HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)
überraschende Erkenntnis des „autonomen Körpers“, die maßgeblichen Einfluss auf unser Gewicht hat.
Versteckte Bewegungen vs. Versteckte Kalorien
„Kleinvieh macht auch Mist!“
F ür zahlreiche Wissenschaftler ist inzwischen unbestritten: Übergewichtige bewegen sich im Alltag deutlich weniger als Schlanke. Dabei kommt es weniger auf sportliche Betätigung an, sondern auf die Alltagsaktivitäten im Allgemeinen und die vielen unbewussten Bewegungen im Speziellen, die die Dünnen von den Dicken unterscheiden. Haben Sie schon mal vom Fidgeting gehört?
Nehmen Sie sich bitte eine Minute Zeit und lassen Ihre gewohnte Tagesroutine vor Ihrem inneren Auge ablaufen. Legen Sie dabei den Fokus auf die „kleinen Bewegungen“ im Alltag. Das sind zum einen bewusste Aktivitäten wie kurzes, aber sinnfreies Umherlaufen am Arbeitsplatz oder zu Hause, von der Couch aufstehen und sich strecken und wieder hinlegen oder an einer Bushaltestelle nicht stehen, sondern umhergehen. Hinzu kommen die „unbewussten Bewegungen“, die wir kaum bemerken: mit den Beinen wippen, Finger tippeln, sich übers Gesicht streichen, mit den Armen sprechen oder die vielen kleinen Positionswechsel beim Sitzen. Was sehen Sie davon, wenn Sie Ihren Alltag Revue passieren lassen?
Haben Sie vieles davon bei sich entdeckt, so liegt die Vermutung nahe: Sie gehören zu den schlankeren Zeitgenossen unter uns. Denn Ihr Körper betreibt „Fidgeting“, das in unserer Überflussgesellschaft einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum täglichen Kalorienverbrauch leistet. Unter dem Begriff „Fidgeting“ werden die vielen kleinen, meist unbewussten Körperbewegungen zusammengefasst, die pro Tag eine Energiemenge von350 kcal zusätzlich verbrauchen können . Und auch hier hat die Natur uns Menschen wieder mit unterschiedlichen Genen ausgestattet: Übergewichtige „fidgen“ sehr wenig, Schlanke hingegen viel. Klingt erneut ungerecht verteilt? Könnte man so sehen. Denn den Dünnen erleichtern die „Mini-Movements“, schlank zu bleiben, obwohl unsere übergewichtigen Mitbürger diesen „Zusatzverbrenner“ besser gebrauchen könnten. Aber stattdessen kommt zur Leibesfülle noch genetisch bedingte „alltägliche Trägheit“ durch fehlendes Fidgeting hinzu. Rein natürlich betrachtet ist jedoch auch diese Verteilung nachvollziehbar: Warum sollte ein Organismus, der auf der einen Seite für schlechte Zeiten seine Fettspeicher auffüllt, auf der anderen Seite diese Reserven für „sinnloses Gezappel“ wieder aufbrauchen? Das ist nicht schlüssig. Hingegen passt es ins Schema der Schlanken, dass deren Organismus mit Fidgeting zahllose Möglichkeiten besitzt, um vereinzelt sogar mehr als 350 überflüssige kcal am Tag „raus“zuschleusen. Am Rande erwähnt: Schlanke Menschen verbrauchen auch mehr „Heizenergie“ als Schwergewichte – sie geben wesentlich mehr Wärme ab, weil sie schlechter (fett-)isoliert sind und eine größere Körperoberfläche haben.
Fidgeting – das Genglück der Dünnen?
Der Leiter der Fidgeting-Studie interpretiert die Ergebnisse als Bestätigung, dass Fidgeting aufgrund des beachtlichen Energieverbrauchs ein wesentlicher Faktor bei der Ausprägung von Fettleibigkeit sei . Nachvollziehbar, wenn Sie sich bitte erneut Herrn Meier ins Gedächtnis rufen, der nur allein durch Fidgeting seine überflüssigen Kalorien verbrauchen und so keine zwölf Kilogramm Fett in zwei Jahren zunehmen würde, sondern sein Gewicht beibehielte. Gerade die kleinen Gänge, etwa von einem Zimmer ins nächste, tragen wesentlich zum Energieverbrauch und zur Fettverbrennung bei, meint auch Professor MarkusStoffel von der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich. Aber diese „kleinen Gänge sind wesentlich vermindert bei Dickleibigen“. Dem entspricht eine Studie der Universität Queensland Ende 2010: Je öfter sitzende Menschen aufstehen, um sich kurz zu bewegen, desto schlanker und gesünder sind sie . Die Forscher empfehlen daher: Statt sitzen zu bleiben, besser gelegentlich aufstehen und umherlaufen. Diese kleinen Gänge von nur einer Minute können sogar gesünder sein als „normaler Sport“, denn das „Büro-Fidgeting“ reduziert das Körpergewicht und senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen effektiver. In die Fidgeting-Theorie fügen sich auch Ergebnisse einer Untersuchung zur Rolle eines Hirnbotenstoffs namens „Bsx“, der für die Steuerung des Bewegungsantriebs verantwortlich ist: „Die Unterschiede in der
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