Hummeldumm
stimmt!«
Stumm blickte Pepi zu Boden, und selbst mit viel Phantasie konnte man aus diesem Blick kein >Stimmt nicht< deuten. Mitten in die Stille krachte Seppelpeter. Er schien noch nicht fertig, und ich hatte Angst. Zu Recht.
»Na? Fraachd ihr jetzt immer noch, ob den Bahee was genervd ham könnd? Der Kölner Kofferkacker zum Beispiel? Dreidausend Killometer sitzt er neben mir und stellt kei einzige Fraachen, aber dann: >Hast an Adabder?! Ich brauch an Adabder oder ich sterb! Deeeeeelefon! Wo is'n hier a Delllleeeefon?< Statt sich um sei hübsches Mädla zu kümmern, Sagramend, was für a Debb!«
»Danke!«, rief Sina und applaudierte sogar.
»Is gut jetzt, Karl-Heinz, es haben alle ihr Fett weg«, beschwichtigte Breitling, doch nun sprang der Wetterfloh auf und schrie auf ihn ein: »SAG DEN LEUTEN NICHT, WANN WAS GUT IS, OKAY?!«
>Okay ... kay ... ay ...<, hallte es durch den Canyon, dann legte sich wieder schwere Stille über uns, und Brenda setzte sich zurück auf ihre Tasche. »Karl-Heinz? Bitte.«
»Des war's. Über die Schweizer Massai, die alles niederstolberd, will ich nix saachen, die is draurich genuch.«
Trixi echauffierte sich: »Ich bin jetzt drei Tage über nix gefallen, hab extra mitgezählt!«
»Die Pflanze vorhin?«, erinnerte ich laut.
»Stimmt. Mist!«
»Woast, wen's vergessen hast?«, konterte Speckhut, der offenbar letzte Reste seines Selbstbewusstseins wieder aufgesammelt hatte.
Seppelpeter blickte ihn fragend an: »Den Sportlaggl, der wo wahrscheinlich grad Liechestützen macht am Barkblatz?«
»Naa! An oiden Grantier hast vergessen, von dem bis jetzt auch noch nix Gscheits komma is außer >Naaa!< und >Bing< und der jetzt ois niedermacht!«
»Pförds!«, winkte Seppelpeter ab und setzte sich schmollend, doch aus der hintersten Ecke des Felsvorsprungs meldete sich überraschenderweise Trixi zu Wort: »Das nervt mich auch! Das ständige >Bing< von deiner Scheiß-Kamera. Aber mich >Schweizer Massai< nennen! Und ich komm aus Hannover! Ich bin deutscher als du! Arschloch!«
Alle Augenpaare waren auf Trixi gerichtet.
»So! Jetzt geht's mir besser!«
Erschrocken über ihre eigene Courage fiel Trixi sofort wieder in sich zusammen. Sina legte tröstend den Arm um sie. Ich selbst fühlte mich, als wäre ich mitsamt meiner Reisegruppe einmal durch eine Autowaschstraße geschoben worden. Frisch gewaschen, shampooniert und gehirngewachst wurden wir gerade zum Trocknen auf das Gitter gerollt, als der nichtsahnende Schnabel in völlig unpassender Laune den kleinen Weg heruntergetorkelt kam, um zu berichten, dass kein Auto vorbeigefahren war bisher. Sprach's und setzte sich zappelig zu Breitling.
»Ich würde jetzt gern meine erste Kippe rauchen!«
»Ist das dein Ernst?«
»No!«
Schnabel bekam seine Zigarette und rauchte sie genüsslich vor den erstaunten Augen unserer Gruppe. Als er sie halb ausgeraucht hatte, brach Speckhut vorsichtig das Schweigen.
»Neureicher Piefke, der wo nur im Urlaub trinkt?«
Breitling blickte unsicher auf. »Was gibt's, Alpen-Clown?«
»Hast a Zigaretten für mich?«
Grinsend warf Breitling ihm seine Packung Marlboros samt Feuerzeug zu.
Speckhut nahm eine heraus, zündete sie an und nahm unter den geschockten Augen seiner Frau einen tiefen Zug.
»Pepi! Die machst sofort wieder aus!«, fuhr sie ihn an.
Golden leuchtete Pepi Grubers Mittelfinger im Licht der namibischen Nachmittagssonne.
40
Die Aussprache am Nachmittag hatte unser scheinheiliges Getue der ersten Tage zerkloppt wie eine Tontaube, die Belanglosigkeiten hatten sich ausgehupft.
Es war am frühen Abend, als uns ein junges, chinesisches Pärchen in unserem Versteck besuchte und fotografierte. Die anfängliche Freude über den Besuch wich schnell, denn je mehr Sprachen wir verwendeten, um unsere Situation zu erklären, desto seltsamer verhielten sich die beiden. Als Speckhut es schlussendlich mit Latein versuchte, flüchteten die beiden schnellen Schrittes den Pfad hinauf zum Parkplatz, stiegen in einen dicken Geländewagen und rasten davon. Breitling, mit dem zusammen ich den beiden bis zum Parkplatz gefolgt war, blieb dort, um nach anderen Autos Ausschau zu halten, ich stieg wieder ab in unser Camp.
Es war Brenda, die als Erste laut die Frage stellte, was denn eigentlich wäre, wenn keiner mehr käme und wir hier übernachten müssten. Die Antworten auf diese Frage waren recht schnell in den Gesichtern zu lesen. Kurz darauf brach ein beachtlicher Aktionismus aus. Speckhut, Schnabel und
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