HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
zu viel. Schlagen unsere dünnen Artgenossen doch über die Stränge, dann zieht deren Naturell einen Energie-„Ablassschein“ in Form kleiner, zusätzlicher Bewegungen im Alltag und verbrennt überflüssige Kalorien mittels Fidgeting.
Mustermenschen gibt es nicht
Manche Körper sind also so ausgelegt, dass sie dick werden „wollen“, andere hingegen „wollen“ dünn bleiben. „Ganz schön ungerecht verteilt, aber dafür auch in jeder der beiden Ausprägungen konsequent“ – so könnte man denken, wenn man Dicksein in unserer heutigen Gesellschaft als Nachteil und Schlankheit mit dem Prädikat Vorteil bewertet. Doch ist es tatsächlich so? Oder erachten wir das durchtrainierte Kunstideal nur aufgrund der medialen Dauerinfiltration inzwischen als „normale Körperform“? Klar ist, dass die Gesellschaft umgekehrt zum Nahrungsangebot definiert, was dünn und was dick sein soll, und daraus ein Modell ableitet. Derzeit leben wir im Überfluss, also ist der dünne Mensch up to date. Doch genauso wie jeder Geist einzigartig ist, so stellt jeder menschliche Körper ein natürliches Unikat dar, und davon gibt es die unterschiedlichsten Ausprägungen. Es existiert kein standardisierter „Menschenmaßstab“, an dem wir uns messen müssen. Akzeptieren Sie Ihren Körper und respektieren oder tolerieren Sie zumindest andere Körperformen.
Was schließen wir noch daraus? Seien Sie sich im Klaren darüber, dass Ihr Körper ein gewisses Gewichtsziel, sein persönliches „Idealgewicht“ hat und über Hunger und Esslust alles daransetzt, diesen „Setpoint“ zu verteidigen. Die Variationsbreiten reichen dabei wie immer in der Natur von einem Extrem zum anderen – von spindeldürr bis hin zu krankhaft adipös, abhängig von unserem Erbgut, sozusagen der individuellen genetischen „Zwangsjacke“. Im Idealfall fühlen Sie sich in Ihrer Erbjacke wohl und leben dementsprechend Ihre Natur aus, das heißt, Sie essen und trinken fast immer, worauf Sie Lust haben, ohne negative Konsequenzen.
Sind Sie mit dem „Ergebnis“ Ihrer Nahrungsaufnahme jedoch unzufrieden, haben Sie stets zwei Möglichkeiten derEinflussnahme auf Ihr Körpergewicht: Sie können sowohl Ihre Bewegung als auch die Menge des Essens anpassen. Fühlen Sie sich unzufrieden dünn, dann treiben Sie muskelaufbauenden Kraftsport – Ihr Körper wird den energetischen Mehrbedarf via „Mehrhunger“ signalisieren, und Sie essen mehr, sodass Ihre Muskulatur wachsen kann.
Sie haben die Wahl …
Fühlen Sie sich zu füllig, durchleuchten Sie Ihr Leben zuerst schonungslos nach Situationen, in denen Sie hungerfrei aus Langeweile, Frust, Kummer oder reiner Gewohnheit essen. Eliminieren Sie dieses „kompensatorische Essen“ aus Ihrem Leben und einige überflüssige Pfunde verschwinden sicher von ganz allein. Essen Sie hingegen bereits nur bei echtem Hunger und möchten Ihren natürlichen Setpoint auf ein niedrigeres Kunstgewicht drücken, dann machen Sie sich auf einen Kampf gegen Ihren Körper bereit, der Disziplin und Verzicht erfordert: Bauen Sie insbesondere mehr Bewegung in Ihren Alltag ein oder treiben Sport – aber bitte nur solche Disziplinen, die Ihnen Spaß machen und Sie nicht stressen, denn sonst kann Sport dick machen. Und Sie müssen weniger essen, als Sie wollen. Vermeiden Sie dabei spezielle Diäten. Es kommt bei der Gewichtsreduktion allein auf eine negative Energiebilanz an – die aufgenommene Gesamtenergiemenge muss geringer sein als der Verbrauch. Essen Sie also weiterhin, worauf Sie Lust haben, nur eben weniger: Sie dürfen leider nicht mehr richtig satt werden – und das wahrscheinlich Ihr Leben lang, wollen Sie entgegen Ihrem Naturell dauerhaft dünn bleiben. Seien Sie sich daher im Klaren darüber, dass diese kulinarische Zurückhaltung nicht Ihren körperlichen Grundbedürfnissen entspricht und zu Problemen führen kann.
Welche Entscheidung wir auch treffen – Fakt ist: Wir haben es immer selbst in der Hand, wie dünn oder dick, wie rubensförmig oder austrainiert wir aussehen. Je mehr Willenskraft dabei eingesetzt werden muss, um sich über seine natürlichen Bedürfnisse, über seine Setpoint hinwegzusetzen, desto höher ist der „Preis“, den wir dafür zahlen – beispielsweise in Form von Essstörungen und Unzufriedenheit, bedingt durch unbefriedigte Bedürfnisse. In diesem Sinn: Wählen Sie Ihren ganz persönlichen Weg zwischen Wunsch und Wirklichkeit sehr weise und essen Sie so, dass Sie sich gut fühlen.
Den Abschluss
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