House of God
Ich starre sie an. Ich erkenne die Zeichen. Ich stelle Diagnosen. Als ich an ihnen vorbeigehe, scheinen ihre Augen mir zu folgen, als versuchten sie, mir irgendwo in ihrer Demenz zuzuwinken oder
bonjour
zu sagen oder ein anderes Zeichen von Menschlichkeit zu geben. Aber sie winken nicht, sagen nicht
bonjour
und geben auch sonst kein Zeichen. Gesund, braungebrannt, schwitzend, betrunken, mit Brombeeren vollgestopft, innerlich lachend und die Grausamkeit dieses Lachens fürchtend, fühle ich mich großartig. Ich fühle mich immer großartig, wenn ich einen Gomer sehe. Jetzt liebe ich diese Gomers.
»Schön, es mag in Frankreich Gomers geben, aber du brauchst dich nicht um sie zu kümmern.«
Sie wendet sich wieder ihrer Artischocke zu, und die Vinaigrette läuft ihr über das Kinn. Sie wischt sie nicht ab. Das würde auch nicht zu ihr passen. Sie genießt das fettige Gefühl des Öls, das Brennen der Vinaigrette. Sie genießt ihre Nacktheit, ihre eigene Unachtsamkeit, das Öl, ihr Behagen. Ich fühle, wie sie erregt wird. Jetzt sieht sie mich wieder an. Habe ich das laut gesagt? Nein. Während wir uns ansehen, tropft ihr die Vinaigrette vom Kinn auf die Brust. Wir sehen zu. Sie läuft langsam die Rundung hinunter zur Brustwarze hin. Ohne Worte wetten wir, ob sie es schafft oder ob sie zur einen oder anderen Seite abgelenkt wird. Ich schalte zurück in die Medizin und denke an Metastasen in den Achsellymphknoten. Brustamputation. Statistiken. Berry lächelt mich an, bemerkt meine Rückkehr zum Tod nicht. Die Vinaigrette setzt ihren Weg fort, läuft an der Brustwarze entlang und hängt nun dort. Wir grinsen.
»Hör auf mit deinen Gomers, komm her und leck das ab.«
»Sie können mich immer noch quälen.«
»Nein, können sie nicht. Komm her.«
Als meine Lippen ihre Brustwarze berühren, spüre ich, wie diese sich aufrichtet. Ich schmecke die Säure der Vinaigrette und stelle mir einen Herzstillstand vor. Viele Leute sind im Raum, ich bin einer der letzten, die hereinkommen. Auf dem Bett liegt ein junger Patient, intubiert, künstlich beatmet. Der
Resident
versucht, eine dicke Braunüle zu legen, der Medizinstudent rennt ständig um das Bett herum. Jeder im Raum weiß, daß der Patient sterben wird. Eine der Intensiv-Schwestern kniet auf dem Bett und macht Herzmassage, eine Rothaarige aus Hawaii mit breiten Oberschenkeln und dicken Titten. Titten aus Hawaii. Er war ihr Patient, und sie war als erste bei ihm. Ich stehe in der Tür und sehe zu: Ihr weißer Rock ist hochgerutscht, so daß sie über dem Patienten knien kann, den Hintern herausgestreckt. Sie trägt ein geblümtes Höschen. Ich kann die Blütenblätter durch die Maschen der weißen Strumpfhose erkennen. Ich denke an Hawaii. Auf und ab, auf und ab bewegt sich ihr Hintern, auf und ab mitten in Blut und Erbrochenem und Urin und Kot und Menschen. Surferwellen an vulkanischen Stränden, auf und ab, auf und ab. Ein phantastisches Fahrgestell von einem Hintern. Ich gehe zu ihr und lege meine Hand darauf. Sie dreht sich zu mir um, lächelt und sagt: Oh, hallo Roy, und drückt weiter. Ich massiere ihren Hintern, sie bewegt sich auf und ab, meine Hand geht rund herum. Ich flüstere ihr etwas Unanständiges ins Ohr. Mit beiden Händen ziehe ich ihr die Strumpfhose herunter und dann das Höschen bis zu den Knien. Sie pumpt weiter. Ich lasse eine Hand in ihren Schritt gleiten, mit der anderen streichle ich die Innenseite ihrer Oberschenkel auf und ab und auf und ab, im gleichen Rhythmus, in dem sie den Brustkorb zur Wiederbelebung zusammenpreßt. Mit ihrer freien Hand knöpft sie mir die weiße Hose auf und greift nach meinem erigierten Penis. Die Spannung ist unglaublich. Man ruft nach »Adrenalin!« und »Defi«!
Die Elektroden des Defibrillators werden an die Brust des Patienten gelegt, um dem sterbenden Herzen Elektroschocks zu versetzen. Jemand ruft: »Alles runter vom Bett!« und das Mädchen aus Hawaii gleitet herunter auf meinen Penis.
»Schock!«
SSZZZZZZ .
Man versetzt dem Patienten einen Stromstoß. Der Körper bäumt sich im Bett auf, weil die Muskeln sich bei 300 Volt zusammenziehen, aber der Monitor zeigt eine Nullinie. Das Herz ist tot. Ein
Intern,
der Kleine, betritt den Raum. Es ist sein Patient. Er wirkt zornig, sieht aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Dann bemerkt er das Mädchen aus Hawaii und mich bei der Sache, und Überraschung steht in seinen Augen. Ich drehe mich zu ihm um und sage:
»Kopf hoch, Kleiner, es ist unmöglich,
Weitere Kostenlose Bücher