Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Kortlandt sehr bedeutungsvoll an; dann stieg er wieder in den Wagen, kehrte über die Spitzen der Bäume zurück und verschwand.
Und Van Kortlandt erwachte aus seinem Schlaf sehr weise und er weckte seine Gefährten und erzählte ihnen den Traum, und deutete ihn so, daß es der Wille des heiligen Nicolaus sey, daß sie sich hier niederlassen und eine Stadt bauen sollten, und daß der Rauch der Pfeife in seiner ganzen Ausdehnung als Vorschrift gelte, wie weit die Stadt gehen solle, sintemal die Rauchwolken sich über eine große Strecke verbreitet hätten. Darauf stimmten Alle einmüthiglich der Auslegung bei, ausgenommen Mynheer Ten-Broeck, welcher den Traum so deutete, daß es eine Stadt geben werde, wo wenig Feuer großen Rauch mache, mit andern Worten, eine recht dunstige kleine Stadt – und beide Auslegungen sind merkwürdig in Erfüllung gegangen!
Und die Helden von Communipaw kehrten zurück und erzählten, was sie erlebt und was Oloffe von Kortlandt geträumt. Und das Volk erhob seine Stimme und segnete den guten heiligen Nicolaus, und von nun an stieg der weise Van Kortlandt mehr als je im Ansehen wegen seiner großen Gabe, zu träumen, und man erklärte ihn für einen sehr nützlichen Bürger und braven Mann – wenn er schlafe.
Sechstes Kapitel.
Worin ein etymologischer Versuch – dann die Gründung und das Wachsthum der großen Stadt Neu-Amsterdam abgehandelt wird.
Der Name der Insel, wohin das Geschwader von Communipaw so glücklich verschlagen wurde, ist Gegenstand des Streites. Ein alter Gouverneur, der etwas von einem Spaßvogel hatte, behauptete, das Wort Manhattan komme von Indianern mit Hüten, die man dort getroffen, und die man, sowie dann auch die Insel, «Man-hat-on» (Mann-Hut-auf) genannt habe – ein alberner Spaß, doch bedeutend genug für einen Gouverneur. Von andern wird die Insel Manhadaes und Manahanent genannt; und in alten Briefen unsrer Vorfahren heißt sie Monhattoes, Munhatos und Manhattoes. Dieser letzte Name wird von dem Indier Manetho abgeleitet, der hier seinen Lieblingssitz gehabt haben soll. Denn nach den indianischen Ueberlieferungen war die Bai einst ein krystallheller See mit Silber-und Goldfischen und die Insel lag mitten darin, mit köstlichen Früchten und Blumen; doch zerstörte eine Ueberschwemmung des Hudson alles, und Manetho floh über die großen Gewässer des Ontario hinaus. Doch das ist alles fabelhaft.
Die älteste, beste und poetischste Erklärung ist die, welche Juet von der Reise Hudsons mitgebracht hat; er nennt sie klar und richtig Mannahata; das heißt so viel, wie die Manna-Insel oder «ein Land, wo Milch und Honig fließt!»
Die erste Niederlassung unter Oloffe dem Träumer beginnt mit fleckenloser Rechtlichkeit und seltner Großmuth, und es muß hier als Zeugniß niedergelegt werden, daß unsere würdigen Vorfahren nicht eher ein Haus bauten, als bis sie den Eingebornen das Land dazu ehrlich abgekauft hatten.
An der Stelle, wo St. Nicolaus im Traume herabgekommen war, auf der Südwestspitze der Insel, bauten sie ein mächtiges Fort und Handelshaus, Fort Amsterdam genannt. Um diese Festung her schaarten sich kleine holländische Häuser mit Ziegeldächern, wie Küchlein unter den Flügeln der Mutter, und das ganze war gegen Ueberfälle mit Pallisaden eingefaßt. – Lustig schoß die neue Colonie auf dieser gesegneten Insel empor, die wie ein prächtiger Dunghaufen die fremden Gewächse nährte und kräftigte.
Und nun war es Zeit, daß die Niederlassung einen ehrlichen Christennamen erhielt, und man nannte sie demnach Neu-Amsterdam , wie man die kleinen Schreihälse nach großen Staatsmännern, Würdenträgern und Heiligen benennt, damit sie einst an Rufe mit ihnen wetteifern.
Als Oloff sich von der Erschöpfung, die ihm die Erbauung des Forts verursacht, allgemach erholt hatte, lud er seine Räthe und Freunde zu einer Versammlung ein. Sie steckten demnach die Pfeifen in den Mund und sanken in eine sehr tiefe Berathung.
Es erhob sich eine mächtige Meinungsverschiedenheit. Mynheer Tenbroeck brachte einen Plan hervor, wornach die Stadt mit Kanälen durchschnitten werden sollte, wie die herrlichsten Städte von Holland. Dagegen wollte Mynheer Hardenbroeck Docken und Werften in den Fluß hineinbauen, mit Pfählen, auf einem Rost; so sagte er, trotzen wir diesen ungeheuern Flüssen einen beträchtlichen Raum ab und gewinnen eine herrliche Amphibie, wie Amsterdam, Venedig u.s.w. Tenbroeck erwiederte mit einer verachtenden Miene, daß dieses
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