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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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und seine fetten Backen, die von Allem, was in den Mund einging, Zoll genommen zu haben schienen, waren wunderlich dunkelroth gefleckt und gestreift, ungefähr wie ein recht kernhafter brauner Mad-Apfel.
    Seine Lebensart war so regelmäßig wie seine Figur. Viermal des Tags aß er, jedesmal eine Stunde; das Rauchen und Zweifeln kostete ihm acht Stunden, und die übrigen zwölf Stunden schlief er. So war Wouter Van Twiller beschaffen; als ein wahrer Philosoph hatte er sich nie um die Sorgen und Verkehrtheiten der Welt bekümmert. Er hatte Jahre lang gelebt, ohne darauf neugierig zu werden, ob die Sonne sich um die Erde, oder die Erde um die Sonne drehe; er hatte fast ein halbes Jahrhundert lang dem Rauch seiner Pfeife zugesehen, wie er sich nach der Decke kräuselte, ohne auf den Gedanken zu kommen, warum denn dieser Rauch sich über und nicht unter die ihn umgebende Luft erhob.
    Im Rathe präsidirte er mit großer Salbung und Feierlichkeit. Er saß in einem schönen großen Sessel von Eichenholz aus dem berühmten Haag, die Armlehnen und Füße mit riesenhaften Adlersklauen. Als Scepter schwang er eine große türkische Pfeife mit Jasmin und Bernstein verziert, die dem Statthalter von Holland beim Abschluß eines Tractats mit einer der kleinen Mächte der Berberei überreicht worden war. – Da saß er denn in seinem stattlichen Stuhl, rauchte die prächtige Pfeife, bewegte sein rechtes Knie und richtete die Augen oft stundenlang auf einen kleinen Kupferstich von Amsterdam, der in einem schwarzen Rahmen ihm gegenüber an der Rathswand hing. Ja, wenn es eine Berathung von besonderer Länge und Schwierigkeit war, soll er die Augen ganz zugedrückt haben, oft auf zwei Stunden, um sich nicht durch Außendinge zerstreuen zu lassen. Dann gab sich die innere Bewegung seines Geistes durch gewisse regelmäßige Gurgeltöne kund, welche seine Bewunderer lediglich für das Getöse des Kampfes seiner Gedanken und Zweifel erklärten.
    Van Twiller war nicht allein der erste, sondern auch der beste Gouverneur dieser Provinz – nie wurde unter ihm ein Verbrecher bestraft, welches gewiß ein Zeichen milder Regierung ist.
    Bei dem Beginn seiner Laufbahn zeichnete sich dieses treffliche Oberhaupt durch ein Exempel von einer scharfsinnigen Entscheidung aus, welches sehr merkwürdig und von großen Folgen war. Er war nämlich am Morgen nach seiner Besitzergreifung gerade beim Frühstück und hatte eine merkwürdig große irdene Schüssel mit Milch und indianischem Pudding vor sich, als einer Namens Wandle Schoonhoven zu ihm kam und sich bitter über einen Namens Barent Bleecker beklagte, der sich böswilligerweise geweigert, Gegenrechnung zu stellen, nachdem er die des Wandle größer als die seinige befunden. Der Gouverneur Van Twiller war, wie ich bereits bemerkt habe, ein Mann von wenig Worten und gleichfalls ein tödtlicher Feind von vielen Schreibereien – eben so auch von der Unterbrechung im Frühstück. Er hörte den Kläger aufmerksam an, grunzte ein wenig, so wie er einen Löffel mit Pudding in den Mund steckte – entweder aus Behagen an der Mahlzeit, oder um anzudeuten, daß er die Erzählung verstanden habe; dann rief er den Gerichtsdiener, zog aus seiner Hosentasche ein großes Sackmesser, um es dem Beklagten als Vorladung zu präsentiren, und seine Tabacksbüchse dazu, als Auftrag der Vollziehung.
    Diese sumarische Procedur war in jener einfältigen Zeit so wirksam, wie der Siegelring des großen Harun al Raschid unter den Gläubigen. Beide Partheien brachten ihre Bücher, und sie waren gewiß so schwer zu entziffern wie ein egyptischer Obelisk. Aber der weise Wouter nahm eins nach dem andern, wog sie in der Hand, zählte wohlbedacht die Blätter und fiel sogleich in einen großen Zweifel, indem er eine halbe Stunde rauchte, ohne ein Wort zu sprechen; endlich legte er den Finger an die Nase, schloß ein wenig die Augen, mit der Miene eines, der eben einen schlauen Gedanken beim Schopfe erwischt, zog langsam die Pfeife aus dem Mund, puffte eine Wolke Taback aus, und erkannte nun mit wunderbarer Gravität zu Recht – «nachdem sich die Blätter der Bücher gleich befunden und das Gewicht nicht minder, so hat der Gerichtshof endlich entschieden, daß die Rechnungen sich gegen einander aufheben – weßhalb beide Partheien einander zu quittiren, und der Gerichtsdiener die Kosten zu bezahlen hat.»
    Diese sogleich bekannte Entscheidung verbreitete einen unendlichen Jubel durch Neu-Amsterdam, denn das Volk merkte hieran wohl,

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