Huebsch in alle Ewigkeit Roman
vorbeilaufe.
»Warte«, flüstert sie. »Was ist mit deine Angst ist mein Lebenselixier gemeint?«
»Soll ich dir das wirklich noch genauer erklären?«, frage ich ärgerlich und will schon weiter, aber Vivian hält mich fest. »Elixier hat immer was mit Flüssigkeit zu tun. Er meint Angst schweiß .«
»Na und? Jetzt lass uns endlich verschwinden!«
Vivian sieht mich beschwörend an: »Vampire können nicht schwitzen und haben deswegen auch keinen Angstschweiß.«
»Aber Angst«, wispere ich hysterisch.
»Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied für so ein perverses Schwein. Los, komm.«
Und sie läuft tatsächlich zurück. Ich krieg die Vollkrise! Nur weil Agentin Schlevogt sich hier irgendeinen Unsinn zusammenreimt, gehen wir noch alle drauf! Sie rennt zurück zu der Folterhalle und weiter hindurch. Dann bleibt sie abermals stehen. »Hörst du das?«, fragt Vivian. »Dieses leise Pochen?«
Ich nicke entnervt. »Doch. Aber ich höre auch jede Menge Fledermäuse! Und es wäre angebracht, endlich abzuhauen, bevor sie uns entdecken.«
Aber Vivian hört mal wieder nicht auf mich, sondern ist schon weiter um die Ecke geschlichen. »Das Pochen kommt von hier!«, ruft sie. Vivian bleibt vor einer Holztür mit einem fetten Eisenriegel stehen. »Klingt, als ob da jemand klopft«, sagt sie. Wir schauen uns um. Niemand
zu sehen. Vivian legt das Ohr an die Tür. »Ist da jemand?«, ruft sie leise.
»Ja!«, schreit eine helle Stimme panisch. »Hilfe!« Jemand donnert hektisch an die Tür. »Wir sind hier drin. Holen Sie uns raus! Bitte!«
Wir schieben den Riegel zur Seite und öffnen die Tür. Zwei junge Frauen stehen verängstigt zitternd in dem Verlies und starren uns an. Sie sind beide blond und zierlich. Ich habe ihre Gesichter schon mal gesehen. In der Zeitung.
»Seid ihr Kim aus Koblenz und Julia aus Remscheid?«, frage ich. Die beiden nicken. »Und wo ist die Dritte, Marion?«
Kim fängt an zu weinen. »Er hat sie geholt«, flüstert Julia.
Plötzlich höre ich wieder das Knacken der Fledermäuse, diesmal näher. Und jetzt wird mir klar, dass wir aus gutem Grund nicht alleine sind. Die entführten Mädchen müssen ja von irgendwem bewacht werden.
»Los«, schreie ich, und auf mein Kommando rennen die zwei aus der Zelle. Ich lasse sie vorbei. »Vivian, ihr folgt mir gleich«, rufe ich, und als die Mädels draußen sind, verwandele ich mich in eine Fledermaus. Das ist unsere einzige Chance, hier raus zu finden. Ich flattere vor den dreien her. Vivian hat die Arme von hinten um die beiden Mädels gelegt und rennt mit ihnen hinter mir her. Und jetzt ist es wirklich nicht mehr zu leugnen. Ganz offensichtlich hat auch Vivian eine Vampirkraft entwickelt, denn ihre Geschwindigkeit ist nicht von dieser Welt! Sie schafft es sogar, die beiden Mädchen mitzuziehen,
ja, fast zu tragen. Mit jedem Schritt schnellen die drei meterweit nach vorne. Mein übermenschlicher Orientierungssinn führt uns sicher durch das Labyrinth. Schon ist die Treppe nicht mehr weit, doch da merke ich, dass die Fledermäuse die Verfolgung aufgenommen haben. Ihr knatterndes Rufen klingt wie ein Trommelfeuer. Sie kommen von überallher. Doch dank Vivians Geschwindigkeit haben sie uns noch nicht erreicht! Sie zieht die beiden Mädchen mit Leichtigkeit die Stufen hoch, am obersten Treppenabsatz fliege ich einen Looping, und als ich hinter ihnen bin, verwandele ich mich zurück und husche auch noch schnell durch die offene Stahltür. Vivian donnert sie hinter uns zu und dreht den Schlüssel um. Das war knapp! Schon poltert es an der Tür, jemand stemmt sich von innen dagegen, und ich sehe, wie die schwere Tür sich in den Angeln bewegt.
Ich will weiter Richtung Vorderausgang fliehen, aber Vivian schüttelt den Kopf. »Hier lang!«
Wir spurten zum hinteren Teil des Gebäudes. Da kracht es hinter uns. Das kann nur die Tür gewesen sein, die aus der Verankerung gerissen wurde. Ich schaue mich um. Fünf Vampire stürmen hinter uns her.
»Leni, du wartest hier und kommst dann nach«, befiehlt Vivian knapp, und in dem Moment weiß ich, was sie vorhat. Ich bleibe am Rande der Baugrube stehen, Vivian zieht die beiden Mädels nach rechts, lässt sie in sicherem Abstand stehen und saust weiter Richtung Betonmischer. Ich drehe mich um, scheinbar ganz willfähriges Opfer für die Verfolger. Sie geifern wie Bluthunde, und ich muss mich wirklich zwingen, nicht panisch zu flüchten.
Das sind bei weitem die hässlichsten Vampire, die ich je gesehen habe:
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