Hummeldumm
Seppelpeter.
»Wieso?«, fragte Brenda unschuldig, »was könnte ihn denn an uns nerven?« Unsere Blicke wanderten wieder in den Staub.
»Brunzblöde Fraachen könnden ihn genervd harn!«, knarzte Seppelpeter.
Brenda, die den Ernst der Lage noch nicht ganz begriffen zu haben schien, hakte nach. »Wieso? Wer stellt die denn?«
Breitling holte tief Luft und friemelte sich eine der letzten Zigaretten aus der Packung, während Brenda vergeblich nach Bestätigung suchte. Er zündete sie an, erst dann sagte er: »Du.«
»Dankschön, na also!«, jubelte Seppelpeter und klatschte befreit in die Hände. Zack! Da war es wieder: Brendas Stummfilmgesicht. Doch Seppelpeter war noch nicht fertig. »Und wo mer grad dabei sin, was ihn genervd harn könnd ... da hädd ich a ganze Lisde! A ganze Lisde hädd ich da!«
»Dann soog scho!«, forderte Speckhut.
»Ersdens: die saublöden Gedichte und flachen Spruch von ihm da!«
Irritiert blickte Professor Pepi direkt auf Seppelpeters ausgestreckten Finger. Die Gruberin konnte ihr Glück gar nicht fassen. So sehr strahlte ihr winziges Rosinengesicht, dass es für den Bruchteil einer Sekunde faltenfrei war. Begeistert klatschte sie in die Hände: »Sixt, Pepi, i hob's dir immer g'sagt!«
»Aber ... ihr habt's doch immer g'lacht über meine Gedichte«, begann Speckhut mit gedämpfter Stimme.
»Aus Höflichkeit«, erklärte Breitling trocken und zog an seiner Marlboro. Brenda atmete inzwischen wieder, behielt aber sicherheitshalber ihr Stummfilmgesicht bei, während Speckhuts flehender Blick zu Trixi und Sina wanderte. »Höflichkeit«, bestätigten auch diese, und da Speckhut wusste, dass seine Frau lieber sterben würde, als ihn zu unterstützen, wanderte sein Blick schon fast bettelnd zum Letzten in der Runde: zu mir. Reflexartig nahm ich mit meinen Händen eine Abwehrhaltung ein.
»Ich ... hab nie gelacht!«
»Na dann ...« Seufzend zuckte Speckhut mit den Schultern, »lass ich's Reimen halt sein, wenn's kei'm g'fallt. Wenn's nur des is.«
Für einen kurzen Augenblick schwiegen alle, dann räusperte sich Seppelpeter: »Is ned nur des!«
Wie ein gestelltes Reh in den Lauf eines Jagdgewehrs starrte Speckhut auf den knarzigen Franken. So dankbar ich Seppelpeter war, Speckhuts Reimwahnsinn gestoppt zu haben, so fand ich doch, dass es nun auch mal gut war. Das Ego des reimenden Rentners war ja schon zerbröselt, man musste nicht noch Feinstaub daraus machen.
»Was noch?«, fragte Speckhut mit flatternder Stimme.
»Wenn du nach jedem noch so saublöden Spruch über dich selbst lachst, da könnd ich jedes Mal der Wand hoch!«
»Des sog i ihm seit Jahren, sag i des ihm!«, schrie die Gruberin ekstatisch auf, was dazu führte, dass nun auch das letzte bisschen Körperspannung aus ihrem Mann entwich.
»Is scho recht. Ihr werdet's nix mehr von mir hören«, stieß Speckhut kleinlaut aus, »i hob trotzdem des G'fühl, dass i ned des einzige Orschloch bin.«
»Pepü«, rief die Gruberin erschrocken und hielt doch tatsächlich ihrem eigenen Mann den Mund zu. Szenen einer Ehe. Fast mochte ich nicht hinschauen. Speckhut freilich ließ sich das nicht gefallen, riss die Hand weg und giftete lauthals zurück:
»Und da bist DU GANZ VORNE MIT DABEI!«
Zack, schon hatten wir auch noch ein Rosinenstummfilmgesicht!
»Jetzt geht's hier aber los!«, stöhnte Breitling. Auch Sina undTrixi waren inzwischen näher gerückt, und Sinas Augen hüpften geradezu über die einzelnen Köpfe.
»Ich saach euch amal was«, legte nun der alte Seppelpeter von neuem los, »seid sechzig Jahren bin ich am Wandern, aber so a armselige Drubbe is mir no ned underkommen! Mir san gar kei Grubbe, mir san a Albdraum! Und wenn ich Bahee g'wesen war, am zweiten Daach hätt ich's Handtuch gschmissen, wenn ned scho am Flughafen!«
Seppelpeter sprach mir aus der Seele, ich hätte ihn umarmen können. Und offenbar ging es auch den anderen so, denn aus den meisten Gesichtern sprach tiefste Zustimmung. Breitling versuchte zu beschwichtigen:
»Na, so schlimm ist es ja auch wieder nicht.«
»Des kriagst DU doch gar net mit, so angflaschelt wie du dauernd bist!«, schoss es da aus der Rosinenecke herüber.
»WAS bin ich dauernd?«, fragte Breitling verdutzt.
»Fetzendicht!«, ergänzte sie gehässig.
»Ach? Dein Mann hat aber ganz gerne mitgesoffen in Swakopmund, und weißt du auch, warum?« »Weil ihr ihn abgfüllt habt!«
»Nein. Weil er mit einer verbitterten Hexe verheiratet ist!« »Pepi? Sag, dass des net
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