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Das Leben nach dem Happy End

Das Leben nach dem Happy End

Titel: Das Leben nach dem Happy End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Juul
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    Am Abend zuvor hatten wir im Wohnzimmer gesessen. Ich trank Kaffee, er Bier. Wir sahen einen Krimi. »Ihr würde ich gern ähnlich sehen«, sagte ich mit Blick auf die Detektivin; die einzige reife Frau, die man überhaupt im Fernsehen zu sehen bekam. »Tust du aber nicht«, sagte er. Ich drehte mich um und sah ihn an. Frauengesichter sacken. Männer werden stattlicher. »Du bist stattlich«, sagte ich. Er drehte sich um und sah mich an. »Wo?«, fragte er erschrocken. »Ha-ha-ha«, sagte ich.
    »Ich fahre um sieben«, sagte er und schaltete den Fernseher aus.
    »Ich gehe nach nebenan und schreibe.« Ich schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mich an ihn, so fest ich konnte, wir küssten einander, ich rieb meine Wange an seinen Bartstoppeln. »Es wird nicht lang dauern.«
    Ich ging in mein Arbeitszimmer, stolperte über etwas auf dem Fußboden, schob die Füße aber vorsichtig weiter bis zum Schreibtisch und knipste die Lampe an. Der Computer blinkte. Auf dem Tisch stand ein Glas lauwarmes Wasser, ich nahm einen Schluck und schaltete die Stereoanlage an, legte eine CD ein, die lose im Regal lag, ich konnte nicht erkennen, welche es war. Im wunderschönen Monat Mai schallte durchs Zimmer, doch ich stellte die Anlage wieder aus. Das Lied konnte ich nur laut hören, und zu dieser späten Zeit wäre wohl niemand erfreut darüber, mitzuhören.
    Ich weckte meinen Computer, schlug ein Buch auf und legte es beiseite. Ich klickte, öffnete das Dokument, es war nicht einmal mehr geöffnet, die letzte Änderung war zwei Tage alt, und da hatte ich nur die Kommasetzung korrigiert. Ich konnte genauso gut einfach ins Bett gehen. Vielleicht schlief er noch nicht. Mich fröstelte, ich hob einen Pullover vom Boden auf, streifte ihn über und begann zu lesen. Dann schrieb ich.
    Das war mir bisher nur selten passiert, doch nun vergaß ich, wie spät es war, so sehr fesselte mich mein eigenes Manuskript. Stunden vergingen. Mein Rücken war steif, als ich wieder aufsah. Das Licht schien grau, der Fjord nahm die unglaublichste Farbe an, ich stand auf und öffnete das Fenster. Auf dem Dachfirst der Gartenlaube saß eine Amsel und trällerte. Es war der schönste Frühlingsmorgen, den man sich vorstellen konnte, doch wenn man nachts nicht geschlafen hat, der ganze Körper steif ist und der Kopf zugleich vollgestopft und vollkommen leer, scheint alles verkehrt.
    Ich dachte darüber nach, und auch das sah mir nicht ähnlich, wie man das Aussehen des Fjordes in diesem Moment beschreiben könnte. Gerade ging die Sonne auf, und das Wasser wechselte unablässig seine Farbe.
    Halland, der bald aufstehen musste, wollte ich nicht wecken. Ich verließ das Zimmer, ging pinkeln und ließ mich mit einer Decke auf das Sofa im Wohnzimmer fallen.
    Als ich erwachte, wusste ich, dass mich ein Geräusch geweckt hatte, aber nicht, welches. In mir hallte das Echo eines lauten Geräuschs. Ich setzte mich auf und griff mir ins Haar, eine Bewegung, die ich aus Filmen kannte, ich fing mich wieder und schlang die Decke um meine Knie. Ob ich mich fürchtete? Ich glaube nicht, dass ich behaupten kann, ich hätte mich gefürchtet, das wäre auch verrückt und prophetisch gewesen, aber ich kann mich zweifellos an eine leise Angst erinnern, eine Unruhe darüber, dass etwas nicht stimmte. Hatte ich die Tür gehört, war Halland einfach nur gerade gegangen?
    Auf dem Weg ins Badezimmer warf ich einen Blick ins Schlafzimmer, wo ich ein leeres Bett sah. Also war er gefahren.
    Unter der Dusche fiel mir ein, dass ich auch seine Jacke und Aktentasche im Flur gesehen hatte. Also war er doch nicht gefahren. Ich stellte das Wasser ab und rief nach ihm. Er antwortete nicht, doch jetzt wurde ich unruhig, trocknete mich ab und wickelte mir das Handtuch um, während ich durch das Haus ging. Durch das kleine, matte Fenster in der Haustür konnte ich jemanden sehen, ich dachte, es wäre vielleicht er, der dort draußen stand, und wollte gerade öffnen, als es klingelte. »Moment!«, rief ich und lief ins Schlafzimmer, warf das Handtuch fort, zog Hallands Bademantel über und band ihn auf dem Weg zur Tür zu.
    Als ich sie öffnete, stand ein verwirrter Mann vor mir.
    »Im Namen des Gesetzes!«, sagte er, und seine Stimme brach. Er hob seine Hand. »Es ist genau 7.47 Uhr, und Sie sind verhaftet – Nein …« Er japste nach Luft.
    Ich traute meinen Ohren nicht. Jetzt erkannte ich ihn. Ich kannte ihn nicht, aber ich erkannte ihn wieder, er parkte jeden Morgen schräg gegenüber

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