittungsblock heran
und riß ein Blatt ab. Auf die Rückseite setzte er die Kugelschreiberspitze.
Fragend sah er den Empfangschef dann an.
Grimp lehnte sich an den Tresen, schien
in den Anblick seiner Daumen versunken, beobachtete jedoch aus dem Augenwinkel.
„Walter G-l-a-t-t-f-e-l-d-t“,
buchstabierte der Hotelmensch.
„...bestätige ich, Werner Glatt…“
„Walter!“ unterbrach ihn der
Empfangschef.
„Was? Ach so!... bestätige ich, Walter
Glattfeldt“, schrieb er weiter, „von Herrn Poldemar Q. Plöckl, Zimmer 312, ein
Kuvert — abgezeichnet mit Unterschrift — zum Verwahren im Tresor erhalten zu
haben. Den wievielten haben wir heute?“
Glattfeldt mußte unterschreiben.
Plöckl setzte seinen Namen auf den
Umschlag.
Nachdem er die Quittung eingesteckt
hatte, übergab er das Kuvert.
„Morgen bin ich allerdings nicht da“,
sagte Glattfeldt. „Wenden Sie sich bitte an meine Vertretung.“
„Und das ist?“
„Vermutlich Frau Glockner, die Chefin.“
Plöckl nickte.
Glattfeldt legte das Kuvert auf den
Schreibtisch, der links hinter ihm stand.
„Bitte, sofort in den Tresor damit!“
verlangte Plöckl.
Glattfeldt verzog keine Miene, sondern
schob ab mit dem Geldpaket ins Büro, wo sich der Tresor befand.
Erst jetzt wandte sich Plöckl ab,
wippte an den Kübelpalmen vorbei und strebte dem Kamin zu, wo sich ein
weibliches Wesen in einem Sessel räkelte.
Grimp reckte sich. An einer Säule
vorbei und über eine Palme konnte er hinsehen.
Die Frau war jung und wirkte wie ein
Paradiesvogel: bunt, bunt, bunt. Seidenstoffe knisterten an ihr, rauschten und
rieben. Sie war mit Schmuck behängt. Das blauschwarze Haar schmiegte sich als
geölter Herrenschnitt um den schmalen Kopf. Und damit das niemanden langweilte,
waren rosefarbene Tupfer eingefärbt.
Hm! dachte Grimp. Sind die aus dem
Schaugeschäft? Seltsames Pärchen.
„Die Herrschaften sind vorhin
eingetroffen“, sagte Glattfeldt hinter ihm.
Grimp drehte sich um.
Der Empfangschef war lautlos
zurückgekehrt, hatte Grimps Blickrichtung verfolgt und gestattete sich jetzt
die Andeutung eines Lächelns.
„Herr Poldemar Q. Plöckl“, fügte er
unaufgefordert hinzu, „und seine Begleiterin Gunilde von Weyerpitz-Riehl.“
Für diese Indiskretion ( Taktlosigkeit )
hatte Grimp nur einen eisigen Blick übrig.
Ja, wo sind wir denn hier? dachte er.
Was für ein Portier ist das? Posaunt ungefragt die Namen seiner Gäste in die
Landschaft.
Er wußte nicht, daß Glattfeldt
gekündigt hatte, dies seine letzten Dienststunden waren, er morgen früh bereits
nach Gran Canaria jetten wollte. Außerdem war sein Charakter so zwielichtig wie
ein vermurkster Schmalfilm — was sich bald herausstellen sollte.
„Würden Sie mir den bitte wechseln!“
sagte Grimp — und legte den Hunderter auf den Tresen. „Brauche Kleingeld.“
6. Der neue Schwimmlehrer
Gaby und Klößchen mußten
,Berufskleidung’ anlegen. Bei Karl und Tim war das nicht erforderlich.
Karls Wirken blieb ohnehin unsichtbar
für die Gäste. Tim, der kaum was anderes als Jeans und Turnschuhe kannte, trug
jetzt seine dunkelblaue Festtagshose mit messerscharfer Bügelfalte, dazu
passende Slipper und den neuen silbergrauen Pullover.
Der Anführer der TKKG-Bande sah aus,
als sei er nicht am Anfang, sondern bereits auf dem Gipfel einer weitläufigen
Hotel-Karriere.
Nachdem sie Klößchen, der ganz in Weiß
gewandet war, beim Küchenmeister abgeliefert hatten, wurde Gaby dem Oberkellner
anvertraut, der sich — weil er zur Zeit keine Hilfe hatte — ziemlich am Ende
seiner Kräfte befand. Er unterdrückte Freudentränen, als er Gaby die
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