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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mitzuteilen... Mein Name ist Danny Boyd. Und unsere gemeinsamen
Freunde heißen Erik Larsen, Virginia Reid und Blanche Arlington. Vielleicht
haben Sie von ihnen gehört?« Ich blickte ihn fragend an.
    »Für zehn Dollar«, versetzte er
voller Hochachtung, »kenne ich die Namen einer ganzen Seite aus dem
Telefonbuch!«
    Vielleicht, dachte ich, während
ich langsam meinen Gin-Tonic schlürfte, hatte mich eben im Laufe des Abends zum zweitenmal meine sonst unfehlbare Geistesgegenwart
verlassen — das erstemal , als ich es versäumte, die
Polizei zu benachrichtigen, nachdem ich Blanche Arlingtons Leiche gefunden
hatte, und jetzt das zweitemal , als ich lauthals
bekundete, ein Freund von Ulani zu sein. Nun, es
würde sich zeigen.
    Zwei Minuten später hatte ich
schon Gesellschaft. Der Mann, der sich mir anbot, war riesig groß, gebaut wie
ein Berufsboxer und gekleidet in einen tadellosen cremefarbenen Abendanzug. Er
hatte dichtes schwarzes Haar, das sich auch von einer Dose Haarpomade nicht in
seinem Drang beirren ließ, sich zu ringeln. Seine Augen hatten jene zartblaue
Tönung und den gewissen gespielten Ausdruck von Harmlosigkeit, der angesichts
eines knusprigen Teenagers angebrachter gewesen wäre. Der Rest des Gesichtes
enthielt hingegen nichts Unschuldiges. Er bestand aus hundertprozentigem
Granit.
    »Mr. Boyd?« erkundigte er sich
mit sanfter Stimme, indem er auf köstliche Weise mit der Zunge anstieß. »Mein
Name ist Eddie Mayes«, sagte er. »Ich bin der Besitzer dieses Ladens. Darf ich
Ihnen Gesellschaft leisten?«
    »Warum nicht?« gab ich zurück.
»Da die Bar Ihnen gehört, nehme ich an, daß es Ihnen niemand verbieten kann,
sich dann und wann zu den Gästen zu setzen.«
    »Stimmt. Ich danke Ihnen.« Er
zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich mir gegenüber; dabei
hatte er ein betörend höfliches Grinsen um die Mundwinkel, das mich an eine
Briefmarke erinnerte, die man nicht besonders sorgfältig aufgeklebt hat und die
sich deswegen schon wieder halb vom Umschlag löst.
    »Wie ich höre, interessieren
Sie sich für Ulani «, begann er. »Sie haben Geschmack.
Sie ist wirklich sehr schön, Mr. Boyd. Darüber hinaus gehört sie zu den wenigen
ganz reinrassigen Hawaiianerinnen, die es noch gibt.«
    »Was Sie nicht sagen«, bemerkte
ich ohne Begeisterung.
    »Sie stammt von der Insel Niihau «, fuhr Eddie Mayes fort, »das ist die einzige Insel,
auf der reinrassige Hawaiianer noch im Urzustand leben. Von diesen gibt es
leider nur noch ungefähr zweihundert Exemplare. Die Insel ist Privatbesitz
einer Familie, der Robinsons. Unbefugten«, fügte er strahlend hinzu, »ist der Zutritt
— Einladungen ausgenommen — verboten.«
    Er sah auf, machte eine leichte
Geste mit der Hand — und schon stand der Ober mit neuen Drinks vor uns. Ich
warf ihm einen forschenden Blick zu, jedoch er mied es, mich direkt anzusehen.
Nun, dachte ich, da waren mal wieder zehn Dollar sinnlos vertan.
    »Es gibt eine Legende«, fuhr
Mayes höflich lispelnd fort, »der zufolge ein Hawaiianer, der diese Insel
verläßt, nie wieder dorthin zurückkehrt. Ob es stimmt, weiß ich natürlich
nicht. Ich wollte damit nur andeuten, Mr. Boyd, daß Ulani bisher ein sehr behütetes Leben geführt hat.«
    »Vielen Dank für die
Schulstunde.«
    »Ich habe nur versucht, Ihnen
zu helfen, Mr. Boyd«, lispelte er vorwurfsvoll. »Das ist meine Aufgabe. Ulani arbeitet für mich, und daher ist es meine Pflicht,
sie zu schützen.«
    »Selbst gegen Freunde ihrer
Freunde?«
    »Selbst gegen Freunde — manchmal«,
erwiderte er zuvorkommend. »Es tut mir leid, Mr. Boyd. Aber ich hoffe, daß
Ihnen ihre Darbietung gefällt. — Was ich noch sagen wollte, Ihre Rechnung ist
bereits beglichen.«
    »Ich glaube nicht, daß meine
Freunde sehr erbaut darüber wären«, gab ich zu bedenken.
    Ein Zucken seiner massiven
Schultern war die Antwort. »Tut mir leid. Aber so liegen nun mal die Dinge.«
    »Ist das hier so üblich«,
wollte ich wissen, »oder hat man diese Regelung extra für mich erfunden?«
    Ein plötzlicher Tusch enthob
ihn einer Antwort, und Mayes wies lächelnd zu der kleinen, erhöhten Bühne.
    »Sie haben jetzt das Vergnügen, Ulani tanzen zu sehen«, erklärte er. »Ich hoffe, Sie
lassen sich dieses einzigartige Erlebnis nicht entgehen.«
    »Das wird vom elektrischen
Stuhl auch behauptet«, knurrte ich finster. Aber er hörte nicht zu.
    Mit einem Schlag gingen alle
Lichter des Hauses aus, mit Ausnahme der einen Lampe, die den Mittelpunkt

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