Hund aufs Herz
Ausgestoßenen weiß man zunächst gar nichts, muß sich selbst ein Bild machen, um es an Interessierte weitergeben zu können, und wieder ist das eine Zeitfrage.
Trau, schau, wem!
Trau, schau, wem!
Ich habe im folgenden einige Ausreden zusammengestellt, die mehr oder weniger faul sind und zu den Standarderfahrungen jedes Tierheims gehören.
1. Hund hat Kind (Frau, Mann) gebissen. Wenn der Gebissene keine Blessuren vorweisen kann, ist das sicher gelogen. Wenn nicht, kann es gute Gründe zugunsten des Angeklagten geben. Die Rasse des «Täters» hilft ein bißchen bei der «Wahrheitsfindung». Ein bissiger Beagle zum Beispiel? Na, ich weiß nicht.
2. «Wir haben plötzlich gemerkt, daß unser Mietvertrag gar keine Hundehaltung erlaubt.» Dreiste Lüge, besonders, wenn der Hund schon längere Zeit dennoch geduldet wurde. Die Gerichte verlangen in solchen Fällen die weitere Duldung des Hundes.
3. Schwierigkeiten mit den Nachbarn. Kann sein, aber eine armselige Lusche, wer das für seinen Hund nicht durchsteht.
4. «Unser Kind hat plötzlich eine Allergie gegen Hundehaare.» Möglich, aber nicht wahrscheinlich, wenn das Kind schon jahrelang ohne Beschwerden mit dem Hund zusammengelebt hat.
Trau, schau, wem
Trau, schau, wem
Trau, schau, wem!
5. «Ich habe mich von meinem Mann (Freund, meiner Frau, Freundin) getrennt. Wir können die Hundehaltung nicht mehr organisieren» Leider oft wahr.
Aber auch eine bequeme Ausrede, die sogar noch mitleidheischend wirkt. Man sollte meinen, wenn der Hund wirklich ein Weggefährte war, sollte sich auch in einem solchen Fall etwas Besseres finden als das Heim.
6. «Der Hund ist schon zweimal krank gewesen. Jetzt ist er wieder krank, und ich kann (will?) das nicht mehr bezahlen» Gehört zu den nachprüfbaren Fällen: Wann und wie krank war – ist – er? Behandelnder Arzt? Aber das spielt eigentlich keine Rolle. Wer so etwas als Ausrede benutzt, ist ein übler Geselle. Das kann kein gutes Zuhause für den Hund gewesen sein. In Fällen wirklicher Not aber ist, meine ich, der Tierarzt gefordert. Der kennt nämlich seine Pappenheimer, und wenn er einem geliebten Hündchen die Behandlung verweigert, weil die Besitzer wirklich keine müde Mark über das Lebensnotwendige hinaus haben, dann hätte er lieber Börsenmakler werden sollen in seiner Eiseskälte.
Ich habe mich natürlich umgetan, bevor ich diesen kleinen Katalog der hauptsächlich angeführten Gründe für die Überführung eines Hundes ins nächste Tierheim veröffentliche, und für das meiste verbürge ich mich aus eigener Erfahrung.
Übereinstimmend und zusammenfassend sagten aber alle befragten Tierheimleiter, daß siebzig bis achtzig Prozent der angegebenen Gründe eindeutig erlogen sind. Und diese Lügen sind in den allermeisten Fällen nicht nachweisbar. Werden also von den Leuten, die sich von ihren Hunden auf diese Art trennen, deren Charakterdefekte als Grund angegeben, dann kann ich die Tierheimleiter nur herzlich bitten, keinen negativen Steckbrief in die Eingangskladde aufzunehmen und ihn schon gar nicht an den Zwinger zu hängen. Man kann den Interessenten ja mündlich mitteilen, was der Besitzer angegeben hat – und gegebenenfalls ein Auge zukneifen.
Gut geführte Heime erlauben vertrauenswürdigen Leuten, mit dem Hund spazierenzugehen, gewissermaßen eine Anprobe zu machen, um festzustellen, wer paßt zu wem oder wer ist dem überhaupt gewachsen. Wenn Ihnen das in einem solchen Fall gestattet wird und man Sie bittet, Ihren – gültigen – Personalausweis solange im Büro zu deponieren, dann seien Sie bitte nicht beleidigt, weil man Ihren goldenen Charakter nicht sogleich erkannt hat. Freuen Sie sich lieber darüber, daß dieses Tierheim für die ihm Anvertrauten kein Risiko eingehen möchte.
Falls der Leser spätestens jetzt vermutet, ich hätte mit den vorangegangenen Informationen beiläufig noch einmal für den Erwerb eines Tierheimhundes plädieren wollen, dann liegt er richtig. Zumal die Gleichung Tierheim = Mischling schon längst nicht mehr zutrifft. «Rassehund» zu sein schützt heute nicht mehr davor, weggeworfen zu werden. Weshalb Neues produzieren, wenn vom Gewünschten eine bunte Vielfalt schon auf dem Markt ist?
Ich will mal so sagen: Warum auf den gezüchteten Hund für Ihr Heim warten, wenn der gezüchtete Hund im Heim auf Sie wartet?
Die Kampfhundlüge
Natürlich stellt sich jedem Uneingeweihten, an Hunden generell nicht Interessierten, die Frage: Wie kommt es, daß in
Weitere Kostenlose Bücher