Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
Dann rannte ich in den Sturm hinaus und heftete sie zwischen Wuffstock-Poster und Flohmarktankündigungen an jedes Schwarze Brett, das ich rund um den Platz finden konnte. Als ich ins Café zurückkam, waren Kerrie und ihr Mann Paul gerade dabei, ihren Generator an den Kühlschrank anzuschließen, damit unsere Vorräte nicht verdarben.
Ich kehrte in die Todeszone zurück, um einige Anrufe mit dem Handy zu tätigen. Zuerst sprach ich unserem früheren zweiten Küchenchef Theodore ein, wie ich hoffte, verlockendes Angebot auf seine Mailbox. Dann besprach ich mich mit den Highschool-Schülerinnen, die ab morgen den Kaffeestand auf dem Festivalgelände betreiben sollten. Zu guter Letzt fragte ich bei unseren Lieferanten von Backwaren, Gemüse, Früchten, Fleisch und anderen Lebensmitteln an, ob sie uns angesichts des bevorstehenden Festivals auch weiterhin beliefern würden, selbst wenn sich die letzte Zahlung etwas verzögerte. Ich rief sogar unseren Vermieter an und bot ihm zum wiederholten Mal freie Mahlzeiten als Ausgleich für einen kleinen Mietnachlass an. Doch wie immer lehnte er mein Angebot ab.
Bei Kerzenschein tauschte ich meine durchweichten Pumps gegen ein Paar von Kerries Espadrilles. Dann schlüpfte ich in eine Khakihose und warf meinen Regenmantel über. Kerrie und Paul waren inzwischen fort, also schloss ich die Tür hinter mir ab. Ich war überrascht darüber, wie dämmrig es war. Dabei war es gerade erst fünf Uhr dreißig, und die Sonne ging erst in einer Stunde unter. Der Sturm hatte einen düsteren Schleier über den Platz gebreitet. Ich sog die kühle Luft ein, knotete die Schnüre meiner Kapuze zusammen und machte mich auf den Weg zu Bonita Rialto, die erst vor kurzem ihren Posten als zweite Küchenchefin beim Salish Table Restaurant gekündigt hatte. Sie wohnte nur drei Blocks entfernt, gleich hinter der Eisdiele. Der Weg war nicht weit, und doch musste ich rennen, wenn ich einigermaßen trocken bleiben wollte.
Ich sprintete von einer Markise zur nächsten, und dazwischen peitschte mir der Regen ins Gesicht. Die Stadt war wie ausgestorben. Nirgendwo war auch nur ein einziges Licht zu sehen. Einsam und verlassen hockte Spitz auf dem Pflaster, und selbst die spät blühenden Geranien, die in zahllosen Töpfen den Platz umstanden, hatten all ihre Leuchtkraft eingebüßt. Plötzlich brach ein Ast von einem Ahorn ab, krachte auf das Schaufenster eines Reisebüros und glitt daran hinunter. Nach wenigen Schritten hatten die Espadrilles bereits so viel Wasser aufgesogen, dass ich wie auf Flossen über das Pflaster platschte.
Als ich in der Nähe der Bank um die Straßenecke bog, traute ich meinen Augen nicht. Inmitten des Sturms saß ein riesiger schneeweißer Hund reglos auf der Fahrbahn. Ich ging langsamer. Was um Himmels willen hatte der Hund dort zu suchen? Der Regen klatschte auf seinen Kopf, doch er rührte und regte sich nicht. Seine Ohren hingen wie müde Tulpenköpfe herab. War das vielleicht das seltsame Verhalten, das man an Tieren vor Naturkatastrophen beobachtete? Stand uns ein Erdbeben bevor? Oder eine Flutwelle? Seit wann saßen Hunde einfach mitten auf der Straße?
Der Sturm zerrte an den Ohren des Hundes. Er sah aus wie ein Schäferhund, nur ein wenig kleiner. Und sein Fell war schneeweiß. Er hielt den Blick unverwandt auf mich gerichtet.
Am anderen Ende des Blocks bog ein grauer Lieferwagen in die Straße ein.
» Hey«, rief ich dem Hund zu. » Geh weg von der Straße! Da vorn kommt ein Auto.«
Der Hund starrte mich weiter unverwandt an. Ich fuchtelte mit den Armen durch die Luft, doch er öffnete nur das Maul und hechelte. Aber er rührte sich nicht von der Stelle. Der Wagen ratterte auf uns zu. Angesichts des schlechten Wetters war er viel zu schnell unterwegs.
» Los, komm her, schnell!« Inzwischen hatte ich das Gefühl, als ob der Hund lächelte, aber er machte keine Anstalten, die Straße zu verlassen. Hörte er das Auto denn nicht? Mir blieb keine Zeit mehr, auf die Straße zu laufen– der Lieferwagen war schon viel zu nahe. Ich hielt mir die Augen zu, als er auf den Hund zusteuerte. Quietschend kam er nur wenige Zentimeter vor ihm zum Stehen. Ein Mann so groß und breit wie ein Footballspieler sprang heraus. Er trug eine Uniformweste und eine schwarze Kappe, und in der Hand hielt er eine Stange mit einer großen Metallschlaufe an einem Ende.
TIERKONTROLLAMT Landkreis KITTIAS stand auf dem Lieferwagen.
» Na, komm her, du Streuner.« Mit vorgestreckter Stange ging der
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