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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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Bewegung und sagte, wie sehr er und seine Nichten sich freuen würden, wenn einige der nächsten Freunde der Familie zum Abendessen bleiben und nachher mit bei dem Leichnam des Verstorbenen wachen wollten. »Ja«, sagte er, »wenn unser armer Bruder, der jetzt dort liegt, reden könnte, so weiß ich, wen er nennen würde; die Namen, die ihm so lieb waren und die er oft in seinen Briefen nannte, waren folgende: Pastor Hobsen und Vorsteher Lot Hovey und Herr Ben Rucker und Abner Shackleford und Levi Bell und Dr. Robinson und deren Frauen, und Witwe Bartley.«
    Pfarrer Hobsen und Dr. Robinson waren am andern Ende der Stadt zusammen auf der Jagd; das heißt, ich meine, der Doktor expedierte einen Kranken ins Jenseits, und der Pfarrer wies ihm den rechten Weg. Advokat Bell war in Geschäften nach Louisville gereist. Aber die übrigen waren bei der Hand, und so kamen sie denn alle und schüttelten dem König die Hände und dankten ihm. Dann reichten sie auch dem Herzog die Hände und sagten nichts, aber sie lächelten ihn freundlich kopfnickend an, während er mit den Händen allerlei Zeichen machte und die ganze Zeit »Gu-gu-gu-gu-gu« schluchzte wie ein Säugling, der noch kein Wort sprechen kann.
    Der König plapperte in einem fort und fragte fast nach jedermann im ganzen Städtchen, nannte viele bei Namen, berührte allerlei Kleinigkeiten, die sich im Städtchen und besonders in Georges Familie und an Peter selbst ereignet hatten, und dabei tat er, als ob ihm Peter alles geschrieben hätte. Dieser freche Lügner! Ich brauche nicht zu wiederholen, daß er all das Zeug aus dem jungen Burschen herausgepumpt, den wir im Kanu aufs Dampfboot expediert hatten.
    Nun brachte Mary Jane den Brief, den ihr Onkel zurückgelassen hatte, und der König las ihn vor und weinte darüber. Der Verstorbene vermachte sein Wohnhaus und dreitausend Dollar Gold den Mädchen und schenkte die Gerberei, die ein gutes Geschäft war, nebst andern Gebäulichkeiten und Land, alles im Wert von etwa siebentausend Dollar, dazu noch dreitausend Dollar in Gold, Harry und William. Er bezeichnete auch, wo die sechstausend Dollar im Keller versteckt seien. Drauf sagte der Hauptbetrüger, sie wollten gleich gehen und es heraufbringen, damit es in bester Ordnung besorgt würde, und gebot mir, mit einem Lichte mitzukommen. Sie schlossen die Kellertür hinter sich ab, und als sie den Sack fanden, schütteten sie ihn auf die Diele aus – es war ein herrlicher Anblick, all die Goldstücke. Oh, wie leuchteten da des Königs Augen! Er klopfte dem Herzog auf die Schulter und rief: »Gelt, diesmal hat's aber eingeschlagen! Wer hätte so viel erwartet! Kerl, das geht über's Nonplusultra! «
    Der Herzog stimmte bei. Sie prüften die Goldstücke und ließen sie durch die Finger gleiten und auf der Diele klingen.
    Der König sprach: »Das steht fest: Brüder eines reichen Toten und Vertreter ausländischer Erben zu sein, die zurückgeblieben sind, ist jetzt der richtige Beruf für dich und mich, Sommerfett!«
    Jeder andere wäre zufrieden gewesen mit einem solchen Haufen Gold; aber nein, sie mußten ihn zählen. Sie taten's, und es fehlten vierhundertfünfzehn Dollar.
    Der König sagte: »Verdammt! Was hat er mit den vierhundertfünfzehn Dollar gemacht?«
    Sie grübelten eine Zeitlang und suchten überall herum.
    Dann meinte der Herzog: »Er war ja ein recht kranker Mann und hat wohl einen Irrtum begangen – das wird's wohl sein. Ich meine, es wird am besten sein, wir lassen die Sache auf sich beruhen und sagen nichts davon. Wir können das schon ablassen.«
    »Ach, davon ist ja keine Rede – ich denke an etwas anderes. Wir müssen sehr vorsichtig und genau in dieser Sache sein. Wir müssen das Geld hinaufnehmen und in Gegenwart der Anwesenden zählen, damit ja kein Verdacht geschöpft werden kann. Wenn nun der tote Mann da sagt, es sind sechstausend Dollar, dürfen wir nicht...«
    »Halt!« rief der Herzog, »wir wollen das Fehlende dazutun«, und er langte eine Handvoll Goldfüchse aus seiner Tasche heraus.
    »Das ist eine famose Idee, Herzog! Du hast einen aufgeweckten Kopf auf deinen Schultern«, rief der König. »Da hilft uns die Nonplusultra -Einnahme gut aus«, und auch er langte nun Goldstücke aus seiner Tasche und stellte sie in gezählten Häufchen auf.
    Es erschöpfte fast ihre ganze Barschaft, aber es machte die Sechstausend-Summe voll.
    »Hör mal«, rief nun der Herzog, »ich hab' noch eine andere Idee. Laß uns hinaufgehen, das Geld vorzählen und

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