Hundekuchen zum Fruehstueck
ich fiel, hatte ich mir den Kopf angestoßen, und jetzt sah ich Dinge, die es gar nicht gab. Ich hatte schon von Fällen gelesen, wo Menschen nach einem Unfall ihr Kurzzeitgedächtnis verloren haben oder nicht mehr sprechen konnten. Wahrscheinlich bildete ich mir alles nur ein. In ein oder zwei Minuten war bestimmt alles vorbei, und ich war wieder so normal wie zuvor.
Wenn ich es nur bis nach Hause schaffte und mich ein wenig ausruhte, würde alles wieder in Ordnung kommen. Ich musste nur endlich den ersten Schritt tun.
Es stellte sich heraus, dass mir das sogar leichter fiel als gedacht. Vielleicht war meine Kopfverletzung ja nicht so schlimm? Meine Füße waren zwar kalt, und ich hechelte, aber ich bewegte mich ohne Schwierigkeiten vorwärts. Ein Teil von mir wusste, dass ich mich als gute Mitbürgerin um die hilflose Person kümmern musste. Aber ich hatte viel zu viel Angst vor dem, was ich vorfinden würde. Stattdessen bewegte ich mich eilig auf den Rand des Platzes zu und gab mir große Mühe, dabei geradeaus zu schauen. Wenn ich sähe, wie die weißen Pfoten über das Pflaster liefen, würde ich mich unweigerlich übergeben. Die Bewegung tat mir überraschend gut. Also konzentrierte ich mich nur darauf und stellte irgendwann fest, dass ich instinktiv zum Glimmerglass gelaufen war. Und dort, in der verglasten Tür, konnte ich mich im Schein einer Straßenlaterne zumindest ansatzweise betrachten.
Und jetzt bekam ich wirklich Angst. Zum Glück war das Bild im schwachen Licht der Laterne, der Sterne und des Viertelmonds am tintenblauen Nachthimmel nur verschwommen zu erkennen. Und doch schauderte ich … wollte den Blick abwenden … aber in krankhafter Faszination kehrten meine Augen immer wieder zu dem schauerlichen Bild zurück.
Ich sah weiße Ohren, ein weißes Gesicht und eine lange spitze Nase. Die Zähne waren so krumm wie Raubtierzähne, echte Fleischfresserzähne, und die schwarze Nase war feucht und vibrierte, wenn ich die Luft ausstieß und mein Atem neblige Wolken auf die Glasscheibe zauberte.
Ich ergab mich meiner Panik … und pinkelte.
Es dauerte unendlich lange, bis ich genug Kraft gesammelt hatte, um die leblose Gestalt näher zu untersuchen. Schon aus der Entfernung erkannte ich, dass es mein eigener Körper war. Die Hände auf dem Reißverschluss waren eindeutig meine Hände, ebenso das braune Haar, das den abgewandten Kopf umgab. Doch wenn ich hier war, wer lag dann dort? Nur ein lebloser Haufen Fleisch? Oder eine Art Monster? Oder gar nichts?
Was, wenn mein Körper tot war?
Womöglich war ja nichts von alldem Realität. Womöglich litt ich unter Halluzinationen und sah die Welt durch einen Schleier, obwohl doch alles klar und deutlich vor mir lag? War alles nur ein traumatischer Zustand nach einer Kopfverletzung?
Doch egal, wie groß meine Angst war, ich musste nach der Person sehen, die da lag. Vielleicht war sie verletzt … dann konnte ich helfen. Ich musste es herausfinden, selbst wenn ich Dinge sah, die tatsächlich gar nicht vorhanden waren.
Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, als ich mich dem Körper von der Seite näherte und ihn vorsichtig mit der Nase an den Mantelärmel stupste. Der Arm zuckte in die Höhe und fiel gleich darauf wie ein normaler menschlicher Arm wieder zu Boden. Hechelnd kam ich näher, um besser sehen zu können.
Es war eindeutig mein eigenes Gesicht, das dort mit der Wange auf dem Pflaster lag! Ich stieß allen Atem aus, der in mir war, und kämpfte mit einem Panikanfall. Es waren ganz klar meine Augen, meine Wangen, mein Mund und mein Kinn. Meine Hand lag zusammengekrümmt auf meiner Brust. Mich schauderte, als ich sah, wie ich atmete.
Das war zu viel! Gleich musste ich mich übergeben.
Trotzdem konnte ich den Blick nicht abwenden. Das alles konnte unmöglich wahr sein, redete ich mir ein. Schließlich konnte man sich nicht selbst ansehen – außer man war tot. Und bisher fühlte ich mich nicht besonders tot.
Ich beugte mich über die Gestalt. Himmel, hatte ich eine lustige Nase. Wer hätte gedacht, dass sie so … spitz war? Ich trottete um den Körper herum, damit ich mir besser ins Gesicht schauen konnte. Irgendwie sah ich anders aus als im Spiegel – mein Gesicht war schmaler und unregelmäßiger, als ob ich ein Auge zusammenkneifen würde. Eine Haarsträhne bedeckte meine Wange. Ich beugte mich herab und stupste das Gesicht vorsichtig an.
6
Einen Schritt weiter
Zoë
Ich wache auf und höre mich winseln.
Auuu … Alles tut weh.
Au,
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