Hunde Jahrbuch
bekannt. Ich bemühe mich zwar immer sehr, aber manchmal geht mein Fresstrieb einfach mit mir durch, leider.
So auch gestern. Frauchen hatte chinesische Frühlingsrollen gemacht. Weil das so viel Arbeit ist, hatte sie gleich noch einige auf Vorrat zubereitet. Leckere Sachen kommen da rein: Hackfleisch, Sojabohnen mit Soße, Wirsingkohl ... Bald waren alle fertig gebrutzelt und weil Frauchen mich kennt, ließ sie sie sogleich in einer großen Gefrierdose verschwinden und stellte diese – seufz – gaaaaanz weit hinten auf die Küchenarbeitsfläche, weit jenseits der „Da-kann-doch-mal-zufällig-was-runterfallen-Kante“. Die Dose war fast zu; nur ein klitzekleiner Spalt blieb offen zum Abkühlen, damit die Leckereien nicht matschig wurden.
Nach dem Kochen geht Frauchen häufig aus der Küche, weil ihr der Bratenduft zu viel ist. Und wie so oft, hat sie sich auch gestern am PC festgesessen. Hoffentlich hat sie nicht wieder „schöne Wölfe geschaut“ – schließlich hat sie doch mich. Lange Rede, kurzer Sinn: Als Frauchen wieder in die Küche kam, hat es ihr zwar zuerst die Sprache verschlagen, aber dann ... Mann, war die sauer! Ein Blick in meine Augen, ein Blick in die Schüssel (vier waren noch übrig) und alles Leugnen war zwecklos. Den Versuch, die Tat meinen Hundekumpels in die Pfoten zu schieben, habe ich nicht mehr unternommen. Und nun gingen die Hochrechnungen los darüber, wie viele ich denn wohl gefressen hätte. Ich hüllte mich in Schweigen. Eine Zahl zwischen zehn und zwanzig ist durchaus realistisch.
Stunden später bereute ich bitter, was ich getan hatte. War es doch vorbei mit „großer stolzer Wolf“. Eher kam ich mir vor wie der böse Wolf mit den sieben Geißlein oder den Wackersteinen im Bauch. Ich schlich den Rest des Tages nur noch ganz langsam, mit gesenktem Blick und hängendem Schweif durchs Haus. Dank des Wirsings (umgerechnet muss es wohl ein Dreiviertelkopf gewesen sein) plumpste mein voller Bauch nicht ständig auf die Erde, sondern schwebte förmlich über dem Fußboden. Ich fürchte, ich habe an dem Abend meinen Jahresbeitrag an CO2-Ausstoß um ein Mehrfaches überschritten.
Frauchen hatte an diesem Abend auch keinen Hunger mehr. Sagte sie doch, ich sei so grün um die Schnauze, dass ihr der Appetit vergangen wäre. Strafe musste natürlich auch sein. Wenn man chinesisch essen will, dann doch bitte mit Reis! Und den gab es bei mir die nächsten drei Tage ausschließlich. Also Kumpels: Lasst das Klauen lieber bleiben – das Bauchweh war echt höllisch.
Seufzende Grüße
Euer Gringo
Frisörtermin
Erstens kommt es anders und zweitens als geplant
Elke Parker
Wie hatte ich mich auf diesen Tag gefreut! Seit Monaten gab es einmal weniger zu tun in unserer kleinen familiären Tierpension. Es waren nur vier recht pflegeleichte Hunde zu Gast. Für den Nachmittag stand lediglich ein lockerer Beratungstermin an. Verantwortungsvolle Ersthundebesitzer, die am Wochenende ihren kleinen Welpen, einen Irish Setter, vom Züchter abgeholt hatten, wollten sich einige Informationen aus fachlicher Hand holen. Der Babyhund war in direkte Nähe gezogen, so dass es nur ein geringer Fahrtaufwand war. Eineinhalb Stunden sah ich für diesen Hausbesuch als durchaus realistische Zeitplanung an. Mein Mann hatte einige Tage Urlaub und wollte sich nachmittags um die Versorgung der Pensionshunde kümmern. So konnte ich also nach dem Hausbesuch bei Setter und Co. zum langersehnten und endlich realisierbaren Frisörbesuch durchstarten. Was für „normale“ Frauen alle vier bis sechs Wochen auf dem Programm steht, ist für mich ein Weltereignis, zu dem es mit viel Glück zweimal im Jahr kommt. Nicht immer einfach, der Tierpension, den „Hilfe“ rufenden Hundebesitzern, den Tierschutz-Organisationen mit Sonderterminen, meinen eigenen drei Hunden und dem Rest des Alltags gerecht zu werden. Klar, es geht alles, nur das Ergebnis ist manchmal ein gewisses „Rapunzel-Styling“, und dem wollte ich mal wieder den Kampf ansagen. Außerdem kann man bei lauwarmer Wasserberieselung, einer Kopfmassage und anschließender wohlriechender Packung wunderbar relaxen!
Am Vortag sagte ich meinem Mann mindestens zehnmal: „Morgen geh ich zum Frisör! Freu!“ Der musste mich schon langsam für etwas verrückt gehalten haben, blieb aber geduldig mit mir, wie meistens, und antwortete nur: „Schön, Schatz, gönn ich dir, musst auch mal wieder etwas nur für dich tun.“
„Aber ich gefall dir doch noch
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