Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
gestern mit der Post gekommen war. Unwillkürlich rieb ich die Narbe an meinem Arm. Die hatte ich schon, solange ich denken konnte. Doch der erste Schluck von Hunde die bellen, beißen nicht verscheuchte diesen Gedanken sofort. » Oh, das schmeckt ja köstlich! Da ist nicht nur Schokoladensirup drin, nicht wahr? Schokolade und Orange? Oder Ananas?«
Kerrie wollte gerade antworten, als die Glocke an der Eingangstür bimmelte und eine Frau im Regenmantel das Café betrat. Sie führte den größten Hund aller Zeiten an der Leine. Das Monster sah aus wie Chewbacca auf vier Pfoten. Seine behaarte Schnauze troff vor Nässe– oder war es Speichel? Sofort fühlte sich mein Mund ganz trocken an. Mein Atem ging stoßweise, und meine Augen wurden groß und größer. Bevor ich zu zittern begann, umfasste Kerrie meine Schulter, und dann fühlte ich, wie sie mir den Arm um die Taille legte und mich mit festem Griff durch den Flur bis in die Todeszone schob. Genauso hat sie ihren Sohn JJ über den Spielplatz geschoben, als er vom Klettergerüst gefallen war, dachte ich.
Sie zog meinen Stuhl unter dem Schreibtisch hervor, drückte mich darauf nieder und presste mir den Kopf zwischen die Knie. » Atme«, befahl sie. » Regelmäßig und langsam. Ein und aus und ein und aus.« Sie beugte sich zu mir hinunter. » Hyperventilierst du etwa? Soll ich eine Papiertüte holen?«
Ich schüttelte den Kopf. Dabei rubbelte meine Nase über meinen Rock. Ich richtete mich auf. » Mir geht es schon wieder besser.«
» Bist du sicher?« Kerrie ging in die Hocke und sah mir eindringlich ins Gesicht. » Du bist aber noch ganz schön blass. Das war wirklich ein großer Hund.«
Allerdings– dieser Hund war wirklich ein Riese. Tatsächlich brannte mir auch der Schluck Kaffee noch ein wenig im Magen. Aber ich wollte mich gut fühlen. Kerrie hatte schon genug am Hals– schließlich war sie Empfangsdame, Managerin und Mädchen für alles in einem. Und ich musste dringend ein paar Rechnungen bezahlen. Für Panikattacken war keine Zeit.
» Doch, doch, ich fühle mich gut.« Ich brachte sogar ein breites Lächeln zustande. » Wirklich. Zumindest hier im Büro– ohne Hunde.«
Kerrie nickte. » Okay, Superwoman.« Sie richtete sich auf und blickte auf den Stapel unbezahlter Rechnungen hinunter. » Vermutlich steht bald ein ernstes Gespräch über unseren Kontostand an, nicht wahr?«
» Zweifellos. Auf jeden Fall nach dem Wochenende. Dann wissen wir genauer, wie es weitergeht. Wenn wir nächste Woche die Gehälter noch zahlen können…«
Ich musste den Satz nicht vollenden, denn wir wussten beide, was geschehen würde, wenn wir in der kommenden Woche keine Gehälter zahlen konnten.
Als ich am frühen Nachmittag gerade die Bestellungen für die kommenden Tage durchgegeben hatte, hörte ich, wie Kerrie sich mit jemandem stritt. Ihre Tonlage war unverkennbar. Ich folgte den Stimmen. Offenbar hatte der Sturm inzwischen wieder zugelegt. Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheiben, und der Wind pfiff über den Platz, wo die Festivalfahnen wie Segel in den Böen knatterten.
Als ich die Schwingtüren zur Küche aufstieß, packte mich Kerrie am Arm und zog mich auf die eine Seite des Herds, wo sie sich gerade unseren unzuverlässigen Küchenchef vorknöpfte. Mit einer wütenden Bewegung warf Naomi geschnittene Zwiebeln in eine Pfanne.
» Was ist denn hier los?«, fragte ich, obwohl ich ganz genau wusste, was los war.
» Guy ist schon wieder zu spät gekommen.« Zwei Falten auf Kerries Stirn verrieten, wie angespannt sie war.
Guy stand auf der anderen Seite der Arbeitsfläche und machte ein missmutiges Gesicht. Er war kleiner als Kerrie, was er dadurch auszugleichen versuchte, dass er sich wie ein Hahn aufplusterte und die Arme vor der Brust verschränkte. Sein Kopf war wie ein Zylinder geformt und ließ mich jedes Mal an Beaker aus der Muppet Show denken. Doch wenn er den Mund aufmachte, kam eindeutig mehr als nur » mäh-mäh« heraus.
» Als ob das heute wichtig wäre«, höhnte Guy. » Das Café war doch ohnehin geschlossen.«
» Wir haben noch vor neun Uhr aufgemacht«, stellte Kerrie richtig. » Außerdem bist du nicht einmal rechtzeitig zum Lunch hier gewesen.«
Er bedachte uns mit einem verächtlichen Blick. » Als wenn es hier schon jemals einen größeren Ansturm gegeben hätte. Übrigens– was war überhaupt los? Habt ihr etwa vergessen, die Stromrechnung zu zahlen?«
Meine Wangen brannten vor Wut, aber Kerrie kam mir zuvor. »
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