Huehnerhoelle
von wem genau wusste oder dachte.
»Sie konnten also nicht, wie Sie behauptet haben, um acht zu Hause sein, um die Nachrichten und danach einen âºTatortâ¹ zu sehen«, fuhr Hufeland fort.
»Weil Sie nämlich selbst am Tatort waren: auf dem Friedhof!«, sprang es Kevin über die Lippen.
»Sie haben Hanne Spieker, nennen wir es gnädig: nach Hause begleitet«, sagte Hufeland. »Aber Ihr Vater ist Ihnen dichtauf gefolgt. Er war wegen Hanne eifersüchtig auf Sie. Wie Sie umgekehrt auf ihn.« Er schaute wieder zu Vera Kock hinüber, die den Kopf gesenkt hielt und mehr und mehr in sich zusammensackte.
Bruno Kock lachte sarkastisch. »Ihre Rücksichtnahme auf meine Familie ist phänomenal, wirklich!«
»Sie entspricht Ihrer Rücksichtnahme gegenüber Ihrer Frau, denke ich«, erwiderte Hufeland trocken. »Sie stritten sich also mit Ihrem Vater vor Hanne Spiekers Haus«, fuhr er fort, »und anschlieÃend, nachdem Hanne ihn abserviert hatte, stritten Sie mit ihr weiter. Drinnen im Haus.«
»Ja und?«, bellte er. »Hab mich mit ihr gestritten. Ich wollte Schluss machen, sie konntâs nicht akzeptieren, wollte alles Vera sagen.« Er traute sich kaum, zu seiner bleichgesichtigen Frau hinüberzulinsen. »Dann hatâs mir gelangt mit Hanne, und ich bin weg.«
»Zurück zum Brooker Hof, nehme ich an«, ergänzte Hufeland. »Sie waren zu Fuà mit Hanne losgegangen, Sie mussten jetzt zurück zu Ihrem Wagen, der noch vor der Kneipe stand.«
»Nicht mein Wagen. Mein Fahrrad stand noch dort!«
»Ihr Fahrrad, na schön«, verbesserte sich Hufeland. »Sie sind also in der Dunkelheit zurück über den Friedhof gegangen, dem kürzesten Weg zur Kneipe Ihres Onkels. Ich nehme nicht an, dass Sie sich fürchteten, allein im Dunkeln zwischen den Gräbern.«
Kock grunzte effektvoll und verdrehte die Augen.
»Sie gingen auf dem Hauptweg. Ohne zu bemerken, dass Ihr Vater in einiger Entfernung bereits erschlagen auf dem Grab Ihrer Mutter lag.«
Bruno Kock brauchte einige Sekunden, ehe ihn die Erkenntnis erreichte, dass ihn die Polizisten offenbar gar nicht des Mordes beschuldigten. Er atmete erleichtert auf, kräuselte aber weiter angriffslustig und misstrauisch die Stirn. »Woher wollen Sie eigentlich wissen, dass mein Vater zu dem Zeitpunkt schon ermordet war?«, drehte er schon im nächsten Moment den Spieà um.
»Die Rechtsmedizin legt es nahe«, gab Kevin Auskunft wie ein Pressesprecher der Polizei.
»AuÃerdem«, sagte Hufeland und wandte sich nun langsam und unerbittlich Vera Kock zu, »konnte Ihre Frau nicht allzu viel Zeit gehabt haben, um ihren Schwiegervater zu töten. Nur eine kurze Zeitspanne, in der sie den kleinen Maik allein lassen konnte, schlafend in seinem Bettchen. Um noch zum Friedhof zu fahren. Zum Grab ihres ersten Jungen. Jens. Den Kleinen, den sie schon vor der Ehe bekommen hatte. Als sie noch Vera Holten hieÃ. Ihr Mädchenname oder der Ihres ersten Mannes, Frau Kock?«
Anstelle einer Antwort lieà Vera Kock den Kopf bis auf die Tischplatte niedersinken.
»Was soll das?«, brüllte Bruno Kock sie an. »Vera hat damit nichts zu tun! So wenig wie ich. Jeder konnte es gewesen sein, verflucht!«
Ein dünnes Schluchzen drang aus Vera Kocks Kehle, den Kopf hielt sie noch immer tief gesenkt.
»Gut«, sagte Hufeland mit betonter Ruhe zu Bruno Kock. »Wenn es jedermann gewesen sein konnte, wie Sie sagen. Dann schildern Sie uns, wie es genau passiert ist.«
»Was gibtâs da groà zu spekulieren? Er ist ihm nach, der Täter, als mein Vater noch am Grab meiner ⦠meiner Mutter stand.«
»Um was dort zu tun? Für sie beten? Voll wie ne Haubitze?«
»Keine Ahnung, was er dort machte. Tatsache ist, der Täter nahm das Stecheisen und â¦Â«
»Welches Stecheisen?«, fuhr Hufeland dazwischen.
»Na, das Teil, mit dem er getötet worden ist!«
»Und wo hat der Täter das Eisen herbekommen?«
»Es ⦠mein Gott, entweder er hatâs mitgebracht. Oder es lag schon dort an ⦠an Mutters Grab.«
»Nein, das tat es nicht, Herr Kock!«, erwiderte Hufeland nachdrücklich. »Der Unkrautstecher, mit dem Wilhelm Kock getötet wurde, hat zuvor am Brunnen gelegen«, erklärte Hufeland. »Nur dort, auf dem Rand des Beckens, hätte man es auch im Dunkeln noch problemlos
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