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Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)

Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)

Titel: Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsa Watson
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zuhörte. Ich schob die Hände in die Taschen meines Mantels und trat einen Schritt zurück. Der Regen, der ein wenig nachgelassen hatte, wurde stärker und trommelte wieder auf unsere Köpfe. Nun, da ich etwas Abstand gewonnen hatte, konnte ich auch wieder ruhig atmen. » Du bist wirklich ein braver Hund«, sagte ich. » Und danke, dass du mich nicht gebissen hast. Jetzt musst du aber schnellstens nach Hause laufen. Sicher gibt es bald etwas zu fressen.«
    Die Hündin wedelte mit dem Schwanz.
    Ich ging ein paar Schritte. » Hör zu, ich habe nichts zu fressen für dich. Du musst nach Hause gehen. Sicher hast du eine Familie, die dich liebt.« Nachdem ich alles gut überstanden hatte, zitterten mir nachträglich die Knie. » Ich muss jetzt gehen, bevor ich völlig aufgeweicht bin. Während des Festivals kann ich mir keine Erkältung leisten. Ich muss nämlich eine Rede halten und habe auch sonst noch einiges zu tun.« Die Hündin leckte sich die Nase und wedelte unentwegt weiter. » Okay, ich gehe jetzt.«
    Wedel, wedel, wedel.
    Ich wandte mich ab– und fühlte mich unwohl, obwohl ich nicht genau wusste, warum. Schließlich hatte ich eine gute Tat vollbracht, oder nicht? Immerhin hatte ich sie vor dem Hundefänger gerettet. Meine Kollegen im Wuffstock-Komitee wären sicher stolz auf mich.
    Was hätte ich auch sonst noch tun können? Ich wusste ja nicht, wo sie wohnte und wie ihre Besitzer hießen. An dem Halsband hing auch kein Schild. Nichts, was mir einen Hinweis gegeben hätte. Außerdem besaß ich kein Auto, um sie nach Hause zu bringen. Und ich hatte auch, ehrlich gesagt, keine Lust, sie noch einmal anzufassen, nachdem ich das Halsband drei endlose Minuten lang hatte festhalten müssen.
    Ich verdrückte mich langsam in Richtung Eisdiele und konzentrierte mich wieder auf das Glimmerglass. Vor allem musste ich entscheiden, wie weit wir unsere Ansprüche zurückschrauben konnten. Ein zweiter Küchenchef mit einigen Jahren Erfahrung wäre natürlich ideal, aber in unserer misslichen Lage mussten wir uns vermutlich mit einem talentierten jüngeren Koch zufriedengeben.–Während ich nachdachte, sah ich mich immer wieder nach dem Hund um.
    Was hatte er überhaupt im Regen mitten auf der Straße zu suchen?
    Ich war mir ziemlich sicher, dass er mir folgte. Und so war es. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich den weißen Schwanz ungefähr fünf Meter hinter mir– nahe genug, um den Kontakt nicht zu verlieren und gleichzeitig so weit entfernt, dass ich nicht nervös wurde. Ganz schön clever.
    Als ich in Bonitas Straße einbog, wurde es mit einem Schlag wieder hell. Alle Laternen, die Lichter über den Türen und die GESCHLOSSEN -Schilder in den Schaufenstern flammten gleichzeitig auf, als ob ein gigantischer Weihnachtsbaum eingeschaltet würde. Mit einem Mal wirkte die ausgestorbene Straße wie neu belebt, obgleich keine Menschenseele unterwegs war. Selbst die Geranien und Stiefmütterchen nickten mir aus den Körben unter den Laternen zu und versprühten leuchtende Farben vor dem stahlgrauen Himmel.
    Ich beschleunigte meinen Schritt und gab mir Mühe, nicht an große weiße Hunde mit einem Maul voller Zähne zu denken. Der Regen hatte inzwischen fast aufgehört, was ich als gutes Zeichen wertete. Bonita Rialto wohnte in einem Backsteinhaus am Ende des Blocks, gleich hinter den weiß gestrichenen Holzhäusern, in denen sich einige Geschäfte, Werkstätten und auch die Eisdiele befanden. Seit es wieder hell war, stand mir mein Ziel klarer denn je vor Augen. Ich ging sehr schnell, sodass ich kaum bemerkte, als sich eine der Türen öffnete.
    » Falls Sie aus der Stadt flüchten wollten, ist es jetzt leider zu spät. Um die Rede kommen Sie nicht herum.« Mit einem Winken hielt Alexa Hinkey mich auf. Sie war Mitglied im Wuffstock-Komitee– und in meinen Augen von allen die netteste, weil sie mich nie eine Hundehasserin genannt hatte. Jedenfalls nicht von Angesicht zu Angesicht.
    Äußerlich sah man es Alexa nicht an, aber sie war eine der engagiertesten Mitarbeiterinnen im Sozialdienst. Sie leitete die Madrona Stiftung, die jedes Jahr viele tausend Dollar für gemeinnützige Projekte verteilte. Rein äußerlich traute man ihr das nicht zu, wie ich schon sagte, weil sie sich immer kleidete, als ob sie an dem Tag nicht die Absicht gehabt hätte, aus dem Haus zu gehen. Sweatshirts und Samthosen oder Shorts waren ihre bevorzugte Arbeitskleidung. Diese Eigenart gefiel mir, denn ich selbst würde am liebsten jeden Tag im Pyjama

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