Hundekuchen zum Fruehstueck
komm her, du Streuner.« Mit vorgestreckter Stange ging der Mann langsam auf den Hund zu. Der wandte ihm nur den Kopf zu und stellte ein Ohr auf. Meine Füße zuckten. Am liebsten wäre ich weggerannt – schließlich durchweichte ich immer mehr. Aber irgendetwas fesselte mich an dieser Szene. Ich trat auf die Straße, als der Mann gerade mit der Stange ausholte. Aber der Hund sprang auf und brachte sich außer Reichweite.
» Du Mistkerl«, schimpfte der Mann und näherte sich ihm erneut, aber diesmal schneller. Wieder entwischte ihm der Hund mit erhobenem Schwanz, als ob dies das beste Spiel seit langem sei. Wusste er denn nicht, was Hunden blühte, die ins Tierheim kamen? Vermutlich war dies sein letztes Spiel.
Der Hundefänger schnaufte. Er stemmte die Hände in die Hüften und fluchte leise. Dann ging er zum Wagen und kehrte mit einer Art Waffe zurück, die mich an Star Trek erinnerte. Wenn unsere Bürgermeisterin diesen Kerl zu fassen bekam, würde sie ein Hühnchen mit ihm rupfen – auch wenn sie keinerlei Handhabe gegen die Männer vom Tierkontrollamt hatte. Solange Madrona kein eigenes Tierheim besaß, war die Stadt den Hundefängern und ihren Elektroschockpistolen ausgeliefert.
» Warten Sie«, rief ich und rannte hinüber. » Schießen Sie bloß nicht.«
Mit der Waffe in der Hand drehte sich der Mann zu mir um. » Bleiben Sie, wo Sie sind, Lady. Dieser Hund ist ein Streuner. Er könnte gefährlich sein.«
» Gefährlich?« Ich sah den Hund an. In meinen Augen sah er nicht gefährlich aus. Ehrlich gesagt, wirkte er für einen Hund sogar erstaunlich zahm und friedlich. Im Vergleich zu den Zwergspitzen vom vergangenen Jahr war er jedenfalls sanft wie ein Lamm.
» Sie sollten sich nicht mit streunenden Hunden anlegen! Ich wurde vor kurzem aus Denver hierher versetzt, und ich sage Ihnen … Die Leute hier haben keine Ahnung! Ich wurde schon fünf Mal gebissen.« Er fuchtelte mit der Elektroschockpistole herum. » Ich benutze diese Waffe mit Genehmigung der Behörden.« Er sah mich herausfordernd an, als ob er Widerspruch erwartete, aber ich hatte nichts dagegen einzuwenden. » Und ich werde sie jetzt einsetzen. Also gehen Sie und lassen Sie mich meine Arbeit tun.«
Natürlich war die Versuchung groß, genau das zu tun. Einfach wegzugehen und mich nicht umzusehen. Aber stempelte mich das nicht genau zu der Hundehasserin, für die mich ohnehin alle Welt hielt? Wieder sah ich zu dem Hund hinüber. Er beobachtete uns aus einigen Metern Entfernung und wartete darauf, dass er gejagt wurde. In diesem Moment blitzte etwas Rotes auf. Wahrscheinlich ein Halsband. Von wegen ein Streuner!
» Aber dieser Hund ist kein Streuner!«, entfuhr es mir. Ich erschrak über meine eigene Lautstärke. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen. » Er gehört mir … ich meine, sie.« Das war zwar nur eine Vermutung, aber in meinen Augen schien dieser Hund eindeutig weiblich zu sein. » Sie gehört mir.«
Mr. Tierfänger runzelte die Stirn. » Ihnen?«
» Hm.«
Was sagte ich da?
Der Mann deutete mit der Elektroschockpistole auf den Hund. » Sie hat aber keine Leine. Entweder muss der Hund angeleint sein, oder er gehorcht Ihnen aufs Wort. Das verlangt das Gesetz.«
Oder er gehorcht aufs Wort, hm? Ich sah den Hund an. Mit klopfendem Herzen ging ich in die Knie und breitete die Arme aus, wie ich das die Bürgermeisterin oft hatte tun sehen. » Komm her, Sweetie – komm!«
Man soll mit Wünschen vorsichtig sein, nicht wahr? Zu meiner Überraschung gehorchte die Hündin tatsächlich. Zitternd streckte ich die Hand aus, und schließlich war sie mir so nahe, dass sie an meiner Hand schnuppern und ich das Halsband fassen konnte. Bitte, beiß mich nicht, flehte ich innerlich. Bitte! Das nasse Fell klebte an meinen Fingern.
» Sehen Sie?« Meine Stimme zitterte, doch das schien der Mann nicht zu bemerken. » Sie ist mein Hund. Ich verspreche, dass sie in Zukunft keine Schwierigkeiten mehr machen wird.« Ich stand vornübergebeugt und hielt das Halsband mit spitzen Fingern fest, als ob es sich um eine Schlange handelte. Die Hündin hechelte, und ihre Augen leuchteten. Kopfschüttelnd stieg der Mann wieder in seinen Lieferwagen.
Sobald das Auto außer Sicht war, ließ ich das Halsband los und presste mir die Hände an die Schläfen. » Oje, das war knapp. Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was passiert wäre, wenn er dich geschnappt hätte? Diesen Typen darfst du nicht trauen – das könnte schlecht für dich ausgehen.«
Die
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