Hummeldumm
gewesen sein.«
»Ein paar Monate?!«, rief Trixi bestürzt aus.
»Und ... von was haben die gelebt?«, fragte Schnabel und nahm einen Schluck Wein.
»Also am Anfang hatten die natürlich alles Mögliche in ihrem Jeep, aber danach irgendwann mussten die dann schon jagen gehen, um was zu essen zu haben. Das erste Tier, das sie geschossen haben, war ein Klippspringer, glaub ich!«
»Ah!«, lachte Speckhut mit frechem Blick, »hab i a Eselsbrücke: WO springt er? Am Klipp springt er. WOS isser? A Klippspringer!«
So schnell er seinen Spruch rausgesemmelt hatte, so schnell folgte ein kleinlautes: »Hob nix g'sagt.«
Es war das erste Mal, dass alle wirklich mit Pepi Gruber lachten und nicht über ihn. Dafür musste ich nun alles aus dem Buch erzählen, woran ich mich erinnern konnte: warum sie geflüchtet waren, wie Henno und sein Kumpel sich die Höhle eingerichtet hatten, in der wir nun saßen, wie sie unten im Canyon einen kleinen Garten angelegt hatten, weil sie nach all dem erlegten Fleisch Lust auf Salat und Gemüse hatten, und wie sie schließlich begannen, über das Leben, die Menschen und den Krieg zu philosophieren und dabei fast verrückt wurden.
»Na verrüggd bisde ja scho!«, raunzte Seppelpeter grinsend, und alle lachten.
»Also ich könnt' mir vorstellen, hier zu bleiben«, sinnierte Breitling, was Brenda sichtlich amüsierte. »Duuu? Und wo stellst du deinen Siebener BMW hin?«
»Is eh weg, wenn wir zurück sind, Maus!«
In Brendas brünettem Köpfchen schien es kräftig zu werkeln.
»Wie? Hast du vor ner Feuerwehreinfahrt geparkt?«
Breitling machte eine Pause und holte Luft. »Nicht ganz. Ich hab Steuerschulden. Ich geh in die Privatinsolvenz.«
Stummfilmgesicht. Einer der Äste im Feuer knallte, Funken flogen. Um mit der unerwarteten Datenmenge fertig zu werden, wurde in Brendas Hirn ein zweiter Prozessor zugeschaltet.
»Im Ernst?«
»Ja, im Ernst. Leider. Es geht nicht mehr.«
Brenda schien beeindruckt. Ob von der Leichtigkeit, mit der Breitling über sein finanzielles Aus sprach, oder von der Info selbst, war freilich nicht auszumachen.
»Und ich hatte was mit Kevin!«
Schnabel spie Rotwein ins Feuer vor Schreck und rutschte panisch weiter nach hinten. Ich schluckte und schaute auf Breitling.
»Ich weiß«, brummte Breitling ruhig. »Und? Einmalige Geschichte?«
Brenda nickte ebenso stumm wie verschüchtert. Schnabel zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen >Wie immer halt<.
»Dann sagen wir ... unentschieden, Maus?«
Brenda nickte, dieses Mal allerdings wirkte sie ebenso erleichtert wie alle anderen.
Nun hatte auch ich genug Mut geschöpft. Wenn ich es jetzt nicht sagte, hier am Lagerfeuer an der Felswand, wann dann? Also räusperte ich mich, und als alle erwartungsvoll zu mir rüberguckten, weil sie dachten, ich wolle weitererzählen über Henno Martin und Korn, da sagte ich:
»Ich muss dir auch was beichten, Sina.«
Stille.
»Der Anruf auf dem Markt in Katatura ...« Gespannt, fast ängstlich blickte mich Sina an. »Das war nicht das Büro, oder?«
»Nein. Das war Immovest. Wollten wissen, was mit der Reservierungsgebühr ist.«
»Und? Was war damit?«
»Ganz einfach. Ich hab vergessen, sie zu überweisen.«
Schweigen.
»Ja, und dann?«
»Hab ich genau das eine Woche lang versucht.«
»Nee, oder?«
»Doch!«
»Deswegen hat er doch in den Rucksack gekackt!«, entfuhr es Trixi genauso schnell, wie sie sich erschrocken die Hand vor den Mund hielt. In Sinas Kopf ratterte es noch.
»Ja, und jetzt? Haben wir die Wohnung?«
»Ja, Sina. Wir haben die Wohnung.«
Ich konnte nicht sagen, ob sie sich freute über diese Info.
»Und ... das ist alles? Ich meine, das ist deine Geschichte? Dass wir beinahe eine Drei-Zimmer-Wohnung nicht gehabt hätten?«
»Na ja, es war ja nicht irgendeine Wohnung? Die hat Rheinview! Offene Küche, Tageslichtbad!«
»Ja, Matze, aber es ist doch trotzdem nur ... ne Wohnung!«
»Ha!«, feuerte Breitling in die Nacht, »nur ne Wohnung, sagt sie«, und Brenda machte »Psssst ...«.
»Und ich«, knarzte da der alte Seppelpeter, »ich wolld gar ned fahren! G'schenkd ham se mir die Reise, dass se mich los sin und ihr scheußliches Zeuchs zammbrauen könna! Biermischgetränke! Und der Greulich, des is der Schlimmste!«
»Du hast echt mit Bier zu tun?«, fragte Schnabel neugierig.
»Glar. Ich bin Braumeister. Seppelpeter's - ganz was Spezielle's und Bamberg's bestes Braunes.«
»Und das sagst du jetzt erst?« »Had mich ja keiner
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