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Hotel in Flammen

Hotel in Flammen

Titel: Hotel in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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werden, kleines Fräulein.
Sowas sind wir nicht gewöhnt. Klar?“
    „Ich bin mir keiner Frechheit bewußt.
Wenn Sie meine Worte so aufgefaßt haben, bitte ich um Entschuldigung.“
    „Schon gut. Nun schwirr ab und hol den
Schampus.“
    Kann ja heiter werden, dachte Pfote,
als sie zu Trill eilte. Wenn alle Gäste so sind, läßt sich der Job als Strafe
verwenden.
    Trill seufzte, weil er wieder eine
Flasche Champagner öffnen mußte.
    „Manchmal steht der Rest tagelang“,
meinte er, „dann ist das Gas raus und der Göttertrank im Eimer. Zugesetzt haben
wir dann. Und wie! Ist nämlich hier keine Champagner-Gegend, weißt du. Hier
trinken die Damen Wein und die Männer Bier. Was magst du denn am liebsten?“
    „Fruchtsaft und Tee. Alkoholisches
lehnen wir ab, meine Freunde und ich. Auch wenn wir die Volljährigkeit erreicht
haben, wird sich daran nichts ändern.“
    „Gute Gäste werdet ihr dann nie“,
lächelte Trill.
    Er hatte zwei Sektschalen randvoll
gefüllt, und Gaby balancierte ihr Tablett zum Kamin — ohne einen Tropfen zu
verschütten.
    Plöckl hatte sich inzwischen wohl
anhören müssen, daß er zu jungen hübschen Mädchen gefälligst nicht so
freundlich sein solle. Und er war voll eingestiegen auf die Ermahnung.
    „Ja, zum Teufel, was ist denn das!“
schnarrte er. „Champagner in Puddingschalen? Da verperlt der Inhalt sofort. Und
das Bukett ( Geschmacksstoff) hängt unter der Decke. Wir trinken
Champagner aus Flöten. Nimm das wieder mit!“
    Nicht aufregen, Gabriele! dachte sie — und
glitt durch die Schwingtür, hinter der sich der Vorraum zur Küche befand. Hier
lag, stand, hing alles bereit, was der Service ( Bedienung ) benötigte.
Hier wurde auch ausgeschenkt.
    „Hm“, meinte Trill, nachdem er die
Beschwerde entgegengenommen hatte. „Damit hat der Herr mit den Goldlöckchen
nicht mal so unrecht. Allerdings hätte er’s gleich sagen sollen. Den meisten
Gästen ist es egal, ob sie aus Schale oder Flöte trinken.“
    Er schüttete den Champagner nicht um,
sondern füllte zwei Flöten — schmale, hohe Gläser, die sich am Rand verjüngen —
aus der Flasche.
    Wieder zog Gaby los. Jetzt müßte es
stimmen, dachte sie. Gunilde begann gerade, ihr Modejournal zum zweiten Mal
durchzublättern.
    Poldemar fummelte an seiner Nase herum,
ließ aber die Finger im Freien.
    Mit deutlichem Mißtrauen musterten
beide die Gläser.
    „Ich wette, er ist süß und nicht herb“,
verkündete Gunilde ohne Lippenbewegung.
    Sie grapschte sich eine der Flöten.
    „Süß!“ verkündete sie triumphierend. „Mein
Gott, Poldemar! Wo sind wir hier gelandet?“
    Er hatte genippt. Und machte ein
Gesicht, als wäre er auf reines Frostschutzmittel gestoßen.
    „Du hast recht, Liebling. Total süß!“
    „Ist was nicht in Ordnung?“ fragte
Gaby. „Ich kenne mich damit nicht so aus.“
    „Du kennst dich offenbar überhaupt
nicht aus“, sagte Gunilde böse. „Einfach furchtbar.“
    „Soll ich ihn wieder mitnehmen?“
    „Dachtest du“, knarrte Plöckl, „wir
trinken das Zeug?“
    „Bevor wieder was schiefläuft — könnten
Sie mir klipp und klar sagen, wie Sie den Champagner möchten? Aus Flöten und
herb, soweit sind wir. Aber vielleicht muß es eine bestimmte Marke sein.“
    „Darauf kommen wir zurück“, sagte
Plöckl, „wenn wir eine Flasche bestellen. Beim offenen — ist das nicht so
wichtig. Wir sind ja schließlich nicht pingelig.“
    „Nein“, meinte Gaby, „das sind Sie
bestimmt nicht.“
    Sie schob ab mit dem in Ungnade
gefallenen, zu süßen Champagner.
    Der dritte Versuch glückte.
    Aber Gaby hatte von diesem abartigen
Pärchen genug und fühlte sich abgebaggert wie nach zwei Wochen Grippe.
    „Nur Mut!“ tröstete Trill. „Die meisten
Gäste sind sehr nett. Besonders unsere. Das wirst du bald merken. Mit diesem
Plöckl-Weyerpitz-Riehl-Gespann stimmt irgendwas nicht. Vielleicht haben die
eine Schraube locker.“

8. Ein reizender Stiefsohn
     
    Jörg war zurückgekommen, hockte in
seinem Zimmer und suckelte an einer Cola-Flasche.
    Er hörte, wie seine Stiefmutter den
Privat-Trakt betrat und den Flur entlangkam. Sie war offensichtlich in Eile und
trat in ihre Wohnung.
    Grinsend schlurfte er hinaus.
    Der Flur hatte Parkettboden, der — links
neben der Kommode aus dem 18. Jahrhundert — sperrige Risse zeigte: bis zu
Fingerbreite.
    Kein Wunder! Konnte doch der Erlenhof
auf ein langes Dasein zurückblicken. Vieles war modernisiert, aber an dem
hübschen Parkettboden in ihrem Privatreich

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