Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
sechsundzwanzig Jahren nicht ungeschehen.
Meine Grübeleien erschöpften mich, und irgendwann muss ich darüber eingeschlafen sein. Als plötzlich das Telefon schrillte, schrak ich hoch und sprang mit einem Satz auf. Meine Haare sträubten sich, und meine Gedanken flogen in alle Richtungen. Hatte ich unabsichtlich gejault? War das Mr. Deeb, der sich wegen des Lärms beschwerte? Nein– ich hatte nicht gejault. Dessen war ich mir sicher. Doch wer sonst rief um diese Nachtzeit an?
Auf dem Sofa stöhnte Zoë und schlug mit dem Arm um sich, um den Lärm abzuwehren. Aber das Läuten wiederholte sich. Ich rannte zum Apparat und blinzelte, um die Schrift auf dem Display entziffern zu können.
Es war Max.
Zoë
Jessica zerrt mich an meinem Hemd von der Couch. Beinahe wäre ich auf sie gefallen. Ich weiß schon, dass ich menschliche Füße habe, aber mein schlaftrunkener Körper erinnert sich nicht sofort daran, und so torkle ich durchs Zimmer, bis ich mich gefangen habe. Aber Jessica lässt mein Hemd nicht los und zerrt mich zu dem lauten weißen Ding auf dem Schreibtisch.
Ich starre das Ding an. Ich kenne es von zu Hause… Meine Mom und mein Dad haben viele Stunden lang hineingeredet. Aber ich weiß nicht mehr, wie es funktioniert. Ich weiß nur, dass man ein Stück davon in die Hand nehmen muss. Was soll ich jetzt machen? Der Lärm dröhnt so laut in meinem Kopf, dass ich gar nicht mehr denken kann.
Jessica sieht mich mit dem Blick an, bei dem sich ihre Ohren in unterschiedliche Richtungen drehen. Als würde sie auf einer Seite ein Kaninchen hören und auf der anderen einen bellenden Hund. Ich glaube, sie ist frustriert. » Ich kann nichts machen«, sage ich zu ihr. » Ich weiß doch nicht, was du von mir willst!«
Wieder geht der Lärm los. Ich halte mir mit beiden Händen die Ohren zu. Aber Jessica tut so, als würde er ihr nichts ausmachen. Sie stellt eine Vorderpfote auf den Schreibtisch und wirft mich dabei fast um. Dann hebt sie die andere Pfote, als würde sie einen Fisch aus einem Teich angeln. Vorsichtig legt sie die Krallen auf die kleinen Knöpfe. Der Lärm hört auf. Stattdessen redet das Ding. » Hallo? Hallo?«
Jessica hechelt und starrt auf das Ding, als ob sie die Maschine fressen wollte. Ihre Ohren stehen senkrecht. Mir kommt es so vor, als würden sich meine Ohren auch aufstellen.
» Dr. Max? Was ist los?« Als Dank, dass Jessica den Lärm beendet hat, streichle ich ihr den Rücken.
» Oh, gut«, sagt Dr. Max. Aber seine Stimme klingt müde. Sie kommt von weit her. » Wie ich höre, bist du zu Hause.«
» Ja, ich bin hier«, sage ich, » und wo bist du?«
» Bei mir zu Hause. Ist der… nun… ist der Hund auch da?«
» Natürlich«, sage ich. Warum fragt er so etwas Dummes? » Sie sitzt neben mir.«
» Hört sie zu?«
Jessica lächelt die Maschine mit offenem Mund an und bellt leise.
» Sehr gut«, sagt Dr. Max. » Okay. Ich wollte… nun, ich wollte fragen, ob ich vorbeikommen kann. Ich muss unbedingt noch einmal über alles reden.«
Diesmal bellt Jessica zwei Mal. Ihre Pfoten rutschen über den Tisch, und sie hat Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Ihre Ohren stehen so gerade in die Höhe, wie das nur möglich ist.
» Ja!« Ich bin begeistert. » Komm zu uns! Wie kommst du her?«
» Ich habe die Adresse aus meinem Untersuchungsbericht. Ich bin gleich da.«
Die Maschine macht Klick, und dann ist alles still.
» Dr. Max?«, frage ich. » Bist du noch da?« Keine Antwort.
Jessica rutscht vom Schreibtisch herunter und geht zur Glastür. Im Apartment ist es dunkel, aber im Mondlicht sehe ich, dass ihr Schwanz wedelt, während sie in die Dunkelheit hinausschaut. Sie sieht so hoffnungsvoll aus, dass es mir fast das Herz bricht.
Jessica
Sobald ich die schattenhafte Gestalt im Garten sah, schlug mein Puls dreimal so schnell. Hechelnd sah ich zu, wie er über den Gartenweg kam und nach der Nummer des Apartments suchte. Gleich darauf klopfte er leise. Ich wischte mit den Pfoten über das Glas, bis er meine Geste verstand und die Tür zur Seite schob.
» Dr. Max!« Zoë sprang von der Couch. Auf der einen Seite stand ihr Haar in Büscheln ab, und auf der anderen lag es flach am Kopf. Selbst im dämmrigen Licht konnte ich das Muster der Sofadecke auf ihrer Wange erkennen. Offenbar schien Max das gar nicht wahrzunehmen. Er hielt den Blick auf den Boden gerichtet, als würde er sich nicht trauen, auch nur eine von uns anzusehen. Plötzlich war mir wieder ganz elend zumute.
Max klimperte mit
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