Kosmologie für Fußgänger
Vorwort
Wer über die letzten Jahre hinweg einigermaßen regelmäßig eine Zeitung zur Hand genommen hat, dem ist nicht verborgen geblieben, dass das öffentliche Interesse an der Astronomie, jener Wissenschaft, welche die Objekte und Geschehnisse im Universum zu beschreiben versucht, stetig wächst. Woher kommt das? Ein Grund dafür könnte in den beeindruckenden Naturereignissen zu suchen sein, die wir in letzter Zeit miterleben durften: 1999 die Sonnenfinsternis, 2001 die Mondfinsternis und in den Jahren 1994, 1996 und 1997 die Kometen Shoemaker-Levy, Hyakutake und Hale-Bopp. Sicherlich war für die meisten die Sonnenfinsternis das gravierendste Erlebnis und für manche auch ein Anlass, sich fortan vermehrt über Astronomie zu informieren.
Ein anderer Grund könnte aber auch sein, dass die Vertreter der Astronomie, die Wissenschaftler, allmählich mehr und mehr die Tore ihres Elfenbeinturms öffnen und die Allgemeinheit an ihrer Forschung und den gewonnenen faszinierenden Erkenntnissen teilhaben lassen. Diese Entwicklung ist nicht verwunderlich, stoßen doch die Astronomen mit ihren Theorien und Weltmodellen immer häufiger auf ein zunehmend auch naturwissenschaftlich gebildetes Publikum, dem mittlerweile bewusst ist, dass der Mensch im Universum nicht isoliert dasteht, sondern ein, wenn auch winziger, Teil des Ganzen ist. Und zugegeben – wer wäre nicht stolz darauf, über sein erfolgreiches Wirken berichten zu können.
Nicht zuletzt hat diese vermehrte »Öffentlichkeitsarbeit« noch eine sehr profane Triebfeder. Bei dem gegenwärtig drastischen Studentenschwund muss die Werbetrommel schon mal kräftig gerührt werden. Und schließlich verschlingen die Forschungsprojekte immer mehr Geld, das ein informierter Steuerzahler eher bereit ist zu geben als einer, der Astronomie mit Astrologie verwechselt.
Mittlerweile haben sich daher viele Vertreter der astronomischen Zunft mit öffentlichen Vorträgen, allgemein verständlichen Artikeln in den Printmedien und offenen Institutstüren kräftig ins Zeug gelegt. Dieser neuen »astronomischen Aufklärung« hat sich auch das Medium Fernsehen bereitwillig, um nicht zu sagen gierig, angeschlossen. Erinnern wir uns an die Sendereihen, die aus Wissenschaft und Forschung berichten, oder an die ausführlichen Artikel zur Sonnenfinsternis. Nicht selten wird dabei der Zuschauer mit einer Überfülle an Daten konfrontiert, unterlegt mit knalligen Bildern und reißerischen Animationseffekten aus Astronomie und auch Raumfahrt. Dass dabei fast stets die Quote erfüllt, gelegentlich aber die Absicht, Information zu vermitteln verfehlt wird, darf nicht verwundern.
Geht es auch anders? Wer schon mal eine Folge der Sendereihe »alpha-Centauri« gesehen hat, die im Bildungsprogramm des Bayerischen Fernsehens beziehungsweise bei dessen Bildungskanal Alpha ausgestrahlt wird, der weiß, dass es nicht immer eines großen Spektakels bedarf, um sachlich zu informieren. Ganz allein vor einer grünen Tafel, in einem Klassenzimmer, wie es nur noch unsere Großeltern kennen, steht hier ein leibhaftiger Professor vom Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität München, bewaffnet mit nichts anderem als nur einem Stückchen Kreide. Zur Einleitung seines Vortrags schreibt er höchstens fünf Wörter an die Tafel, den Rest bestreitet er mit ausladenden Gesten und einem um keinen Kalauer verlegenen Mundwerk. In jeweils einer Viertelstunde wird immer nur ein spezielles Thema aus dem Bereich der Astronomie behandelt, wobei auch komplexe astrophysikalische Zusammenhänge, auf das Wesentliche reduziert, ohne Fachchinesisch klar herausgestellt und jedem Laien verständlich erläutert werden. Dass dieses Konzept ankommt und dass auf diese Weise auch eine Menge astronomisches Wissen vermittelt werden kann, beweisen viele begeisterte Briefe einer stetig wachsenden »alpha-Centauri«-Fangemeinde.
Natürlich kann in einer Viertelstunde nicht immer allen Verästelungen des jeweiligen Themas nachgegangen werden. Oft schließt sich der Vorhang – und noch sind viele Fragen offen. Über einiges möchte mancher vielleicht noch ein bisschen mehr wissen, anderes würde man gerne nochmals erklärt bekommen, da es schon wieder aus dem Gedächtnis gerutscht ist. Um diesem Bedürfnis Rechnung zu tragen, haben wir uns entschlossen, parallel zur Sendung »alpha-Centauri« ein Buch zu veröffentlichen, das einige Themen dieser Sendereihe aufgreift und in etwas vertiefter und ausführlicherer Form nochmals
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