Huebsch in alle Ewigkeit Roman
sei euch eure kleine unfeine Aktion mit dem Torero verziehen.« Dann schiebt sie mit einem dämonischen Grinsen ein »Vorerst« nach. »Denn«, sie hebt drohend ihren Finger, »aufgeschoben ist nicht aufgehoben.«
Wir nicken gehorsam.
»Wo ist der Torero jetzt?«, fragt die Königin harmlos und krault das Hermelin, das uns nicht aus den Augen lässt.
»Er ist verschwunden«, sage ich schnell.
»Er ist nicht mehr in Deutschland«, sagt Vivian.
»Und wir haben absolut keine Ahnung, wo er ist«, beteuere ich und bemühe mich, das Hermelin nicht anzugucken,
denn irgendwie denke ich, dass es mich durchschaut.
Carlas Augen verengen sich zu Schlitzen. »Das rate ich euch auch.«
»Äh, wir haben da noch ein dringendes Anliegen«, sagt Vivian hastig und schiebt Sandra nach vorne. Die Mundwinkel der Königin zucken, und ich weiß nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein soll.
»Mit Verlaub, Eure Majestät, hier ist das, was ich Euch versprochen habe«, sagt Sandra und holt eine Palette Lidschatten hervor. »Ich habe es Euch ja schon mal erklärt: Schlupflider können wunderschön aussehen, wenn man sie richtig schminkt. Wie man an Claudia Schiffer zum Beispiel sieht.«
»Die hat auch Schlupflider?«, fragt die Königin verwundert.
»Aber ja«, sagt Sandra und nähert sich mit gezücktem Make-up-Pinsel. »Wenn Ihr erlaubt?«
Die Königin nickt, und Sandra macht sich an die Arbeit. Kurz darauf bewundert sich Carla im Spiegel. »Fantastisch! Wirklich fantastisch!« Sie klatscht in die Hände wie ein Mädchen, das sich an Karneval als Prinzessin verkleiden durfte. Dann guckt sie Beifall heischend in unsere Richtung. Wir bestätigen ihr, dass sie wunderschön aussieht.
»Können wir dann jetzt?«, frage ich aufgeregt.
Die Königin nickt huldvoll, lehnt sich zurück und sagt: »Dann zeig mal, was du drauf hast.«
Ich drehe mich zu Sandra. »Also gut, Sandra, dann wirst du jetzt ein Vampir.«
»Endlich!«, sagt sie begeistert.
»Aber ehrlich gesagt hatte ich gedacht, du würdest dich vorher noch rasieren.«
»Wie rasieren?«, fragt Sandra irritiert. »Ich hab doch die Beine rasiert!«
»Ich spreche doch nicht von den Beinen. Ich meine dieses lange fiese Haar!« Ich zeige auf ihre Wange.
»Was? Wo?«, ruft sie hektisch.
»Da, direkt neben den schwarzen Stoppeln über der Oberlippe.«
»Was?« Sie befühlt hektisch ihren Mund und das Kinn. Ihr Blutdruck steigt. Die Ader auf ihrer Stirn fängt an zu pochen.
»Mir sind auch diese Koteletten noch nie aufgefallen. Sind die neu?«
Sandra schnappt nach Luft. Ihr Puls rast. Ich höre das Blut rauschen wie einen Wasserfall. Meine Zähne sind jetzt voll ausgefahren.
»Ich meine wirklich, du hättest dir ein bisschen mehr Mühe geben können. Meine Güte, mit dem Damenbart siehst du aus wie eine alte Klavierlehrerin.«
»Ahh«, kreischt Sandra, »ist das wahr? Ist es zu spät? Bin ich schon zu alt?«
»War doch nur ein Witz«, sage ich lässig. Und dann beiße ich zu.
Danke
an Valesca Schober von Scripts for sale für die entscheidende Idee - ohne Dich wäre es ein gänzlich vampirloser Roman geworden!,
an meine Agentin Petra Hermanns für die tatkräftige und inspirierende Unterstützung,
an meinen Freund Clemens Gersch fürs Probelesen und ehrliche Kritisieren,
und an meine Lektorin Anne Tente für die gute Zusammenarbeit.
Und ein außerordentlicher Dank an meine drei - ihr seid die Besten!
Originalausgabe 05/2010
Copyright © 2010 by Emma Flint
Copyright © 2010 by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Redaktion: Christiane Wirtz
eISBN : 978-3-641-04823-5
www.heyne.de
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