Hunde Jahrbuch
…?“, so meine bange Frage.
„Natürlich Schatz, darum geht es doch nicht, hast du dir eben mal verdient, eine kleine Auszeit.“
Bei Männern weiß man es ja nie genau, aber seine Aussage war wohl ehrlich gemeint und nicht nach dem Motto: Wird auch Zeit, dass du mal was für dein Äußeres tust, wie du aussiehst! Obwohl – würden uns die Männer das SO sagen??? Vielleicht käme die Kritik eher durch die Blume oder von hinten durch die Brust ins Auge? Egal, der Frisörtermin stand, also war diese Gedankenmacherei verschwendete Zeit. In der Vorfreude, morgen Abend um die gleiche Zeit mit chicer Frisur zu glänzen, schlummerte ich ein und landete bald in einer farbenfrohen Traumwelt, in der ich mich nicht so recht zwischen einer dezenten Blondtönung und einem verwegenen Tizianrot festlegen konnte.
Ich hatte mich gerade für eine Mischung aus beidem in Form von Foliensträhnchen entschieden, als ich erst sehr weit weg, dann etwas näher, dann wieder nicht, dann doch und lauter und länger und um halb zwei nachts das Telefon hörte. Eigentlich waren es alle drei Nervtöter, die sich immer abwechselnd meldeten, um dann sehr kurzfristig zu verstummen und umso rücksichtsloser wiederzukehren. Jetzt war gerade das Handy aktiv, danach das Pensionstelefon und zu guter Letzt mein privater Festnetzanschluss. Reihum summten und klingelten die Apparate um die Wette, bis ich endlich aufstand mit dem momentanen Gefühl, die letzten zehn Minuten um zwanzig Jahre gealtert zu sein. Als ich unfallfrei die steile Treppe ins Wohnzimmer gemeistert hatte, stolperte ich über Josefa, die sich um diese nächtliche Uhrzeit mitten im Eingang breitgemacht hatte, voll des sicheren Glaubens, dass weder Herrchen noch Frauchen gerade jetzt aufstehen würde, um auf die Toilette zu gehen. Josefa quälte sich beleidigt hoch, knurrte irgendetwas in ihren Chinesenbart und schaffte es mit letzter Kraft eines todmüden Hundes, den Ort der Vertreibung gegen ein gemütlicheres, ruhiges Plätzchen unterm Tisch einzutauschen.
„’schuldigung, Josie, das hat Frauchen doch nicht absichtlich gemacht.“
Da schellte es bereits wieder. Der Anrufbeantworter übermittelte mir diverse Nachrichten, verworren, aber im Zusammenhang dann doch für mich so verständlich, dass ich in zwei Sekunden hellwach war, in fünf Sekunden aus dem Schlafanzug raus und in die Jeans sprang. Einige Minuten später fand ich mich am Empfangstor unserer Tierpension wieder, wo ich um zwei Uhr eine Jagdhündin aufnahm, deren Besitzerin mich bereits telefonisch versucht hatte zu erreichen, dann einfach auf gut Glück losgefahren war.
Und nun war sie da. Familienstreitigkeiten und dies und das, egal, eben ein Notfall. Der Hund, den ich sehr gut kannte, da er schon oft bei uns zu Gast gewesen war, sollte doch bitte einige Tage dableiben – sprach es und entschwand. Ich stotterte noch irgendwas wie: „Na, dann noch gute Nacht“ oder so und marschierte mit dem leicht überdreht wirkenden Drahthaar-Mädel namens Nixe auf den begrünten Innenhof. Dort hatte sie einen Riesendurchfall, wohl vor Aufregung, und den Rest der Nacht begleitete uns ein aufgeregtes Dauergebell bis in den frühen Morgen. Die Nervosität des Hundes legte sich am darauf folgenden Tag sehr schnell, da ich das drahtige Schätzchen erst mal richtig flitzen ließ und die gute Nixe ja nun auch wusste, wo sie war. Der schwarze Temperamentsteufel hatte sich immer sehr wohl bei uns gefühlt. Meine Müdigkeit verschwand leider nicht so schnell wie die nächtliche Überdrehtheit des Hundes, dabei wollte ich doch nachmittags zum Frisör ...
Doch zuerst wollten die vier Gasthunde ihr Futterchen, Wässerchen und ihren Auslauf. Passt man nicht auf und beugt sich zu weit runter, wenn man den Futternapf auf den Boden stellt, gibt es meistens den einen oder anderen Knutscher. Richtig dankbar sind sie immer alle. Doch diesmal half auch der feuchte Riesenwaschlappen des Hovawarts Dusty nicht, mich munterer werden zu lassen. Also versuchte ich es mit duschen und schwarzem Kaffee, was dann tatsächlich dazu beitrug, mich allmählich in den Griff zu bekommen. Schließlich musste ich auch einigermaßen frisch sein für den nachmittäglichen Beratungstermin, und danach wollte ich ja zum Frisör …
Fünfzehn Minuten vor dem Termin bei Familie „Setter“ fuhr ich los, normalerweise brauchte ich nur zehn Minuten. Nicht eingeplant war, dass mein Auto keine Lust hatte, diesen Weg zu fahren. Es schien irgendwie zu gar
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