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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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natürlich schon tun, aber er hatte schon zu viel mit ihr durchgestanden, um jetzt abzuhauen. Außerdem wäre er ohne sie auch noch völlig mittellos.
    Als der zweite Psalm zu Ende war, drehte sich der Anführer wieder zu ihnen um. Er warf Whispr nur einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich ansonsten ganz auf Ingrid. Sein Lächeln war so anbiedernd wie zuvor.
    » So haben wir jene, die Sie ausrauben wollten, in die Flucht geschlagen. Sie hatten der Macht des Herrn nichts entgegenzusetzen.«
    »Oder den Mündungen dutzender Waffen«, meinte Whispr so leise, dass es der andere nicht verstehen konnte. Er wollteschließlich weder eine Zugabe noch etwas anderes riskieren.
    »Wir wissen gar nicht, wie wir Ihnen danken sollen«, sprudelte es aus Ingrid heraus. »Der Gesang der Kinder war einfach wunderschön.«
    »Vielen Dank. Psalm 18,35 und 144,1. Die mögen die Kinder am liebsten, insbesondere wenn sie wissen, dass es Ärger geben könnte. Und was den Dank betrifft, so muss ich leider zugeben, dass wir nicht gerade mit vielen Mitteln ausgestattet sind. Eine Spende wäre uns daher sehr willkommen, um die Gruppe zu unterstützen und zu fördern.«
    Ingrid zögerte nur einen kurzen Moment, sei es aus Vorsicht oder aus ehrlicher Nächstenliebe. »Ich spende gern etwas, aber ich habe kein Bargeld dabei, nur meine Creditkarte.«
    »Das ist gar kein Problem.« Der Chorleiter griff in seine Hosentasche und zog eine kompakte, drahtlos operierende Creditkartenverarbeitungseinheit hervor. »Wenn Sie mir einfach eine Summe nennen   …«
    Sie hatte sich schnell von ihrer Überraschung erholt und eine Zahl genannt. Der Anführer runzelte die Stirn.
    »Wir haben Sie vermutlich vor körperlichem Schaden gerettet und auch davor, ausgeraubt zu werden. Und wir haben Ihnen sogar noch etwas vorgesungen. Würden Sie vielleicht noch einmal in sich gehen und überlegen, Ihre Spende eventuell ein wenig zu erhöhen?« Hinter ihm waren Schritte zu hören. Die Kinder, die noch immer ihre verschiedenartigen Waffen in den Händen hielten, kamen näher. Und breiteten sich entlang der Straße aus.
    Ingrid starrte den jungen Mann an und warf Whispr danach einen Blick zu. Er hatte ihr jedoch keinen Lösungsvorschlag anzubieten und wünschte sich langsam, er wäre wirklich weggelaufen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte, ohne auf die Wünsche der Ärztin zu achten.
    Daraufhin gestattete sie dem Anführer, eine deutlich höhere Summe in das Gerät einzugeben, die ihn offenbar zufriedenstellte. Vielleicht zog er es aber auch vor, nicht weiter darauf zu drängen, weil jemand tatsächlich die Polizei gerufen hatte. Ein verdächtig aussehender Scooter mit hellen roten und gelben Lichtern näherte sich ihnen rasch aus nördlicher Richtung. Schnell bestätigte der Anführer den Austausch, ließ das Gerät wieder in seine Tasche gleiten, drehte sich um und gab seiner Gruppe ein Zeichen. Die Kinder ließen ihre Waffen in ihren Taschen verschwinden und zerstreuten sich flink, indem sie zwischen den Gebäuden entlang der Straße in den Schatten verschwanden.
    Der Scooter kam vor den beiden benommenen Besuchern zum Stillstand. Die beiden Polizisten, die daraus ausstiegen, waren normale Polizei-Melds, schwarz-weiß, mit Waffenhänden und einer Kommunikationsausrüstung, die direkt in die Schläfen ihrer rasierten Schädel eingelassen worden war.
    »Wir haben gehört, dass es hier Ärger gegeben hat.« Der Officer, dessen Gesicht eine dauerhafte Verschmelzung aus weißer, kaffeebrauner und pechschwarzer Haut war, wandte sich direkt an Ingrid.
    »Uns ist nichts passiert«, murmelte sie. »Ein paar Männer wollten uns ausrauben, aber wir wurden von einer   … ›A-capella‹-Gruppe gerettet. Vielleicht sollte ich vielmehr ›befreit‹ sagen.«
    Mit einem auf Zulu gemurmelten Fluch drehte sich der zweite Polizist um und untersuchte die nähere Umgebung. Langsam kamen die Passanten wieder auf die Straße zurück, die kurzzeitig zwischen den Gebäuden in der Nähe verschwunden waren. In den Geschäften und Cafés wurdendie Unterhaltungen wieder aufgenommen. Der erste Polizist konzentrierte sich weiterhin auf Ingrid.
    »Ich hoffe, dass Sie Ihre ›Befreiung‹ nicht allzu viel gekostet hat.«
    »Die Bitte um eine Spende kam   … unerwartet«, gab sie zu, »aber sie war nicht unerträglich.«
    »Das mag für Sie durchaus gelten.« Der Polizist wandte sich von ihr ab und ging auf den wartenden Scooter zu, auf dem noch immer die Lichter blinkten. Sein Partner

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