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Hundekuchen zum Fruehstueck

Hundekuchen zum Fruehstueck

Titel: Hundekuchen zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsa Watson
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kippten.
    Gleichzeitig näherte sich weiteres Unheil und lenkte die Blicke der Anwesenden zur Eingangstür. Eine ältere Dame mit pinkfarbenem Hut hatte in Begleitung von vier angeleinten Zwergspitzen und einer Deutschen Dogge das Café betreten.
    An normalen Tagen galt im Glimmerglass dieselbe Regel wie in allen anderen Cafés und Bistros der Stadt: Solange wenig Betrieb herrschte und niemand Einspruch erhob, waren uns gut erzogene Hunde willkommen – und das trotz aller Vorschriften und der Panik, die mich in ihrer Gegenwart regelmäßig ergriff. Bei Hochbetrieb dagegen mussten die Vierbeiner draußen warten, ganz egal, wie manierlich sie waren.
    Meine Nerven waren also aufs Äußerste gespannt, als ich zur Tür eilte, um die Lady zu bitten, ihre Lieblinge wieder nach draußen zu bringen. Im selben Moment entglitten der Dame die Leinen, und die Hunde schossen davon, als würden sie aus dem Gefängnis ausbrechen. Einer schnupperte ausgiebig am Schoß einer Lady an Tisch neun herum, während der nächste auf Nimmerwiedersehen im Gewühl verschwand. Mir war sofort klar, dass das böse enden würde. In einem Blutbad. In einem furchtbaren Gemetzel. Mit Kindern ohne Finger und zerbissenen Waden unserer Gäste.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Deutsche Dogge die Vorderpfoten auf einen Tisch stützte und die Suppe eines Kindes aus dem Teller schlabberte, während der Kleine vor Lachen nur so quietschte. Einer der Zwergspitze sauste mit einem Brötchen im Maul vorbei, doch als ich mich auf ihn stürzte, entkam er mir, weil ich vor lauter Angst nicht energisch genug zuzupacken wagte. In der nächsten Sekunde sprang ich plötzlich hoch in die Luft. Irgendetwas beleckte meinen Knöchel!
    Ein bunter Film von Gesichtern wirbelte um mich herum. Manche lachten, doch andere starrten mich nur fassungslos an. Inzwischen thronte einer der Zwergspitze auf dem Schoß einer Lady. Ich rannte hin, um ihn zu verscheuchen und die Frau zu retten. Tatsächlich war ich wild entschlossen, dem Hund an die Gurgel zu gehen. Doch bevor ich die beiden erreichte, sprang die Dogge in Riesensätzen auf mich zu. Speichelfäden tropften von ihren Lefzen herunter – ein wahrer Menschenfresser.
    Ich schrie wie am Spieß. So wie man in einem Horrorfilm schreit, wenn es einem vor Entsetzen eiskalt über den Rücken läuft. Jedermann im Café konnte mich hören, aber das war mir egal. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht aufhören können. » Hinaus mit euch, ihr hinterhältigen Biester! Ich hasse euch! Ja, ich hasse euch!«
    In diesem Augenblick flammte ein Blitzlicht auf, und zwar unmittelbar vor meiner Nase. Nachdem die Sternchen verflogen waren, blinzelte ich und sah mich dem jüngsten Reporter des Madrona Advocate gegenüber.
    Am nächsten Morgen schlug ich die Zeitung auf und fand meine wildesten Befürchtungen bestätigt. Das Foto von mir war grauenhaft – das dunkle Haar stand mir wie Stacheln um den Kopf, und mein Mund war sperrangelweit aufgerissen. In der Hand hielt ich einen Löffel und zielte damit wie mit einem Schwert auf die Deutsche Dogge. Und darunter: Jessica Sheldon, die Inhaberin des Glimmerglass Cafés, beschimpft die Hunde von Mary Beth Osterhoudt, der Besitzerin von Oster Organic Dog and Cat Foods und Hauptsponsorin des Wuffstock Festivals. Mrs. Osterhoudt erwägt, dem größten Event unserer Stadt in Zukunft ihre Unterstützung zu versagen, die sich immerhin auf die stolze Summe von zehntausend Dollar im Jahr beläuft.
    Das war der schwärzeste Augenblick in meinem Leben.
    Und ich war ganz allein daran schuld. Ein Hund war doch nur ein Hund, wie Kerrie immer so schön sagte. Die Verrückte war in diesem Fall ich. Ich allein. Ich hatte die Katastrophe verursacht. Ich … und meine Paranoia – meine panische Angst vor Hunden.
    Unserer kleinen Stadt zu schaden, war das Letzte, was ich wollte. Doch genau das hatte ich getan – und Madrona verübelte mir den Auftritt gründlich. Das Reservierungstelefon im Café verstummte, die Leute zogen die Hunde zur Seite, wenn sie mich nur kommen sahen, die Kaufleute fürchteten um ihre Umsätze, und der Stadtrat sorgte sich um den guten Ruf Madronas. Und Kerrie und ich fürchteten, das Glimmerglass vielleicht für immer schließen zu müssen. Wer würde da noch immer behaupten, dass es keine schlechte Reklame gibt? Es gibt sie wohl.
    Der Gedanke, das Café zu verlieren, war mir unerträglich – das Glimmerglass war der einzige Ort, an dem ich mich zu Hause fühlte. Dass ich das

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