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Hundestaffel

Hundestaffel

Titel: Hundestaffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Abermann
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Mädchen? Du glaubst doch nicht, dass die dichthalten?“
    Im selben Moment kam Maria wieder die Stufen herunter. Sie sah entspannt aus, auch wenn ihr Blick immer noch leer war. Wie ein Zombie stieg sie über Leo hinweg und steuerte auf das Sofa zu. Sie ließ sich hineinplumpsen wie ein kleines Kind, das gerade Gehen lernt.
    Hannes lachte triumphierend: „Weißt du, woran die drei sich erinnern werden? An nichts. An gar nichts. Sieh sie dir doch an! Vollkommen glücklich!“
    Bélisa lag mit halb geschlossenen Augen auf dem Sofa, Maria krabbelte gerade zu ihr und legte den Kopf auf ihren Bauch. Sie schnurrte zufrieden.
    „Alkohol und Rohypnol“, sagte Hannes, als dozierte er aus einem medizinischen Handbuch, „eine potente Mischung.
Clean fun
. Macht gefügig und löscht die Erinnerung … Zumindest dieser Punkt sollte sogar dir langsam klar geworden sein.“ Damit sah er mich hämisch an: „Oder hast du da was vergessen?“ Er lehnte sich nach vorn, als spräche er mit einem Kind. „Oder hast du’s nur geträumt?“ Er lachte. „Man soll nicht von allem kosten wollen“, fügte er leise hinzu, doch laut genug, dass ich es auf jeden Fall hörte.
    Ich hatte mich nach einem Zufluchtsort gesehnt, nach einem ursprünglichen Zustand, einer Erinnerung, die weiß war und offen. Nach einer Welt außerhalb der Erinnerung. Doch nun wusste ich, was es bedeuten konnte, die Tür zu dieser Welt des Vergessens aufzustoßen. Ich sah durch die Pforte. Die Welt dahinter war schwarz. Nicht weiß. Nicht offen. Der Film spulte in meinem Kopf zurück. Ich dachte an diese kleine Bewegung. Dieses Zucken von Hannes’ Hand auf der Tanzfläche am Vorabend, das Stroboskoplicht, das sich kurz und flüchtig über dieser Hand entlud, die kleine Bewegung beleuchtete, bevor sie schnell wieder unterging. Hannes’ Hand, die sich kurz und reflexartig bewegt hatte. Diese Bewegung war mir bemerkenswert erschienen, ohne dass ich sie verstanden hatte. Eine Bewegung, als wollte man jemanden an etwas hindern. Diese Bewegung von Hannes’ Hand, als ich im Palace nach einem blauen Cocktail gegriffen hatte. Dem blauen Cocktail des Mädchens, dessen Namen ich vergessen hatte und dessen Gesicht nun langsam wieder aus den Nebeln auftauchte und sich auf dem Sofa niederließ. War es ein Testlauf gewesen? Und ich eine unvorhergesehene Störung, als ich auf das Mädchen zugetorkelt war? Hannes’ Hand hatte gezuckt. Doch schließlich hatte er nicht eingegriffen, sondern lieber einen neuen Cocktail geordert.
    Rohypnol und Alkohol. Clean fun. Geputzte Erinnerung. Es war haarsträubend. War ich nicht doch einfach betrunken gewesen? Hatte ich vielleicht doch nur geträumt? Träumte ich vielleicht immer noch? Welche Anhaltspunkte hatte ich noch, um zu entscheiden, was richtig war und was falsch?
    Hannes genoss sichtlich meine Unsicherheit. Er sah sie als Chance, mich zu überzeugen.
    „Ich sage dir, die wissen morgen nicht einmal mehr, dass wir beide hier waren“, raunte er mir zu, selbstsicher.
    „Aber ich werde es wissen.“
    „Dann behalt es für dich“, schnappte Hannes.
    Er kam auf mich zu, ließ seine Bewegungen milder erscheinen, fasste mich mit beiden Händen an den Schultern. Er senkte die Stimme, ließ sie eindringlich klingen.
    „Niemand wird davon erfahren. Das bleibt einfach zwischen uns. Unser Geheimnis. Alles wird so sein wie davor. Ich werde schweigen. Du wirst schweigen.“
    Ich riss mich los. Einige Schritte, und ich griff nach dem Telefon auf dem Tisch.
    Hannes zuckte zusammen, er ballte die Fäuste. Sein Körper spannte sich an.
    „Ich schwöre dir: Ruf an und ich verscharr dich mit ihm“, presste er hervor.
    Das Telefon in meiner Hand zitterte. Der Hase kam mir in den Kopf, daneben lag ich selbst. Die Ameisen rannten mir über das Gesicht, die Arme, die Hände. Mein Daumen lag auf der Wähltaste. Ein Pfau hackte dem Hasen das Auge aus. Ich war bereit, die Tasten zu drücken, und wusste doch nicht, ob ich es tun sollte. In der Größe der Welt war ein kleiner Körper nichts wert. Der Pfau krähte, und sein Ruf klang wie Hannes’ Lachen. Hannes wiederholte, ruhiger, mit Nachdruck:
    „Wähl die Nummer und ich bring dich um.“
    Mein Hals schnürte sich zu. Ich dachte an die kleine Bewegung, die ich fast übersehen hatte. Ich dachte daran, dass man sie sichtbar machen musste, damit auch Hannes sichtbar wurde. Ich war mir sicher, dass ich ihn bestraft sehen wollte. Ich war nur noch unsicher, ob ich mich damit nicht selbst ans Messer

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