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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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lagen aufeinander. Dann schluckte ich. Meine Hand lag in seinem Nacken, mein Kristallanhänger funkelte zwischen uns. »Und … lass uns eine Weile aufhören zu reden, okay?«
    Als ich erwachte, schien es noch früh am Morgen zu sein. Durch die blauen Nylonwände des Zelts zeichnete sich ein schwacher Schimmer ab. Ich lag in Alex’ Armen, unsere nackten Schenkel waren ineinander verflochten. Ich lag ein paar Minuten ganz still da und betrachtete, wie seine Brust sich hob und senkte, die dunkle Wölbung seiner Augenbrauen. Zärtlich küsste ich sein Tattoo. Ich liebte das Gefühl seiner warmen Haut. Der Schmerz über die zerstörte Stadt war nicht verflogen, er lag mir wie ein schwerer Stein auf der Seele – aber jetzt gab es auch diese neue Freude. Die letzte Nacht war … na ja, sagen wir einfach, dass das Warten sich gelohnt hatte. Sehr, sehr gelohnt hatte. Und alles deutete darauf hin, dass dies etwas war, was mit der Zeit sogar noch viel besser werden würde.
    Ich beugte mich über Alex und fand meine Sachen. Ich zappelte im Schlafsack herum, als ich mich anzog. Schläfrig öffnete er die Augen und streichelte meinen Arm. »Wo willst du hin?«
    »Nur kurz nach draußen.« Ich küsste ihn auf die Wange. »Bin sofort wieder da.«
    Kalte Morgenluft schlug mir entgegen, als ich aus dem Zelt kroch und den Reißverschluss hinter mir wieder zuzog. Der Geländewagen stand ein Stückchen entfernt – noch war niemand wach. Ich ging zum Bach … aber dann sah ich eine Lücke zwischen den Bäumen und blieb stehen. Obwohl ich es in der letzten Nacht nicht bemerkt hatte, konnte man auch von hier aus Mexico City sehen.
    Ich lief hinüber, hilflos angezogen von dem niederschmetternden Anblick, und starrte lange auf die Überreste der Stadt. Und währenddessen kroch es mir eiskalt den Rücken herunter. Keine Hubschrauber kreisten über dem Trümmerfeld, nirgends gab es Anzeichen für irgendeine Hilfsaktion. Was hatte das zu bedeuten? Selbst wenn in Mexiko niemand helfen konnte, wie musste es in den USA aussehen, wenn sie nach solch einer verheerenden Katastrophe keine Hilfe geschickt hatten? Mit den einzigen Erklärungen, die mir dafür einfielen, wollte ich mich wahrhaftig nicht eingehender beschäftigen.
    Ich meinte allerdings ein paar Engel zu sehen, die über den Ruinen ihre Runden zogen – helle tanzende Lichtflecke, die ganz sicher nicht auf einer optischen Täuschung beruhten. Ich schauderte, während ich sie beobachtete.
    Schritte auf dem Gras, dann war Alex da. Er trug Jeans und ein T-Shirt, seine dunklen Haare waren vom Schlafen zerzaust. Ohne ein Wort legte er von hinten die Arme um mich und zog mich an sich.
    Gemeinsam blickten wir auf das, was einmal die größte Stadt der Welt gewesen war. So wie er die Muskeln anspannte, wusste ich, dass auch ihm das Fehlen der Hubschrauber aufgefallen war. Aber er sagte nichts dazu. Ich hatte ein hohles Gefühl in der Brust, als ich die winzigen Engel über all der Verwüstung funkeln sah. Meine Trauer war zu groß für Tränen – zu tief, um sie in Worte zu kleiden.
    »Okay, das reicht«, sagte Alex schließlich. Er drehte uns so herum, dass wir auf die Berge im Norden blickten. »Schau lieber dorthin«, forderte er mich mit fester Stimme auf. »Denn dorthin werden wir gehen.«
    Die Sicht war klar und frei, und meine innere Anspannung löste sich. Irgendwie ließ mich der Blick auf die hohen Berge, die von der aufgehenden Sonne beschienen wurden, wieder atmen. Alex hatte recht. Wir konnten nicht weiterleben, indem wir permanent zurückblickten. Ganz gleich wie, wir mussten vorwärtsgehen, was auch immer uns erwartete. Alex und ich, Seb, Sam und Liz und wen wir sonst noch rekrutieren könnten – wir alle mussten vorwärtsgehen, sonst wären wir verloren.
    Nach langer Zeit räusperte ich mich. »Aber wenn wir nach Nevada kommen … sollten wir die Vorschrift deines Dads noch mal überdenken, finde ich.«
    Alex schaute zu mir herunter und lächelte – das erste echte Lächeln, das ich seit Langem in seinem Gesicht gesehen hatte. »Weißt du was? Das ist bereits geschehen, und sie ist ein für alle Mal abgeschafft«, sagte er. Daraufhin nahm er mich in die Arme und zusammen blickten wir zu den Bergen hinauf, die in den Strahlen der aufgehenden Sonne im Osten leuchteten.

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